TS 08: Das Reich der fünfzig Sonnen
hundert Bomben einen bewohnten Planeten treffen würde, war mathematisch betrachtet nahezu gleich Null.
Am sechsten Tage der Suche klickte Maltbys Sichtplatte, und das Gesicht Vizeadmiral Dreehans erschien darauf. »Captain Maltby, würden Sie sich in meinem Büro melden?«
»Jawohl, Sir.«
Maltby folgte dem Befehl sofort. Der Adjutant nickte und ließ ihn in Dreehans Kabine. Maltby fand den Kommandanten auf einem Stuhl, in die Betrachtung eines Radiogramms vertieft. Der ältere Mann legte das Dokument mit der Vorderseite nach unten und nötigte Maltby, in dem Stuhl vor seinem Schreibtisch Platz zu nehmen.
»Captain, welcher ist Ihr Status unter den Gemischten?«
Also waren sie schließlich doch auf diese Frage verfallen.
Maltby empfand keine Unruhe. Er starrte den Offizier an und ließ den Ausdruck der Verwirrung auf seinem Gesicht erscheinen. Dreehan war ein Dellier von mittlerem Alter mit dem stattlichen Körperbau und der vornehmen Erscheinung seiner Rasse. Maltby antwortete: »Ich könnte Ihnen nicht einmal genau sagen, als was sie mich ansehen. Teilweise vermutlich als einen Verräter. Wenn sie sich mit mir in Verbindung setzen – was ich meinen Vorgesetzten stets melde –, trete ich gegenüber dem Agenten, der mit mir spricht, stets für eine Politik der Offenheit und Versöhnung ein.«
Dreehan schien dies zu erwägen; dann fragte er: »Was halten die Gemischten von dieser Angelegenheit?«
»Ich bin mir nicht sicher. Mein Kontakt ist zu vage.«
»Sie werden doch aber irgendeine Vorstellung haben?«
»Soweit ich weiß«, erwiderte Maltby, »glaubt eine Minorität unter ihnen, daß die Erde die Fünfzig Sonnen früher oder später auf jeden Fall ausfindig machen wird; deshalb – so argumentiert sie – sollte man die gegenwärtige Lage zum eigenen Vorteil ausnutzen. Die Mehrheit, die es müde ist, im Verborgenen zu leben, hat sich jedoch eindeutig entschieden, mit dem Rest der Fünfzig Sonnen konform zu gehen.«
»Wie ist das Verhältnis?«
»Etwas mehr als vier zu eins.« Maltby sprach die Lüge ohne Zögern aus.
Dreehan zauderte; dann: »Besteht irgendeine Möglichkeit, daß jene andersdenkende Minorität einseitig vorgehen wird?«
Maltby warf schnell ein: »Möglich, daß sie es gern täten, aber sie vermögen es nicht, wie mir versichert wurde.«
»Warum nicht?«
»Sie haben keinen wirklich qualifizierten Raummeteorologen in ihren Reihen.«
Das war erneut gelogen. Das Problem lag wesentlich tiefer. Hunston strebte mit legalen Mitteln die Herrschaft über die Gemischten an. Solange er glaubte, sie auf diese Weise erreichen zu können, hatten Maltbys Berater ihm mitgeteilt, würde er das Gesetz nicht selbst in die Hand nehmen. Auf dieser Information beruhte jetzt sein Netz aus Falschheit und Aufrichtigkeit.
Eine Pause trat ein, und Maltby fragte sich, was hinter diesem Verhör stecken mochte. Endlich räusperte sich Dreehan. Er schien sich zu einem Entschluß durchgerungen zu haben, denn er nahm das Radiogramm und händigte es Maltby aus. »Dies ist für Sie eingegangen«, erklärte er. Freimütig fügte er hinzu: »Falls es verschlüsselt sein sollte, ist es uns jedenfalls nicht gelungen, dahinter zu kommen.«
Es war selbstverständlich in Code abgefaßt, wie Maltby auf den ersten Blick sah. Darauf also hatte der Admiral hingesteuert.
Die Botschaft lautete:
Captain Peter Maltby
An Bord Schlachtschiff Atmion
Die Regierung der Gemischten dankt Ihnen für Ihre Vermittlung in den Verhandlungen mit den Regierungen der Fünfzig Sonnen. Seien Sie sicher, daß die Vereinbarungen von unserer Seite in jeder Hinsicht erfüllt werden, und daß die Gesamtheit der Gemischten bestrebt sein wird, die angebotenen Privilegien zu erhalten.
Eine Unterschrift war nicht vorhanden, was bedeutete, daß der Hilferuf über Subraumfunk ausgestrahlt und der Atmion direkt zugegangen war.
Er mußte natürlich vorgeben, dies nicht zu wissen – bis er sich darüber klar geworden war, was er tun mußte. Verwundert bemerkte er: »Ich sehe keine Unterschrift. Wurde sie absichtlich weggelassen?«
Vizeadmiral Dreehan wirkte enttäuscht. »Ihre Vermutung ist nicht besser als meine.«
Einen Augenblick tat der Offizier Maltby leid. Kein Dellier oder Non-Dellier würde jemals hinter den Code dieser Botschaft kommen. Das Geheimnis beruhte auf dem Besitz zweier Gehirne, die darauf trainiert waren, sich zu vereinen. Diese Unterweisung wurde als so grundlegend in der Erziehung der Gemischten angesehen, daß Maltby
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