TS 12: Unternehmen Schwerkraft
übliche Methode, das Netz in seinen Weg zu legen und ihn hineinlaufen zu lassen, würde nicht viel nützen. Wir müßten die Netze irgendwie um seinen Körper und seine Beine herumbringen und sie dann festziehen.“
„Weißt du noch einen anderen Weg?“
„Nein, und wir haben auch nicht die Zeit, eine andere Methode zu überlegen. In wenigen Augenblicken wird er hier sein.“
„Spring’ herunter und hänge den Schlitten ab. Wenn du willst, fahre ich mit dem Tank ein Stück vor und beschäftige ihn eine Weile. Falls du dich entscheidest, ihn anzugehen, und später Schwierigkeiten hast, könntet ihr sicher rechtzeitig zurückspringen, bevor ich ihn mit meiner Kanone erledige.“
Ohne lange zu zögern, befolgte Barlennan den ersten Teil des Vorschlags. Er sprang vom Dach des Schleppers herunter und hakte mit wenigen Bewegungen seiner Klauen das Zugseil des Schlittens los. Durch einen Schrei gab er Lackland zu verstehen, daß der Tank frei war. Dann setzte er in einem Sprung zur Bree hinüber und unterrichtete seine Leute über die Lage. Mit Interesse und Erstaunen, jedoch ohne nennenswerte Furcht, beobachtete die Mannschaft, wie der Flieger den Schlepper an seinen wütenden Gegner heranmanövrierte.
Als die Kreatur den Tank auf sich zukommen sah, blieb sie wie angewurzelt stehen. Sie senkte den Kopf dicht über den Boden und schwenkte den langen Hals unruhig von einer Seite zur anderen. Aus der Vielzahl ihrer Augen beobachtete sie die Situation aus allen erdenklichen Blickwinkeln, doch schien sie den Schlitten mit der Bree überhaupt nicht zu beachten oder zu bemerken, vielleicht weil ihr die Bewegungen der kleinen Körper der Meskliniten entging.
Lackland lenkte den Tank auf die rechte Flanke des Ungeheuers, wendete und fuhr ihm erneut entgegen. Es hatte sich niedergekauert, richtete sich jetzt aber sofort wieder auf seinen vielen Beinen auf und nahm eine Art Abwehrstellung ein, indem es seinen langen Hals fast ganz in den massigen Körper einzog. Lackland hielt erneut an, nahm seine Kamera und machte ein paar Aufnahmen. Die Bestie schien keine Lust zum Angriff zu verspüren, und so schaute er sie ein oder zwei Minuten reglos an.
Ihr Körper war ein wenig größer als der eines irdischen Elefanten; auf der Erde hätte sie acht bis zehn Tonnen gewogen. Ihr Gewicht verteilte sich gleichmäßig auf zehn Paar Beine, die kurz und enorm dick waren. Lackland bezweifelte, daß sie sich viel schneller bewegen konnte, als sie es bereits gezeigt hatte.
Nach ein paar Minuten begann das Ungeheuer unruhig zu werden. Es streckte seinen Kopf ein wenig vor und äugte herum. Lackland dachte an die jetzt schutzlose Besatzung der Bree und schaltete in der einsetzenden Dämmerung seine Scheinwerfer ein.
Die Lichter schienen dem Vieh ganz und gar nicht zu behagen. Es blinzelte, und Lackland sah, wie sich die riesigen Pupillen zusammenzogen. Dann ließ es plötzlich ein wildes Zischen hören und stieß zu. Lackland war sich nicht bewußt gewesen, daß er so dicht herangefahren war – oder vielmehr, daß das Ungeheuer so weit reichen konnte. Es hatte seinen langen Hals mit dem massiven Kopf voll ausgereckt und stampfte auf den Schlepper zu. Einer der riesigen Hauer schlug krachend gegen die Panzerung, und im gleichen Augenblick erlosch der Suchscheinwerfer. Hastig schaltete Lackland den Rückwärtsgang ein und löschte die Kabinenbeleuchtung. Nur die in die Panzerung eingelassenen Bodenscheinwerfer beleuchteten jetzt noch die Szene. Das Vieh schien durch den Rückzug seines Gegners ermutigt; es stürmte ihm nach und stieß gegen einen der noch brennenden Scheinwerfer. Lackland wagte nicht, auch diese Bodenleuchten zu löschen, da er dann völlig im Dunkeln hätte manövrieren müssen. Statt dessen sandte er über das Radio einen wilden Hilferuf aus.
„Bari! Was ist mit euren Netzen? Wenn ihr nicht bald fertig sei und eingreift, muß ich die Kanone einsetzen, egal, ob Fleisch oder kein Fleisch. Ihr müßt mir dann aus der Schußlinie gehen. Für Sprenggranaten ist das Vieh zu dicht dran; ich muß Thermitgranaten verwenden.“
„Die Netze sind noch nicht bereit. Aber wenn du ihn ein Stück weiter lockst, so daß er in unserer Windrichtung steht, können wir auf eine andere Art mit ihm fertig werden.“
„Also gut!“ antwortete Lackland und überlegte, was diese andere Art wohl sein mochte; jedenfalls zweifelte er an ihrer Wirksamkeit und dachte nicht einen Augenblick daran, daß Barlennans Waffe den Tank gefährden
Weitere Kostenlose Bücher