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TS 16: Einer von Dreihundert

TS 16: Einer von Dreihundert

Titel: TS 16: Einer von Dreihundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. McIntosh
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folgen, oder ist eine einfache Erklärung zu viel für dich?“
    Ich grinste. „Nun sage mir noch, wer die Arbeitsgruppe 94 kommandiert?“
    „Ich, bis sie dich hier herausschmeißen. Wenn ich nicht da bin, Leslie.“
    „Dann bin ich also immer noch der Chef?“
    „Das würde ich nicht gerade sagen, aber du mußt immer noch für alles geradestehen, was schief geht. Die Rettungsschiffmannschaften bleiben als Arbeitsgruppen zusammen, und die Leutnants haben weiterhin die Leitung. Manchmal will eine Arbeitsgruppe einen anderen Leutnant, oder ein Leutnant will eine andere Gruppe, und dann wird getauscht. Aber das kommt nicht oft vor.“
    „Überraschend“, bemerkte ich.
    „Wollen Sie damit sagen, Sammy“, fragte Ritchie aus dem Nachbarbett, „daß für die Arbeitsgruppen diese sogenannten Leutnants immer noch die kleinen Götter sind? Gibt es keine Möglichkeit für jemand anders, sich einzuschalten?“
    Sammy warf Ritchie wiederum einen ablehnenden Blick zu. „Ich dachte, ich hätte Ihnen erklärt, daß wir uns privat unterhalten“, sagte er. „Und mein Name ist Hoggan.“
    „Angenehm“, sagte Ritchie liebenswürdig. „Mein Name ist Ritchie.“
    Sammys Humor hätte beinahe die Oberhand gewonnen. Er hätte fast gelacht, und es fiel ihm schwer, nicht zu vergessen, daß er Ritchie nicht leiden konnte, und schroff zu antworten: „Also gut, Ritchie. Aber ich will jetzt mit Bill reden.“
    „Schießen Sie los“, sagte Ritchie munter.
    Sammy starrte ihn einen Moment an und sagte dann zu mir: „Eigentlich haben wir eine Regierung im Augenblick nicht sehr nötig, und wenn wir sie brauchen, werden wir eine bessere haben. Im großen und ganzen wäre alles ganz schön und gut, wenn nicht … Mein Gott, was ist denn das?“
    Wir sahen uns um, als die anderen Männer im Krankensaal plötzlich ein ohrenbetäubendes Pfeif- und Johlkonzert veranstalteten. Sammy hatte es noch nicht gehört, aber ich kannte es. Es bedeutete, daß entweder Leslie oder Aileen hereingekommen war.
    Diesmal war es Leslie. Sie eilte durch den Saal, ohne auf den Chor ihrer Bewunderer zu achten, und blieb am Fuße meines Bettes stehen.
    „Ich brauche dich, Sammy“, sagte sie atemlos, ohne mich zu beachten. „Es ist wieder wegen Morgan.“
    „Was macht er denn jetzt wieder?“ seufzte Sammy, und an der Art, wie er aufstand, sah man, welcher Genuß das Sitzen für ihn gewesen sein mußte.
    „Es ist das, was er nicht macht“, antwortete sie. „Ich habe getan, was ich konnte, aber es half alles nichts. Jetzt mußt du kommen und ihm ein paar runterhauen. Er wird mir allmählich unheimlich.“
    Mit zwei Schritten war sie bei mir und gab mir einen schnellen Kuß auf die Wange. Im Saal erhob sich neuer Lärm. Dann eilte sie mit Sammy hinaus. Abgesehen von dem einen Kuß, hatte sie mir nicht einmal einen Blick gegönnt.
    So merkwürdig es erscheinen mag, ich war ganz froh darüber. Ich hatte nicht von Leslie erwartet, daß sie so sicher und entschieden auftreten und so gut mit den Leuten fertig werden würde. Wahrscheinlich hätte ich mir denken sollen, daß sie in einer Schulklasse von dreißig Lausbuben eine ganz gute Vorübung für das Führen einer Arbeitsgruppe gehabt hatte.
    Morgan Smith machte also wieder Schwierigkeiten, das hieß, er hatte schon vorher welche gemacht.
    „Wer ist denn dieser Bursche, der sich unbeliebt macht?“ fragte Ritchie neugierig.
    „Morgan Smith. Warum?“
    „Ach, manchmal ist es ganz gut zu wissen, welche Leute sich unbeliebt machen.“
    Ich wußte, daß es nicht Sammys Ernst gewesen war, als er sagte, ich feiere krank, aber alle anderen im Krankensaal waren so viel schwerer verletzt als ich, daß es höchste Zeit für mich zu sein schien, aufzustehen und mein Brot zu verdienen, wie Sammy gesagt hatte. Wenn es in meiner Arbeitsgruppe körperliche Züchtigungen auszuteilen gab, so war ich der Mann dazu. Sammy besaß zwar das nötige Temperament, aber er war nicht sehr kräftig gebaut. Leslie konnte normalerweise ihren Mann stehen, aber nicht mit einem gebrochenen Arm. John Stowe und Harry Phillips waren viel älter als Morgan. Ich war der einzige, der um so viel stärker war als er, daß er es sich überlegen würde, mir ins Gehege zu kommen.
    Niemand schien zu schlafen. Ich rief laut: „Schwester!“
    Sie kam sofort, eine Frau mit hartem Gesicht, die wohl einmal Oberin in einem großen Londoner Krankenhaus gewesen war. Als sie sah, wer nach ihr gerufen hatte, runzelte sie die Stirn. Wir wußten, daß sie noch

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