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TS 16: Einer von Dreihundert

TS 16: Einer von Dreihundert

Titel: TS 16: Einer von Dreihundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. McIntosh
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„Aber ich habe gar nicht gewußt, daß ich unfreundlich zu Ihnen gewesen bin.“
    „Das waren Sie auch nicht“, sagte Ritchie munter, „aber Sie können mich nicht leiden und machen nur schwache Versuche, es zu verbergen.“
    Darauf gab ich keine Antwort, denn er hatte vollkommen recht.
    Ritchie war einer von jenen etwa vierzigjährigen, untersetzten, immer gut gelaunten Männern, die viel mit dem Munde, aber nie mit den Augen lachen und die kaum jemand besonders gern hat. Leutnant Porter war bei der Bruchlandung umgekommen, in der sich Ritchie das Bein gebrochen hatte. Er hatte wahrscheinlich Ritchie auch nicht leiden mögen. Weshalb er ihn mit zum Mars gebracht hatte, war nur zu leicht zu erraten. Ritchies Tochter Aileen war ganz bestimmt eines der beiden hübschesten Mädchen auf dem Mars, genau wie er gesagt hatte.
    Ob Leslie das andere war, konnte ich nicht beurteilen, denn ich war voreingenommen. Außerdem hatte ich die übrigen nicht gesehen.
    Die Erde war nun tot und ausgebrannt. Ritchie und ich waren zwei von den wenigen tausend Menschen, die nicht nur das Glück gehabt hatten, einen Platz in einem der Rettungsschiffe zu bekommen, sondern auch heil auf dem Mars gelandet waren. Wenigstens einigermaßen heil.
    Und der Mars? Man nehme einen kleinen, sterbenden Planeten, kalt, trocken, spröde, düster und unfreundlich, brate ihn zwei Monate lang am Spieß, vierundzwanzigeinhalb Stunden pro Umdrehung, und serviere ihn kochend heiß vierzehntausend hungrigen, kritiklosen Gästen, die gerade aus dem Weltall angekommen sind.
    Als die neue, heißere Sonne angefangen hatte, den Mars zu bescheinen, war praktisch das gesamte Wasser des Planeten, ob es nun zu Eis gefroren, flüssig oder in dem einförmigen, grundlosen Marschschlamm mit Korrosionsstaub vermischt gewesen war, in die Atmosphäre aufgestiegen. Eine Menge Staub wurde mitgerissen. Es gab schwarze Wolken, Sand- und Staubstürme, und sobald der staubgeladene Wasserdampf auf kältere Luft traf, Ströme schlammigen Regens. Für die siebentausend Menschen, die vor der großen Einwanderung in der Marskolonie gelebt hatten, kann es nicht übermäßig angenehm gewesen sein.
    Aber damals war es meine Hauptsorge gewesen, mein Rettungsschiff mit den zehn Menschen darin zum Mars zu fliegen, ganz gleich, wie es dort aussah.
    Das hatte ich nun geschafft. Diese Sorge lag hinter mir. Jetzt wollte ich weiter nichts, als zwanzig Jahre im Bett liegen und verschämt lächeln, wenn Besucher kamen und mir sagten, was für eine wundervolle Leistung ich vollbracht habe.
    Sammy besuchte mich und sagte: „Du liegst jetzt lange genug hier drin. Solange du die Augen verbunden hattest, konnte man es noch verstehen, aber jetzt ist es höchste Zeit, daß du aufhörst, krank zu feiern, und dein täglich Brot verdienst.“
    Hinter mir brach Ritchie in schallendes Gelächter aus. „Sagen Sie es ihm nur“, sprudelte er.
    „Wir unterhalten uns privat, mein Herr“, sagte Sammy kalt. „Bill ist ein Freund von mir. Wir haben eine Menge durchgemacht und verstehen uns. Wenn wir Ihre Meinung wissen wollen, werden wir Sie danach fragen.“
    Sammy konnte also Ritchie auch nicht leiden. Ritchie lachte weiter. Er war niemals verstimmt.
    „Wo ist Leslie?“ fragte ich Sammy.
    „Sie arbeitet, du Schlaukopf. Weißt du denn nicht, daß nur einer auf einmal von der Arbeit fort darf? Die Arbeitsgruppe 94 kann keine zwei Leute entbehren, die dir die Hand halten, selbst wenn du so tust, als ob du im Sterben liegst.“
    „Was arbeitet ihr denn?“
    „Wir graben Löcher“, sagte Sammy lakonisch.
    „Und schüttet sie wieder zu?“ fragte ich, weil das in seinem Ton zu liegen schien.
    „Nein, das brauchen wir nicht, das besorgt der Wind.“
    „Wer ist denn euer Chef?“
    „Der Chef vom Ganzen oder von Gruppe 94?“
    Wir im Krankenhaus wußten nicht viel über die ganze Situation. Niemand hatte Zeit, sie uns zu erklären.
    „Sage du mir Bescheid, Sammy“, bat ich, „und gehe davon aus, daß ich gar nichts weiß.“
    „Das brauchst du mir nicht zu sagen“, versicherte er mir. „Du warst immer ein Ignoramus. Also, im Moment haben wir sozusagen eine Art Anbauregierung. Die ursprüngliche Kolonie hatte natürlich ihre eigene Verwaltung, und als die großen Raumschiffe ankamen, wurden unsere Regierungsstellen daran angebaut, und als die Raumschiffe ankamen, wurden daran wiederum die Leutnants angebaut, so daß wir jetzt …“
    Er unterbrach sich und fragte mich streitbar: „Kannst du mir

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