TS 07: Die Außerirdischen
wenn Sie wünschen, können Sie in die Zentrale kommen und die Landung auf Ihrem Mond miterleben. Ich denke, damit biete ich Ihnen auch etwas, das Sie noch nie zuvor gesehen haben.“
Er wandte sich um und schritt davon. Im gleichen Augenblick betrat Hedley den Raum und beide Männer gingen dicht aneinander vorbei. Der Offizier hatte die Bestrafung des Mannes, der seinen Vize angeschossen hatte, nicht mehr erwähnt. Es schien, als habe er den Vorfall vollkommen vergessen.
13. Kapitel
Lockhart saß in der lächerlich kleinen Krankenstation der SHEK-KALDOR, des stolzen Schiffs der galaktischen Reiseagentur. Er wartete auf die Ankunft des Schiffsarztes, dessen Existenz an Bord eines Passagierliners unerläßlich schien, obwohl sich Lockhart nicht erklären konnte, wieso man Kranke nur mit Büchern zu heilen vermochte; die halbe Station bestand aus einer Bibliothek.
Kernetsin lag bewußtlos auf einem Bett und stöhnte leise vor sich hin. Ein Schlafmittel ließ ihn die Schmerzen ertragen. Lockhart fühlte eine unerklärliche Sympathie für den Vizekapitän.
Vierundzwanzig Stunden zuvor allerdings hatte alles ganz anders ausgesehen. Zwar hatte Kelly den Kapitän des Fährboots davon überzeugen können, daß es sich bei der Gruppe Menschen um willige Bewerber für die Agentur handelte, aber Hedley hatte sich in großer Gefahr befunden, für seinen Schuß auf Kernetsin hart bestraft zu werden. Trotz der hohen Zivilisationsstufe der Galaktischen Union schien das Gesetz zu bestehen: Auge um Auge, Zahn um Zahn.
Das Geräusch der zur Seite gleitenden Tür schreckte ihn aus seinen Gedanken hoch. Ein Mann in Shorts und silberfarbener Bluse hatte den Raum betreten und sah auf ihn herab. Er kreuzte die Arme vor der Brust, neigte das Haupt eine Kleinigkeit und sagte:
„Ich bin Naydrad.“
„Mein Name ist Lockhart“, erwiderte Lockhart und erhob sich. Er streckte dem außerirdischen Kollegen die Hand entgegen.
Naydrad sah verwundert auf die dargebotene Hand, wich ein wenig zurück und beugte sich dann über den bewußtlosen Patienten. Lockhart entsann sich der Warnung Kellys, keine unbedachten Handlungen zu begehen und sich vorsichtig zu benehmen. Welche Bedeutung mochte eine dargebotene Hand auf der Heimatwelt des Arztes haben?
Schlimm konnte es jedenfalls nicht gewesen sein, denn der Arzt richtete sich nach wenigen Augenblicken wieder auf und begann, Fragen zu stellen. Zwar waren es nicht die einfachen und harmlosen Fragen des Kapitäns der Fähre, sie gingen mehr ins Detail und wollten alles ganz genau wissen, aber sie verrieten doch die erschreckende Unwissenheit des Arztes in den primitivsten chirurgischen Angelegenheiten.
Lockhart war darauf vorbereitet gewesen, dem anderen zu assistieren, um Erkenntnisse der interstellaren Medizin zu erfahren. Und nun befand er sich in der umgekehrten Situation. Das also, dachte er ein wenig ärgerlich, war der Repräsentant einer Kultur, die sich über alle bewohnten Welten der Galaxis spannte, einer Kultur, die das Geheimnis der Unsterblichkeit kannte. Er brachte es nicht fertig, seine Neugierde länger zu zügeln.
„Sie besitzen doch, wenn ich nicht irre, die Fähigkeit, das menschliche Leben nach Belieben zu verlängern. Wie kommt es, daß Sie trotzdem Interesse für die Grundbegriffe der Chirurgie zeigen?“
„Unsterblichkeit hat nichts mit Chirurgie zu tun“, antwortete Naydrad ein wenig erstaunt über soviel Unkenntnis. Dann fragte er wie nebenbei: „Sie und Ihre Freunde wollen trotz aller Gefahren Angestellte der Agentur werden, nur wegen der Lebensverlängerung. Warum eigentlich?“
Lockhart empfand die Frage als überflüssig, ja, sogar als dumm. Er erzählte ein wenig über den Wunsch jedes Menschen, länger leben zu können als die Natur vorschrieb, kam auf das Ideelle zu sprechen und schloß:
„Es gibt soviel zu tun – und das Leben ist zu kurz dazu.“
Naydrad schüttelte den Kopf.
„Ich verstehe das nicht. Bei uns ist die entsprechende Behandlung eine Selbstverständlichkeit, aber deswegen gibt es nicht mehr zu tun. Im Gegenteil, das Leben ist langweilig und man kann diese Langeweile nur bekämpfen, indem man große Reisen unternimmt.“
„Aber hinter dieser Behandlung muß doch eine ausgezeichnete medizinische Wissenschaft stehen“, behauptete Lockhart. Er sah auf den Verwundeten herab. „Der Kapitän der Fähre wollte diesen Mann töten, nur weil er seiner Ansicht nach Schmerzen fühlte. Wir töten ein Tier, wenn es unheilbar verwundet
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