TS 04: Das endlose Schweigen
und das Reserverad.“
„Wir werfen Ihnen beides heraus. Kommen Sie nicht näher, Sie sind schließlich verseucht.“
Gary trat zurück und wartete, bis Reifen und Wagenheber in den Schmutz fielen. Dann machte er sich an die Arbeit. Er schob das Instrument unter die vordere Achse und begann, den Hebel hin und her zu bewegen, bis das Rad frei in der Luft schwebte.
„Beobachten Sie die Umgebung, Leutnant“, warnte er zwischendurch. „Ich möchte nicht, daß man mir eins auf den Pelz brennt.“
„Keine Sorge, wir passen schon auf.“
Gary fühlte eine irrsinnige Hoffnung in sich emporsteigen, aber er hütete sich, seinem mißmutigen Gesicht einen andern Ausdruck zu geben.
Die Männer in den beiden Wagen gehörten zu den überlebenden Helden von Washington, das war sicher. Sechs Personen im Ganzen, in jedem Fahrzeug drei. Sie hatten die lange Fahrt gewagt, hatten die Fahrzeuge vollgeladen mit Lebensmitteln und Waffen, Munition und Schutzanzügen. Ihr Ziel war das Westufer des Mississippi.
Aber sie kannten das Land und das Leben darin nicht, denn sonst würden sie ihm nicht so blindlings vertrauen. Sie nahmen ihn nicht mit, wollten ihn zurücklassen.
Er schraubte das Reserverad fest und löste dann die Ventilkappe. Umgekehrt stieß er sie in das Ventil, bis ein leises Zischen zu hören war. Dann erst richtete er sich auf.
„Wollen Sie den Wagenheber zurück, Leutnant?“ fragte er.
Der Offizier zögerte. Daran hatte er nicht gedacht. Wenn der Mann verseucht war, dann war es jetzt auch der Wagenheber. Aber es konnte sein, daß man ihn wieder benötigte. Also befahl er:
„Legen Sie ihn hinten in den Wagen.“
Gary nickte und schritt zur Rückseite des Fahrzeugs. Die Tür wurde geöffnet, und er hob das schwere Instrument in die Höhe. Als er näherkam, starrte er in die Mündung des MGs. Dahinter saß ein Soldat und rauchte eine Zigarette. Der Duft hätte Gary wild machen können, wenn er sich nicht beherrscht hätte.
„Reinlegen!“ sagte der Soldat.
„Schon gut“, knurrte Gary und legte den Wagenheber auf den Boden neben das Maschinengewehr. Dann trat er zurück, einen verlangenden Blick auf die qualmende Zigarette werfend.
Der Soldat schloß die Tür.
„Danke, Corporal“, ließ sich die Stimme des Offiziers vernehmen. „Sie haben heute Ihrer Regierung einen großen Dienst erwiesen, und ich werde Sie in meinem Bericht erwähnen.“
„Danke, Sir. Was ist mit Lebensmitteln?“
„Ach so, ja.“ Er beugte sich zurück und kam dann wieder zum Vorschein. Zwei Dosen warf er Gary zu. „Mehr kann ich Ihnen nicht geben, so leid es mir tut.“
„Danke. Und noch etwas, Leutnant: halten Sie sich während der Nacht fern von den Städten, dort gibt es Räuberbanden. Bleiben Sie in der offenen Landschaft, dann kann Ihnen nicht viel geschehen.“
„Werden wir machen, Corporal. So, und nun heben Sie Ihre Waffe erst dann auf, wenn wir ein Stück entfernt sind.“ Er ließ den Motor an und setzte das Fahrzeug in Bewegung. „Alles Gute, Corporal!“
Die beiden Wagen rollten davon.
Die hintere Tür öffnete sich noch einmal, und der Maschinengewehrschütze schaute heraus.
„Hier, du elender Hundesohn!“ rief er und warf ein Paket Zigaretten heraus. Gary gab keine Antwort, aber in seinen Augen war ein Glitzern.
Er wartete, bis die Fahrzeuge weit genug entfernt waren, dann bückte er sich nach den beiden Konservendosen, seinem Gewehr und den Zigaretten.
Mit wenigen Sätzen war er dann in den nahen Büschen abseits der Straße verschwunden.
Wenn er die Schnelligkeit, mit der die Luft aus dem Reifen entwich, richtig abgeschätzt hatte, würde er den Konvoi einholen können, wenn die Nacht hereingebrochen war.
Es kam jetzt nur noch darauf an, welchen Lagerplatz sie sich erwählten.
* *
*
Rückseite an Rückseite standen die beiden Wagen geparkt. Es war einer jener alten Lagerplätze für Touristen, wenige Meter abseits der Straße. Eine Baumgruppe bot Schutz gegen Wind.
Drei Holztische standen dicht dabei. Man mußte wohl vergessen haben, sie zu verbrennen, denn Holz war knapp in diesem Buschgelände. Eine eingefaßte Quelle bot ständig frisches Trinkwasser.
Gary hätte die geparkten Fahrzeuge übersehen, wenn er nicht sehr scharf aufgepaßt hatte und nur langsam am Rand der Straße entlang gegangen wäre. Aber die Ausfahrt hatte ihn auf den Parkplatz aufmerksam gemacht.
Er hockte versteckt in einem Gebüsch, nicht weit von dem Konvoi entfernt, und überlegte, wie es ihm am
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