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TS 04: Das endlose Schweigen

TS 04: Das endlose Schweigen

Titel: TS 04: Das endlose Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
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schritt er von neuem hinein in das nicht enden wollende Schweigen des verlorenen Kontinents.

 
12. Kapitel
     
    Weit hinein in den Golf von Mexiko ragte die bekannte Halbinsel. Wie damals noch wellte sich der sandige Strand, und die heiße Sonne brannte vom blauen Himmel herab. Aber das war auch das einzige, das sich nicht geändert hatte.
    Gary stocherte in den ausgebrannten Trümmern der Fischerhütte herum und suchte nach Anhaltspunkten über den Verbleib der ehemaligen Bewohner. Vielleicht konnte er herausfinden, wann das Unglück geschehen war, und wie. Es konnte schon einige Jahre her sein, wer wollte das wissen.
    Er wanderte am Strand entlang und schaute hinaus auf die weite See und erinnerte sich jenes Tages, da Oliver und Sally ein Segel gesehen hatten. Heute war er sicher, daß es eine Täuschung gewesen sein mußte.
    Der alte Postwagen war verschwunden und hatte keine Spuren hinterlassen. Der Ofen in der Hütte war das einzige, was nicht vom Feuer zerstört war. Die Metallteile allerdings waren zum Teil abgeschmolzen und bildeten ein häßliches Durcheinander verrosteten Alteisens. Die alte Holzbrücke war fast völlig abgebrochen worden, wahrscheinlich, um Brennholz abzugeben. Der Rest verfaulte, halb im Wasser liegend. Der Wind, der Regen und die See hatten alle Spuren einer menschlichen Anwesenheit verwischt. Nur seine eigenen Fußspuren im Sand zeugten von der Anwesenheit eines lebendigen Wesens.
    Oliver war verschwunden, Sally war verschwunden – und das Kind war ebenfalls verschwunden.
    Wo waren sie geblieben?
    Ärgerlich stieß er mit dem Fuß gegen die verbrannten Reste der Hütte, und es kam ihm überraschend zum Bewußtsein, daß der Vorteil, hier an der warmen Küste zu überwintern, überhaupt kein Vorteil mehr war. Zu viele der noch Überlebenden wanderten im Winter nach Süden, denn auch sie hatten den warmen Sand und den Fischreichtum der See entdeckt.
    Und nur zu gut wußte Gary, daß diejenigen, die jetzt noch lebten, die Gefährlichsten waren, der eiserne Kern gewissermaßen. Der harte Rest einer untergegangenen Menschheit östlich des Mississippi.
    Er verhielt seine Schritte, um nachzurechnen.
    War es nicht das fünfte Jahr seit der Katastrophe? Vor fünf Jahren fielen die Bomben, und er erwachte in dem kleinen Hotel. Und in einem der letzten Jahre hatten Fremde diese Hütte auf der Halbinsel gefunden. Sie hatten sie überfallen, ausgeraubt und schließlich verbrannt.
    Was aber hatten sie mit den Bewohnern gemacht?
    Sein nackter Fuß stieß gegen etwas Hartes. Er bückte sich und strich den losen Sand beiseite, denn der Gegenstand war halb eingegraben. Dann hielt er die kleine Kette in der Hand, die Oliver seiner Sally zu Weihnachten geschenkt hatte. Die Holzstückchen waren noch gut erhalten und boten ein überzeugendes Argument für die Schnitzkunst des ehemaligen Nachrichtensoldaten.
    Gary ließ die Kette fallen und beeilte sich, die Insel zu verlassen. Er war sich auf einmal der Gefahr bewußt, die sein unachtsamer Aufenthalt auf dem freien Strand heraufbeschwor.

 
13. Kapitel
     
    Er mußte unbedingt etwas zu essen auftreiben.
    Drei Tage hatte er schon nichts mehr gegessen, und in seinen Därmen wühlte der Hunger. Die Luft in der Höhle war nicht besonders gut, sondern feucht und muffig. In dem Eimer war nicht mehr als ein halber Liter Wasser, den er vielleicht noch rationieren konnte, aber trotzdem benötigte er unbedingt eine Mahlzeit. Sonst wurde er zu schwach, um noch eine Flinte halten zu können. Und das bedeutete, er wurde zu schwach zum Kämpfen.
    Die letzten Wurzeln, die er aus dem gefrorenen Boden gerissen hatte, waren aufgebraucht. Er hatte sich an ihren bitteren Geschmack gewöhnt und wäre jetzt froh gewesen, hätte er noch welche.
    Gary nahm seine kleinkalibrige Büchse und kroch zum Ausgang der Höhle, um die schneebedeckte Ebene aufmerksam zu betrachten.
    Früher war ihm ein schweres Gewehr lieber gewesen, eine Waffe, die weit reichte und eine Beute auf große Entfernung töten konnte. Aber die Verhältnisse hatten sich in den vielen Jahren grundlegend geändert, und Männer, die ihre Taktik nicht änderten und bei diesen schweren Waffen blieben, lebten längst nicht mehr.
    Ein Schuß aus einem schweren Jagdgewehr oder einem Karabiner ist so laut, daß man ihn weit zu hören vermag, denn das Land ist still und wachsam. Ein Schuß aber bedeutet einen Menschen, und ein Mensch bedeutet Nahrung!
    Sehr schnell hatte Gary herausgefunden, daß eine leichte Flinte viel

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