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TS 04: Das endlose Schweigen

TS 04: Das endlose Schweigen

Titel: TS 04: Das endlose Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
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bequemere Position und schritt dann mit weit ausholenden Schritten auf den fernen Highway zu.
    Für einen kurzen Augenblick tauchte Sally in seinem Gedächtnis auf – es war eine sehr schöne und erfreuliche Erinnerung. Aber er sah sich nicht mehr um.
    Die Partnerschaft war zu Ende gegangen.

 
6. Kapitel
     
    Tief im Schatten hockte er in der Nähe des Strandes und wartete auf das trockene Krachen des Karabinerschusses. Die alte Frau mußte verrückt gewesen sein, wenn sie glaubte, heimlich über die Brücke gelangen zu können – verrückt, oder vollkommen ausgehungert. Wie konnte die Dunkelheit der Nacht sie verbergen, wenn die Soldaten auf der anderen Seite der Brücke mit Infrarotlampen und Zielfernrohren auf den Gewehren ausgerüstet waren?
    Auf einer Länge von knapp 700 km war dies hier die einzige noch existierende Brücke über den Mississippi. Die Chancen der alten Frau waren gleich Null.
    Irgendwo im Dunkel krachte der Schuß.
    Gary blieb still liegen. Er wußte genau, was jetzt geschehen würde. Ein Soldat in weißem Schutzanzug würde auf die Brücke hinausgehen und den Körper der Gefallenen mit dem Fuß anstoßen. War noch Leben in ihr, dann würde ein zweiter Schuß fallen. Dann würde er die Leiche in den Fluß werfen.
    Gary hörte das Aufklatschen nur undeutlich.
    Langsam kroch er die Uferböschung hinauf und suchte hinter dem Wall die kleine Bodensenke, in der er gelegen hatte, als die alte Frau vorbeigekommen und er ihr gefolgt war. Hätte sie Lebensmittel bei sich getragen, hätte er sie ihr abgenommen. Die Alten und daher Hilflosen verloren ihre Vorräte stets an die Jüngeren und Kräftigeren.
    Nun lag er in seiner Bodensenke auf dem Rücken und betrachtete den bewölkten, mondlosen Himmel. Die Nacht war heiß und stickig, eine typische Sommernacht in Illinois am Ufer des Mississippi. Vielleicht würde es bald regnen.
    Es war gleichgültig, wie alles gleichgültig war, was nicht unmittelbar mit dem Problem zusammenhing, Nahrung und Trinkbares zu beschaffen, ohne sich unnötig in Gefahr zu begeben. Er mußte am Leben und gesund bleiben, bis die Quarantäne aufgehoben wurde.
    Die Armee schuldete ihm mehr als einen Jahressold. Irgendwann in den vergangenen Wochen war er 31 Jahre alt geworden, und er entsann sich jenes Tages, da er von seinem Rausch aufwachte und feststellen mußte, daß er sich auf der falschen Seite des Mississippi befand. Wie gut hätte er auch auf der andern Seite sein können, vielleicht sogar bei der Brückenwache. Aber nein, er war in der verlassenen Stadt, in der nur er noch lebte.
    Nein, noch jemand hatte dort gelebt – ein Mädchen, das Juwelengeschäfte plünderte. Wie hieß sie nur? Sally? Nein, Sally war das Mädchen, das sich für Oliver entschieden hatte. Oder Bea? Nein, das war ja noch später gewesen, unten in New Orleans, bevor er nach Norden gezogen war.
    Ein Geräusch ließ ihn zusammenzucken.
    Gary rollte sich auf den Bauch und schob das Gewehr vor. Er legte den Zipfel seiner Jacke über das Schloß, ehe er den Sicherungshebel umlegte.
    Ganz still war es in der schwülen Nacht und kein Laut verriet die Anwesenheit eines anderen Menschen. Irgendwo in der Nähe zirpten unentwegt Heuschrecken. Aber jetzt kam das Geräusch wieder. Es war zwischen ihm und dem Fluß. Langsam richtete er den Lauf des Gewehrs in die ungefähre Richtung.
    Plötzlich sah er eine Bewegung gegen den fast schwarzen Himmel. Drei Gestalten waren es, die auf die Brücke zuschritten, um sich in der Nähe des Ufers zu Boden sinken zu lassen.
    Gary atmete auf, denn er wußte nun, mit wem er es zu tun hatte. Leichenfledderer, mehr nicht. Der Schuß hatte sie angelockt, und sie waren gekommen, um den Toten vielleicht aus dem Fluß zu ziehen. Wenn schon keine Lebensmittel mehr gefunden wurden, so hatte man doch wenigstens Aussichten darauf, Kleidung zu erbeuten.
    Gary sah sie verschwinden und atmete erleichtert auf.
    Auf seinem langen Weg vom Süden zum Norden hatte er viele Methoden des Überlebens kennengelernt. Ganze Banden schlossen sich zusammen und überfielen einsame Farmen und manches Mal sogar regelrechte Siedlungen. Einmal hatte er ein kärgliches Nachtmahl mit einem Neger geteilt, der ihn vor den Mordbanden des Nordens warnte, um in der gleichen Nacht zu versuchen, Gary im Schlaf zu erstechen. Aber Gary hatte auch Frauen und Kinder gesehen, die mit kleinen Beuteln versehen über die Felder streiften, um die Heuschrecken einzusammeln. Jeder versuchte eben auf seine Weise, am Leben zu

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