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TS 04: Das endlose Schweigen

TS 04: Das endlose Schweigen

Titel: TS 04: Das endlose Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
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weniger Lärm verursachte und genauso gut tötete, wenn man sich nahe genug an das Opfer heranschleicht. Um also selbst zu überleben und sich nicht zu verraten, wechselte er seine Taktik und wählte die leichte Waffe. Er wartete nur, bis irgendwo in der Ferne der Knall einer andern Waffe ertönte, das bedeutete nichts anderes, als daß jemand ein Wild erlegt hatte. Er hatte dann nur den Jäger unschädlich zu machen, um die Beute zu erlangen. Sicher, kein moralisches Heldenstück, aber die einzige Möglichkeit, den andern Tag zu erleben.
    Die Ebene vor ihm war weit und leer, frisch gefallener Schnee bedeckte sie. Nichts auf ihr rührte oder regte sich.
    Vorsichtig schob er die schützenden Zweige vor dem Eingang beiseite und kroch Zoll für Zoll vorwärts. Dabei witterte er nach allen Seiten und besonders nach oben. Endlich richtete er sich auf und trat ins Freie. Über der Höhle erstreckte sich ein sanfter Hügel, dem er seine Aufmerksamkeit schenkte.
    Vor drei oder vier Jahren hatte hier jemand versucht, ihn zu überfallen. Tagelang mußte der Fremde über dem Höhleneingang gelegen und gewartet haben, bis er herauskäme. Als es dann geschah, hatte er mit einem rostigen Bajonett zugestoßen. Nur der Umstand, daß er dabei zu langsam vorgegangen war, hatte Gary das Leben gerettet. Der ehemalige Corporal hatte das Handgelenk blitzartig ergriffen und den Mann herabgezogen. Später hatte er den Hügel mit Drähten bespannt, die ihm jede Annäherung sofort verrieten.
    Langsam ging er den Abhang hinunter der Ebene entgegen. Mehr als einmal drehte er sich um und betrachtete seine verräterischen Fußspuren in dem frischen Schnee. Sie gaben sein Versteck preis, aber im Augenblick konnte er nichts dagegen tun, er mußte sich auf sein Glück verlassen und darauf, daß niemand in der Nähe war. Der Vorteil jedoch lag offensichtlich auf der Hand: er würde einen Fremden ebenfalls sofort an seinen Spuren bemerken.
    Der Schnee hatte aber noch andere Vorteile: er konnte die wenigen Kaninchen ausfindig machen, die noch geblieben waren, auch Wiesel und Feldmäuse, eben alles, was man essen konnte. Er stellte Fallen, denn die Munition war knapp und wertvoll.
    Am Fuße des Hügels ließ sich Gary auf dem gefrorenen Grund nieder, das Gewehr schußbereit und pausenlos Witterung nehmend. Die Luft war kalt und still, die Welt war leer, und nichts außer ihm schien zu leben. Manchmal sehnte er sich nach der Vergangenheit, in der noch andere Menschen – Männer und Frauen – durch das Schweigen wanderten, ohne Gefahr für sich selbst, solange sie die notwendige Vorsicht walten ließen. Er erinnerte sich an ein Farmhaus in Wisconsin, an eine Familie, die darin lebte, und an das kleine Mädchen, das er vor dem Tode gerettet hatte. Aber das war schon so lange her, viele, viele Jahre bereits. Damals war er noch jünger gewesen und kannte drei Mahlzeiten täglich. Heute kannte er deren nur noch drei in einer Woche – wenn er Glück hatte.
    Immer noch lag die Ebene still und weiß vor ihm. Ein alter Highway zog sich mitten durch sie dahin. Er war voller Risse und Sprünge.
    Ein einziger Wagen war einmal an ihm vorbeigefahren in den vergangenen Jahren. Wieviel waren es überhaupt gewesen? Zehn vielleicht? Wie lange war es her, seit er damals in dem kleinen Hotel aufgewacht und sich in einer ihm fremden Welt befunden hatte? Wann war das mit Florida, Sally und Oliver gewesen? Wann der unglückliche Ausflug auf die andere Seite des Flusses? Zehn Jahre bestimmt, eher noch mehr. ja, ein einziger Wagen war hier auf dieser Straße vorbeigekommen. Ein schwer gepanzertes Fahrzeug, ähnlich wie damals der Postwagen. Das Geräusch hatte ihn aus der Höhle gelockt, und am liebsten wäre er in die Ebene geeilt, auf den Wagen zu. Aber dann hatte er sich versteckt und hatte dem davonrollenden Fahrzeug nachgeschaut, bis es am Horizont verschwunden war.
    Er stand auf und wanderte langsam am Fuße des Hügels entlang.
    Von den Flügeln herab kam ein kleiner Fluß, der jetzt fest zugefroren war. Das war sein Jagdgebiet. Manchmal erlegte er hier trinkendes Wild, manchmal aber auch Menschen. Jetzt im Winter war die Jagd des gefrorenen Baches wegen fast sinnlos, aber trotzdem versuchte er es, pirschte sich näher heran und ließ sich auf die Knie nieder, um nach Spuren zu suchen.
    Er fand nichts und ging weiter. Keine Spuren verrieten die Anwesenheit eines Tieres. Vielleicht war er zu früh gekommen.
    In der Ferne erklang plötzlich das gedämpfte Krachen eines

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