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TS 04: Das endlose Schweigen

TS 04: Das endlose Schweigen

Titel: TS 04: Das endlose Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
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zu erreichen, würden weitere Transporte folgen.“
    „Ich verstehe nicht, warum man euch keine Schutzmannschaft mitgegeben hat. Man weiß doch, was diesseits des Flusses los ist.“
    „Corporal“, lachte der Soldat bitter, „wen hätte man uns mitgeben können? Die meisten unserer Leute wurden bei der Katastrophe getötet, durch Bomben oder durch die Seuche. Seitdem leben wir in der unterirdischen Festung Knox. Wir haben mehr Wagen als Männer.“
    Er schwieg.
    Gary dachte nach. Vielleicht würde es dem Soldaten wirklich gelingen, das andere Ufer zu erreichen. Sein Entschluß war gefaßt.
    „Ich denke“, sagte er, „es ist besser, wenn wir den Leutnant mitnehmen. Er liegt dort drüben zwischen den Bäumen. Hole ihn!“
    „Aber…“
    „Los, hole ihn!“ Gary machte eine Bewegung mit der Waffe.
    Der Soldat ging voran, Gary dicht hinter ihm. Sie legten den schlaffen Körper des Offiziers in die rückwärtige Kabine, zwischen die Holzkisten.
    „Dann können wir also. Wie steht es mit Benzin?“
    „Vollgetankt! Wir haben eigene Vorräte mit uns.“ Der Soldat warf Gary einen schiefen Blick zu. „Die Sache mit dem Reifen war ein häßlicher Trick.“
    Garys Grinsen verlor sich in der Dunkelheit.
    „Ich werde den einen Wagen fahren. Kannst du mit dem andern nachkommen?“
    „Natürlich, aber du wirst doch nicht …?“
    „Was geht es dich an, was ich mache? Der Leutnant wird mich sicher über die Brücke bringen. Du kannst mir folgen, wenn du willst. Aber du wirst nur dann leben, um den Mississippi zu sehen, wenn du schnell bist und immer zuerst schießt. Ich persönlich würde dir aus langer Erfahrung raten, nach Süden zu ziehen.“
    „Du wirst niemals über den Fluß kommen, Buddy! Ich werde dir folgen und den Soldaten erzählen …“
    Gary lachte laut auf und näherte sein Gesicht dem seinen.
    „Du kannst mir ruhig folgen, aber du wirst ihnen nichts erzählen können. Scheinbar hast du noch nicht begriffen. Ich bin ein Soldat von Fort Knox, du aber, Freund, bist ein feindlicher Agent!“
    Er schlug ihm mit der flachen Hand gegen die Halsschlagader.
    Dann riß er die Verteilerkappe und die Zündkabel aus dem Motor des zweiten Wagens, zerschmetterte das Wasserglas des Vergasers und warf die Zündschlüssel weit in die Büsche. Er zog schließlich den Toten zwischen den Rädern hervor und zog ihm die Uniform aus. Sie würde ihm einigermaßen passen. Ebenso nahm er ihm Soldbuch und Erkennungsmarke ab, um die Verwandlung zu vervollständigen.
    Mit einiger Mühe untersuchte er den Inhalt des Wagens, den er für die Fahrt auswählte, und fand genügend Konserven, Waffen, Munition, das Maschinengewehr und einige Benzinbehälter.
    Befriedigt setzte er sich hinter das Steuer und ließ den Motor an. Ohne Licht lenkte er das Fahrzeug auf die Straße und rollte langsam in Richtung Westen davon.
     
    *       *
    *
     
    Irgendwo in Illinois hielt Gary an, kletterte aus dem Wagen und nahm das Maschinengewehr mit. In einiger Entfernung setzte er die Waffe ab und begann, den Wagen mit Geschossen zu durchsieben. Er achtete darauf, keine lebenswichtigen Teile zu verletzen.
    Als das Fahrzeug schließlich aussah, als wäre es zwischen zwei erbittert kämpfenden Fronten hindurchgefahren, brachte er das MG wieder in die Kabine zurück. Er zog seine Kleider aus und warf sie, zusammen mit Soldbuch und Erkennungsmarke, in die nahen Sträucher. Die erbeutete Uniform paßte, wie erwartet. Die Erkennungsmarke hängte er sich vorschriftsmäßig um den Hals. Er hieß von nun ab Forrest Moskowitz. Mehrere Male las er die Nummer der Erkennungsmarke, um sich die Ziffern merken zu können. Auch die Papiere des toten Leutnants kannte er. Man würde erwarten, daß er sie – und wenn nur aus Neugier – gelesen habe, nachdem der Vorgesetzte gefallen war.
    Nun konnte nicht mehr viel geschehen, es sei denn, jemand an der Brücke kannte Fort Knox zu gut.
    Er steckte schließlich die Leiche des Leutnants in einen der weißen Schutzanzüge und zog sich selbst einen solchen an. Dann erst startete er und fuhr weiter.
    Der Wagen näherte sich der Felsenbrücke über den Mississippi.
    Nun waren es fast zwei Jahre her seit jenem Tag, da er betrunken im Hotel aufwachte und die Welt ihr Gesicht verändert hatte. Zwei Jahre lang hatte er von der Hand in den Mund gelebt, mit einer vagen Hoffnung auf eine ungewisse Zukunft. Zwei Jahre des Umherwanderns, des Jagens, des Gejagtwerdens und des Tötens. Wieviel Menschen hatte er getötet, um selbst

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