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TS 04: Das endlose Schweigen

TS 04: Das endlose Schweigen

Titel: TS 04: Das endlose Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
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Eltern.“
    „Ich weiß doch gar nicht, wo Lee ist“, gab sie zu bedenken.
    Er legte ihr seine Hand auf die in Unordnung geratenen Haare.
    „Pah, das ist einfach. Im Krieg war ich Kundschafter. Ich habe alle Spuren gefunden, und keiner ist mir entgangen. Wir gehen einfach auf deinen eigenen Schneespuren zurück.“
    Sie betrachtete ihn voller Bewunderung.
    „Du hast auch Germans und Japaner gefunden?“
    „Natürlich! Doch nun komm, sonst sorgen sich deine Eltern.“
    Er öffnete die Tür auf der andern Seite, damit sie die beiden Toten nicht sehen konnte, und kletterte aus dem Wagen. Die Spur war leicht zu finden.
    Sie führte durch spärlichen Wald hindurch und endete schließlich auf einer Lichtung mit einigen Gebüschen.
    Hier war der Schnee besonders arg zertrampelt und zeugte von einem stattgefundenen Kampf.
    Nicht weit entfernt lag die schwarze Gestalt von Lee.
    „Du wartest hier, Sandy. Ich hole ihn.“
    Sie nickte, lehnte sich gegen einen Baumstamm und sah ihm nach.
    Ein Teil von Lees Kleidung war abgestreift, und ein Stück Fleisch herausgeschnitten worden. Eine Weile stand Gary stumm vor der Leiche des Jungen, die Zähne gegen die Unterlippe gepreßt. Etwas Ähnliches hatte er erwartet, wenn die Quarantäne lange genug dauerte und der Hunger größer wurde. Während des Krieges hatte es einmal einen authentischen Fall von Kannibalismus gegeben, als Japaner auf einer Insel eingeschlossen und von jeder Zufuhr abgesperrt waren. Zuerst hatten die Gefangenen dran glauben müssen, dann die eigenen Leute. Die Stärksten hatten damals die Belagerung überlebt.
    ,Nun ist es auch bei uns so weit’, dachte Gary bitter. ,Diese verdammte Armee, der verdammte Mississippi!’
    Er beugte sich herab und bedeckte die bloße Stelle mit Kleiderfetzen. Dann legte er sich den Körper über die Schulter und hielt ihn mit einer Hand fest. In der andern befand sich sein Gewehr. Er rief das Mädchen.
    Sie kam sofort herbeigelaufen.
    „Ist er – tot?“
    „Ja, er ist tot. Wir bringen ihn nach Hause.“
    Er sah, daß sie geweint hatte. Sie zitterte am ganzen Körper.
    „Aber ich weiß doch nicht, wo wir sind. Jetzt auf einmal finde ich mich nicht mehr zurecht.“
    „Habe ich dir nicht erzählt, daß ich ein Kundschafter bin?“
    „Ja, aber …“
    „Kein aber, Sandy. Wir werden es schon finden. Hat eure Farm Scheunen oder sonst Gebäude, die man auf weitere Entfernung hin wahrnehmen kann?“
    „Ja, große Scheunen.“
    Sie versuchte, nicht auf die Leiche ihres Bruders zu blicken.
    „Dort drüben ist ein Hügel, siehst du ihn? Zwei Bäume stehen auf seinem Gipfel. Von dort aus haben wir einen guten Überblick. Notfalls mußt du eben auf einen Baum klettern. Einverstanden?“
    „Einverstanden!“ Sie nickte und folgte ihm, die Augen auf den Schnee geheftet.
    Während sie voranschritten, dachte Gary über seinen Plan nach. Sobald sie die Farm gefunden hatten und sich ihr näherten, würde er Sandy vorschicken. Das wäre besser als eine weiße Flagge, und man würde nicht sofort auf ihn schießen. Der Farmer würde sich zumindest erst einmal die Geschichte anhören wollen. Und schließlich mußte ihn die Tatsache überzeugen, daß ihm ein vollkommen Fremder seine Kinder nach Flause brachte. Gary lächelte still vor sich hin.
     
    *       *
    *
     
    „Bleiben Sie stehen!“ befahl Hoffmann mit kalter Stimme.
    Gary blieb stehen und wartete.
    Der Farmer hielt eine Flinte älteren Modells in seinen Händen und hatte die Mündung drohend auf Gary gerichtet. Er stand in der offenen Tür zu seinem Haus, hinter ihm sah Gary die Gesichter einer älteren Frau, eines noch jungen Burschen und Sandys. Furcht und Schrecken zeigten sich auf ihren Gesichtern.
    „Leg den Jungen auf die Erde!“ fuhr Hoffmann fort. „Und das Gewehr!“
    Gary befolgte ohne ein Wort der Entgegnung den Befehl und trat dann einige Schritte zur Seite.
    Hoffmann war ein Mann in mittlerem Alter, sein Gesicht zeigte die Spuren des vergangenen Jahres. Trotzdem waren seine Augen klar und scharf geblieben. Das Gewehr immer auf Gary gerichtet, kam er näher und sank neben seinem toten Sohn auf die Knie.
    „Seien Sie vorsichtig“, warnte Gary ruhig. „Mit dem Jungen ist etwas geschehen, das ich nicht verhindern konnte. Ich kam zu spät.“
    Hoffmann sah ihn fragend an.
    „Wie meinen Sie das?“
    „Ihre Tochter fand mich erst, nachdem alles vorbei war. Sie führte mich zur Stelle des Überfalls, und wir fanden Ihren Sohn. Wenn Sie ihn auswickeln, so lassen

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