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TS 04: Das endlose Schweigen

TS 04: Das endlose Schweigen

Titel: TS 04: Das endlose Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
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Schusses.
    Überrascht und plötzlich mit fieberhafter Erwartung erfüllt sank Gary geräuschlos in sich zusammen und lauschte. Vorsichtig suchte er den Horizont ab.
    Es mußte eine mittelschwere Flinte gewesen sein, aber so genau ließ sich das auf die Entfernung hin nicht bestimmen. Ihn hatte man nicht bemerkt, sonst würde man sich gehütet haben, einen Schuß abzufeuern.
    Der Gedanke daran, eventuell eine Beute erlangen zu können, erhöhte den bohrenden Hungerschmerz in seinen Eingeweiden. Er wartete gerade lange genug, um sich davon zu überzeugen, daß niemand anders den Schuß gehört hatte und in der gleichen Richtung eilte, dann sprang er auf und bewegte sich vorsichtig durch die vereinzelten Sträucher, diese als spärliche Deckung ausnutzend. Aber rings um ihn war die Welt leer, nur dort drüben, dem Horizont entgegen, befand sich ein Mensch.
    Der Schuß mußte in Richtung der Stadt gefallen sein, jener Stadt, die immer eine tödliche Bedrohung bedeutete, da sie zu viele Verstecke bot. Die wenigen noch lebenden Menschen liebten die Städte, träumten in ihnen von vergangenen Zeiten und benutzten die Ruinen als fertige Verstecke. Andere, weniger Vorsichtige, kamen in diese Städte und wurden die leichte Beute der dort Lauernden. Es gab natürlich auch Städte, in denen kein Mensch mehr hauste, und Fremde betraten sie nicht, weil sie eventuelle Bewohner fürchteten.
    Fast zwei Stunden benötigte Gary, um der Stadt nahe zu kommen. Und hier fand er auch die frische Spur im Schnee.
    Sofort ließ er sich auf die Knie nieder und hockte da, ein dunkler Fleck auf der weißen Fläche, aber trotzdem nicht auf weite Entfernung hin sichtbar. Aufmerksam betrachtete er die Spuren des Mannes, der hier vorbeigekommen war. Sein Gewicht konnte nicht viel mehr als anderthalb Zentner betragen, denn die Spuren hatten sich nicht tief eingedrückt. Seltsam schien es Gary, daß die Schuhe scheinbar eine gute, neue Sohle besaßen. Die regelmäßige Spur verriet Gary außerdem, daß der Mann gut ernährt sein mußte, trotz seines geringen Gewichtes, denn er war aufrecht und sicher gegangen, ohne einmal zu stolpern. Der rechte Fuß zeigte etwas tiefere Abdrücke, offensichtlich hatte der Fremde auf der Schulter etwas Schweres getragen.
    Aber er hatte keine Vorsicht walten lassen und seine Spur nicht zu verwischen versucht. Vielleicht eine Falle –?
    Nur ein Narr würde dieser Spur offen folgen, einer Spur, die so offensichtlich einem wohlgenährten Reisenden gehörte. Ein halb Verhungerter allerdings kannte keine Vorsicht, er würde hinter seiner vermeintlichen Beute hereilen, um sie zu erlegen. Er würde sie natürlich niemals erreichen.
    Die Spuren führten in die Stadt.
    Gary kroch ein wenig näher und beobachtete die leeren Straßen, die halb zerfallenen Häuser und die verlassenen Bürgersteige. Nichts regte sich, und aus keinem der Kamine kam verräterischer Rauch.
    Eine ganze Stunde verging so, und Gary begann zu frieren. Er vermochte nicht, die geringste verdächtige Bewegung festzustellen.
    Gary wartete reglos auf den Schneefall.
    Am späten Nachmittag wurde seine Geduld belohnt. Es begann in dicken, schweren Flocken zu schneien.
    Bald hatte der Schnee den reglos verharrenden Gary bedeckt, der nun nichts anderes mehr war als ein kleiner, weißer Hügel in der weiten Ebene vor der Stadt.
    Er schnupperte, und der Geruch ließ ihn hellwach werden.
    Es war unmöglich, die erhaltene Witterung zu identifizieren.
    Eine halbe Stunde später jedoch roch er den Qualm eines Feuers.
    Gary wachte weiter. Der Rauch war in der klaren Nacht nicht zu sehen, aber er war da. Der Geruch von vorhin war nicht zurückgekehrt.
    Langsam wurde ihm klar, daß er nun nicht mehr länger warten konnte. Wenn es Tag wurde, konnte er sich nur von der Stadt zurückziehen in die Sicherheit seiner Höhle.
    Er zögerte nur wenige Sekunden, ehe er langsam auf die schattenhaften Umrisse der nicht weit entfernten Häuser zuzukriechen begann. Sein Magen knurrte jetzt rebellischer denn je.
    Er kroch auf allen Vieren und achtete sorgfältig darauf, daß der Schnee, der seinen Rücken bedeckte, nicht herabfiel. Der Geruch des Rauches wurde intensiver, je näher er den ersten Häusern kam, und plötzlich hatte er seinen Ursprung entdeckt. Er kam aus dem halbzerfallenen Kamin des ersten Hauses, am Rande des Feldes, das er überquerte. Vorsichtig schlich er näher, umkreiste das Haus, legte ab und zu Pausen ein, um aufmerksam zu lauschen und zu beobachten.
    Vor der

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