TS 14: Das Erbe der Hölle
Underwood. „Hier gibt es für uns nichts zu holen.“
„Vielleicht doch“, widersprach Dreyer. „Wir sollten Illia sehen lassen, was sie tun kann.“
Underwood wurde von den anderen überstimmt. Er mußte es Dreyer schließlich gestatten, die Eingeborenen anzuweisen, ihren Gefährten in das Schiff zu tragen. Illia untersuchte seine Verletzungen im Operationsraum, aber sie schüttelte den Kopf. „Es ist hoffnungslos“, erklärte sie. „Wir können ihm nicht helfen.“
Sie ließ Underwood einen Blick durch das Fluoroskop werfen. Er verschob die Einstellung und rief dann aus: „Illia! Diese seltsamen Organe unter dem Zwerchfell …“
Sie zog die Luft scharf durch die Zähne. „Die gleichen wie bei Demarzule. Er muß von derselben Rasse sein!“
Dreyer sprach mit den Gefährten des Verletzten, erklärte ihnen, daß es unmöglich war, das Leben des schon älteren Mannes zu retten.
Die Antwort des rebellischen unter ihnen war ein fast wildes Knurren. Er wandte sich dann sanfter an den Verletzten und schien ihm sein Schicksal mitzuteilen. Die heiteren Züge änderten sich nicht, aber seine Augen schlossen sich, und die Erdenmenschen wußten, daß er tot war.
Rasch zog der Rebellische ein gläsernes Messer aus einer Scheide und schlitzte den Leichnam auf. Er zog eines der fremden Organe heraus und legte es in einen Behälter, den er trug. Ohne ein weiteres Wort ging er, und die beiden Frauen und der andere Mann folgten ihm langsam.
„Wir scheinen einen Leichnam geerbt zu haben“, bemerkte Underwood. „Terry, sorge dafür, daß ein paar von den Männern ihn hinausschaffen und begraben. Ich frage mich, was das Ganze bedeuten soll. Sind dies Abkömmlinge der sirenischen Kultur?“
Seine Überlegungen wurden durch das Aufdröhnen der Bordsprechanlage unterbrochen. „Dr. Underwood, der Ausguck berichtet, daß die gesamte terrestrische Flotte den dragborischen Planeten verlassen hat.“
Die Gruppe im Operationsraum blickte sich in plötzlichem Schweigen an.
„Es ergibt keinen Sinn“, unterbrach Terry endlich die Stille.
„Doch“, entgegnete Underwood langsam. „Wenn sie entdeckt und zerstört haben, was wir zu finden hofften.“
„Oder wenn sie uns aus unserem Versteck hervorlocken wollen“, fügte Dreyer hinzu.
„Am besten warten wir zwei Tage lang ab. Wenn sie ihren Flug fortsetzen, können wir den Planeten mit der Sonne im Rücken anfliegen, ohne daß sie uns entdecken.“
Terry wollte auf jeden Fall den Mond erkunden, und auch Illia hielt es nicht auf dem Schiff. Gemeinsam überredeten sie Underwood, sich an einem Scooterflug über die umgebende Landschaft zu beteiligen. Da Phyfe und Dreyer sich anschlossen, mußte Mason zurückbleiben und das Kommando auf dem Schiff übernehmen.
Hinter der grasbewachsenen Ebene erstreckte sich dichter Wald. Die Scooter stiegen höher, und die Männer an Bord der Lavoisier verloren sie aus den Augen.
Lange Zeit flogen sie über Baumwipfel dahin und musterten die öden Sandwüsten, die sich am fernen Horizont erstreckten.
Plötzlich deutete Terry nach unten. „Eine Straße!“
Ein schimmernder Gürtel durchzog den Wald fast rechtwinklig zu ihrer Flugrichtung. Sie lenkten ihre Scooter sofort in die neue Richtung. Underwood stoppte unmittelbar über der Oberfläche der Straße. Dann beugte er sich vor und berührte sie.
Dreyer warf einen Blick auf sein verwirrtes Gesicht. „Glas, wie?“
„Sieht so aus, aber eine gläserne Straße …“
„Materialmangel“, versetzte Dreyer. „Der Mond setzt sich offensichtlich zum Großteil aus nichtmetallischen Silikaten zusammen. Das Glasmesser, das unser Freund benutzte, deutete auf das Fehlen von Metall hin; diese Straße zeigt jetzt, daß sie eine hochentwickelte Glasbearbeitungstechnik besitzen. Wir haben hier zweifellos keine primitive Kultur vor uns, wie wir zuerst annahmen.“
Sie folgten der Straße wenige Meter über der Oberfläche. Sie mochten zwanzig Minuten geflogen sein, ohne daß sich eine Lücke in dem Wald über ihnen oder der Straße zeigte. Dann kam abrupt in der Ferne eine Gestalt in Sicht. Sie bewegte sich rasch, und Terry kniff die Augen zusammen, um dann auszurufen: „Wir kommen über Lichtjahre hierher, um eine Super-Zivilisation zu suchen, und wir finden Radfahrer!“
„Erkennst du den Burschen?“ fragte Underwood.
Der Fahrer näherte sich schnell. Schließlich vermochten sie seine Züge deutlich zu sehen und stellten fest, daß es jener Rebell aus der Gruppe war, die sie am
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