TS 20: Legion der Zeitlosen
Taverne war ein Mikrokosmos dieses Planeten.
Die meisten Besucher dieser Taverne waren Soldaten, aber es waren auch drei Männer in Zivil zu sehen. Zwei davon saßen in einem Abteil, der dritte in einem andern. Der einzelne Zivilist war von einer Frau begleitet ebenso wie vier Soldaten, die alle in der verhältnismäßigen Abgeschiedenheit der Abteile saßen.
Die meisten dieser Männer sahen Jahr ähnlich. Sie waren blond und von athletischer Gestalt. Nicht einer war dick, ausgenommen der Mann hinter der Bar. Chaan zählte nur ein halbes Dutzend, die braunes oder dunkles Haar hatten. Chaan mit seinen blauen Augen und dem sandfarbenen Haar fügte sich gut in das allgemeine Bild ein, obwohl er schlanker und drahtiger als die meisten der Anwesenden war.
Die vier Frauen erweckten in Chaan alle den gleichen ersten Eindruck. Sie sahen im Vergleich zu den sanften und schmiegsamen Frauen, die den allgemeinen Typus auf Sirius darstellten, gesund, ja beinahe kraftstrotzend aus.
Die breiten, von Sommersprossen bedeckten Schultern einer Rothaarigen, die ihm den Rücken zudrehte, verrieten die Amazone. Zwei der übrigen Frauen lenkten seine Aufmerksamkeit nur vorübergehend auf sich, aber die vierte. sie war ein junges Mädchen von etwa achtzehn oder zwanzig Jahren, mit rundem, offenem Gesicht, blauen Augen und hellem Haar, das in zwei langen Strähnen in die Stirn hing. Sie saß mit zwei Soldaten in einem Abteil und wendete ihm ihr Gesicht zu.
Einen kurzen Augenblick erinnerte Chaan sich an die flachshaarige Ilse, die er bei seinem letzten Besuch auf Volksweld zur Frau genommen hatte. Wo war sie jetzt? fragte er sich. Wahrscheinlich hatte er auf diesem Planeten Enkel.
Was ihm an diesen Menschen in der Taverne am meisten überraschte, war die sorglose, beinahe fröhliche Stimmung. Aufgrund dessen, was Victad ihm von der Regierung und der jüngsten Geschichte Volkswelds erzählt hatte, hatte er eines von zwei Dingen erwartet: entweder würden sie sich ducken und sich nur flüsternd unterhalten aus Furcht vor der Geheimpolizei, oder aber sie wunden übermäßig trinken und sich laut und prahlerisch unterhalten, um so der Angst und Beklemmung vor einem strengen und gefahrbedrohten Leben zu entgehen.
Doch keines von beiden traf zu. Alles trank und unterhielt sich ungezwungen, aber sie tranken und redeten als freie Männer und Frauen. Sie erinnerten ihn sehr stark an die mutigen Individualisten der Volksweld, wie er sie kennengelernt hatte, abgesehen davon, daß jetzt eine unterirdische Strömung zu spüren war, die aus einem festen Selbstvertrauen heraus geboren war.
Was bedeutete dieser neue Zug in der Mentalität der Bewohner Volkswelds? Vergebens dachte er darüber nach. Er wußte nur, daß ihm dieser Zug sehr gut gefiel, so als ob er schon immer danach gesucht habe.
Jahr nahm nun an dem Spiel teil. Er nahm die Stelle eines Spielers ein, der ausgeschieden war. Aufmerksam sah Chaan zu, wie sie die kleinen Metallringe abwechselnd durch die schwierigen Stellen des Drahtwürfels zu führen suchten. Plötzlich dämmerte ihm die Bedeutung dieses Spiels.
Der Würfel stellte den Sirius-Sektor dar. Dieses dreidimensionale Schachspiel war ein Raumkrieg im kleinen zwischen den vier Sternsystemen des Sektors. Jahr, der jetzt die Ecke verteidigte, die Wolf darstellte, kämpfte gegen die vereinten Kräfte seiner drei Gegner, obwohl die ihm zur Verfügung stehenden Spielfiguren die gleiche Stärke hatten. Sollte er verlieren, so würde das für ihn ebenso wie für seinen Vorgänger eine kleine Schande bedeuten, und er mußte sich aus dem Spiel zurückziehen.
Wie die Leute ihre Spiele spielen, so verlaufen auch ihre Gedanken, überlegte Chaan. Es war ein noch stärkerer Beweis dessen, was er von Victad erfahren hatte.
Es wurden große Mengen Bier getrunken. Chaan war nicht sicher, wie viele Kannen er getrunken hatte, aber in seinem Kopf begann es sich schon leicht zu drehen, als in einem der Abteile eine Bewegung entstand.
Das junge Mädchen mit dem runden Gesicht erhob sich von seinem Sitz. Ihre blauen Augen blitzten vor Zorn, und sie schüttelte die Hand eines der beiden Soldaten ab, der sie zurückhalten wollte.
„Streitet euch soviel ihr wollt, jedoch nicht meinetwegen!“ sagte sie scharf. „Ich habe zu keinem von euch ja gesagt!“
Sie drehte sich um und ging auf die Tür zu. Einer der beiden Soldaten sprang hinter ihr her. Als sie mit großen Schritten an Chaans Tisch vorbeiging, packte ihr Verfolger sie an ihrem Cape und
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