TS 04: Das endlose Schweigen
aufsteigenden Feuerwerksrakete nach:
„Huuuiii – bang!“
„Mach, daß du von hier verschwindest!“ kam Olivers Stimme wütend aus dem Dunkel.
Gary lachte und machte die Tür von außen zu.
Eine genaue Zeitrechnung besaßen sie nicht, aber unbewußt warteten sie alle drei auf den Sommer.
* *
*
Es mochte Ende Januar oder Anfang Februar sein, als sie die restlichen Lebensmittel aus dem Wagen holten und in der Hütte verstauten. Wenn der Frühling kam, mußten sie sich um neue Vorräte kümmern, aber bis dahin war noch Zeit. Nachdem sie die Arbeit beendet hatten, nahm Oliver Gary beim Ärmel und zog ihn wenig von der Hütte fort. Schweigend schritten sie am Strand entlang, bis sie weit genug entfernt waren.
„Nun rede schon!“ forderte Gary seinen Freund Oliver auf. „Die ganzen Tage schleppst du etwas mit dir herum, ich habe das schon bemerkt.“
„Es ist ein wenig kompliziert“, gab Oliver zu und suchte nach Worten. Hilflos betrachtete er die kleinen Wellen, die gegen den sandigen Strand spülten.
„Das ist die erste Gelegenheit, bei der ich dich so sehe“, grinste Gary. „Du bist doch sonst nie um ein Wort verlegen. Teilen wir nicht alles miteinander, und sollten wir nicht Vertrauen zueinander haben? Wir sind doch Partner, oder nicht? Fifty-fifty!“
„Das ist es ja eben, Gary. Unsere Partnerschaft …“
„Willst du sie aufgeben?“
„Nimmst du das von mir an?“
„Ich muß es, so wie du davon redest.“
Oliver sah ihn voll an.
„Es stimmt auch. Sally meint, es wäre besser so.“
„Sally?“
Oliver gab sich einen sichtlichen Ruck.
„Einer von uns beiden wird Vater, Gary …“
Gary betrachtete ebenfalls den Strand plötzlich voller Interesse. Er hatte sich etwas Ähnliches schon lange gedacht, aber trotzdem nicht damit gerechnet.
„Also einer von uns?“ machte er und sah nicht besonders geistreich dabei aus. „Was werden wir nun tun, wenn es soweit ist? Uns gegenseitig beglückwünschen?“
„Ich weiß es nicht“, gab Oliver verzweifelt zu. „In einer solchen Lage bin ich noch niemals zuvor gewesen. Ich weiß wirklich nicht, wer von uns der Vater ist.“
Auf Garys Lippen zeigte sich das erste Anzeichen eines Grinsens. Aber Oliver winkte heftig ab.
„Ich will nicht, daß du das Ganze als einen Witz auffaßt. Wir müssen unsere Partnerschaft beenden, und du mußt sofort aufhören …“
„Was muß ich?“ sagte Gary und blieb stehen.
„Corporal!“ entgegnete Oliver und legte seine Hand auf die Schulter des andern. „Ich will der Vater sein, und Sally möchte es auch. Sie liebt mich. Was soll denn das Kind später von uns denken?“
Gary betrachtete seinen Partner für lange Sekunden, ehe er mit leichtem Stirnrunzeln aufs Meer hinausschaute.
„Schon gut, Oliver. Ich denke, wir verstehen uns.“
Oliver gab sich keine Mühe, seine Erleichterung zu verbergen. Er drückte die Hand Garys und in seinen Augen war ein freudiges Aufleuchten, als er sagte:
„Danke, Corporal! Ich habe mit Sally lange genug darüber gesprochen, aber wir fanden keinen Ausweg. Sie fürchtete, wir würden uns zerschlagen. Ich werde sofort zu ihr gehen und sie beruhigen.“ Er wandte sich zum Gehen und drehte sich noch einmal um. „Und wenn du im nächsten Winter wieder einmal in diese Gegend kommst, besuche uns. Du willst doch sicher das Kind sehen?“
„Kommt auf die Umstände an“, gab Gary zurück.
Keine acht Tage später verließ Gary die Insel.
Obwohl die beiden Männer und auch Sally versuchten, nach außen hin das alte Verhältnis vorzutäuschen, wußte doch jeder, daß es nichts als Fassade war. Innerlich wuchs die versteckte Spannung, und es wäre früher oder später zu einer Entladung gekommen.
Gary steckte sich die Taschen voller Munition und hing sich den einen mit Lebensmitteln gefüllten Sack um die Schulter. Als Waffen wählte er einen Revolver und ein Gewehr. Er schüttelte Oliver kräftig die Hand und warf Sally einen Handkuß zu, ehe er sich in Bewegung setzte.
„Wohin wirst du gehen?“ fragte Oliver noch.
„Vielleicht zum Strom“, gab Gary zurück. „Ich will es mal am Oberlauf versuchen.“
„Nicht tauchen?“
„Wahrscheinlich nicht. – Halt deine Augen offen, Oliver!“
„Mache ich. Dir rate ich das gleiche, Corporal!“
Gary nickte noch einmal, wandte den beiden dann den Rücken zu und begann, über die verbliebenen Holzreste der Brücke zum Festland zu klettern. Dort angelangt, rückte er den Lebensmittelsack in eine
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