Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 04: Das endlose Schweigen

TS 04: Das endlose Schweigen

Titel: TS 04: Das endlose Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
Vom Netzwerk:
bleiben.
    In den Bergen von Kentucky-Tennessee war er auf sechs Soldaten gestoßen, die ebenfalls auf der falschen Seite des Flusses geblieben waren. Ihr Anführer, ein einfacher Dienstgrad, ersetzte durch ungewöhnliche Muskelfülle seinen fehlenden Rang. Er lud Gary ein, bei ihm zu bleiben.
    Gary lehnte ab.
    „Das wäre mir zu gefährlich, denn ich hörte euch schon, als ihr noch drei Kilometer entfernt wart. Sechs Mann sind leichter zu ernähren als sieben.“
    „Wie du willst, Kamerad“, meinte der andere und betrachtete den gut ernährten Gary. „Wo hast du überwintert?“
    „In Texas“, gab Gary ihm bereitwillig Auskunft. „Da gibt es noch eine Menge Vieh.“
    „Danke, ich werde daran denken. He – Texas? Das liegt doch auf der andern Seite des Flusses!“
    „Nun, es kann auch Arkansas gewesen sein; Geographie war immer schon meine Schwäche.“
    „So? Nun, ich gebe dir einen Rat: lasse dich nicht noch einmal von uns erwischen. Das zweite Mal ziehen wir dich aus.“
    „Bevor ihr mich seht, habe ich euch schon lange gehört, Freund. Wenn ich dir einen Rat geben kann: gib die Führung ab und überlaß sie einem, der an der Front war. Dann lebt ihr länger.“
    Er wartete, bis sie aufbrachen und den fernen Hügeln zustrebten.
    Der Letzte in der Gruppe drehte sich noch einmal um und winkte ihm zu. Dann war er wieder allein. Er wußte eigentlich nicht recht, was er wollte, aber er interessierte sich dafür, ob die Bewachung der Quarantänegrenze im Norden genauso streng war wie im Süden.
    So lag er jetzt in seinem Erdloch, das Gewehr mit dem Lauf auf dem ausgestreckten Arm ruhend. Ein bemerkenswerter Stoppelbart zierte sein Angesicht und trug sicherlich nicht dazu bei, sein Aussehen vertrauenerweckender zu gestalten.
    Wie lange noch würden sie die Quarantäne aufrecht erhalten? Bisher war er niemals Patrouillen begegnet, die von drüben kamen, um den Boden nach Bakterien zu untersuchen, wie Oliver das vermutet hatte. Soweit er die Lage zu überblicken vermochte, war in dieser Hinsicht bisher überhaupt nichts unternommen worden. Die restlichen Brücken blieben gesperrt und der Versuch, auf die andere Seite des Flusses zu gelangen, wurde mit dem Tode bestraft. Ab und zu zog ein einsames Flugzeug hoch im Himmel seine Kreise, aber es machte niemals den Versuch einer Landung. Vielleicht fotografierte man das verseuchte Land, die zerstörten Städte und die wenigen Menschen, die im Freien standen und empor starrten.
    So war mehr als ein Jahr vergangen, seit jenem schrecklichen Tag, da Amerika in zwei Hälften geteilt worden war. Mit Tagen oder höchstens Wochen hatte er damals gerechnet, Oliver sogar sehr pessimistisch mit einem oder zwei Monaten. Und nun waren es 13 oder 14 Monate geworden.
    Die ersten schweren Regentropfen lösten sich aus den Wolken und fielen zur Erde. Lange würde es nicht dauern, und er wäre durchnäßt bis auf die Haut. So erhob er sich denn und schritt langsam auf das Ufer zu. Dort wuchsen einige Bäume, und überhängendes Erdreich bot Schutz gegen den Regen.
    Mit dem Regen war auch sein Mut gesunken. Nichts ist unangenehmer, als nachts von einem Unwetter überrascht zu werden und zu wissen, daß man kein Obdach besitzt.

 
7. Kapitel
     
    Mit Schweißtropfen auf der Stirn wartete Gary. Er wußte, daß sie dicht hinter ihm waren und sich ständig näherten. Reglos hockte er auf seinem Bündel und lauschte auf die spärlichen Geräusche, die das Anschleichen seiner Verfolger verrieten. Drei mußten es sein, denn er hatte sie vor dem Unwetter zum Fluß gehen sehen. Und drei gegen einen – das war immer sehr ungünstig, besonders dann, wenn man die gegenseitige Bewaffnung nicht kannte.
    „Bewege dich nicht!“
    Unwillkürlich zuckte Gary zusammen, aber dann saß er wieder reglos und wartete darauf, daß sich der Mann zeigte. Obwohl er darauf gefaßt gewesen war, so war er nun doch erschrocken. Die fremde Stimme konnte die Nervosität ihres Besitzers nicht verbergen, wenngleich dieser bestimmt den Lauf einer Waffe auf seinen Rücken gerichtet hatte. Hinzu kam, daß er zwei Bundesgenossen besaß.
    „Wirf das Gewehr fort!“
    Gary legte das Gewehr sehr vorsichtig neben sich auf die Erde. Drei Männer mußten es sein, die sich an ihn herangeschlichen hatten. Jene drei Leichenfledderer, die er vor einiger Zeit zum Fluß hatte eilen sehen, als die Soldaten die alte Frau erschossen hatten.
    „Und jetzt steh langsam auf!“ befahl die nervöse Stimme.
    Gary tat wie befohlen und hob

Weitere Kostenlose Bücher