TS 20: Legion der Zeitlosen
behalten.
Es war schon sehr spät. Sie waren zu viert in Gretls Wohnung, tranken und unterhielten sich angeregt.
Und dann wurde Chaan von einer fröhlichen Stimme aufgeweckt, ohne daß er sich sogleich an das erinnern konnte, was dazwischen gelegen hatte.
„Wach auf, Kamerad! Das Frühstück ist fertig.“
Chaan richtete sich erschrocken auf. Er lag auf der einen Seite eines dieser gigantischen Volksweldbetten.
Jahr stand in der Tür und grinste. Er war fertig angekleidet, aber seine Uniform war zerknautscht.
Und auf der anderen Seite, friedlich schlafend, lag Hildi.
8. Kapitel
„Wo sind wir?“ fragte Chaan verwirrt. „In Gretls Wohnung?“
Jahr lachte brüllend.
„Sie müssen den gestrigen Abend genossen haben“, erwiderte er. „Erkennen Sie nicht Ihr eigenes Schlafzimmer, Sir? Wir sind in Ihrer Wohnung.“
„Nun, es ist erst die zweite Nacht in diesem Haus“, verteidigte sich Chaan. Er legte eine Hand gegen seine schmerzende Stirn. „Jetzt erinnere ich mich. Wir kamen hierher, als Gretls Trinkvorräte zur Neige gingen.“
„Und Gretl wundert sich schon den ganzen Morgen, wie zwei Unteroffiziere sich ein Luxusappartement mit zwei Dienern im Regnal Hotel leisten können“, sagte Jahr.
Chaan blickte zu Hildi hinüber. Ihr engelhaftes Gesicht war in die Beuge ihres Armes geschmiegt. Die Lippen waren leicht geöffnet, und ihre Schultern hoben und senkten sich im Rhythmus ihrer Atemzüge.
Ihm kehrte die Erinnerung zurück, und er erbebte unter dem Andrang eines unbeschreiblichen Gefühls.
Jahr riß ihn aus seiner Versunkenheit. Mit großen Schritten trat er in das Zimmer und versetzte Hildi einen klatschenden Schlag. Mit einem Schrei drehte sie sich auf den Rücken und richtete sich auf. Dann lächelte sie Chaan an.
„Hallo“, sagte sie leise. „Ich liebe dich.“
Impulsiv neigte sich Chaan zu ihr hinüber und küßte ihre weichen Lippen.
„Zieht euch an“, befahl Jahr, als er zur Tür hinausging. „Das Frühstück ist fertig.“
Während sie badeten und sich anzogen, suchte Chaan das eben erst Erlebte zu analysieren.
Es war etwas, das auf jeder Welt im Sektor hätte geschehen können, ausgenommen vielleicht Lalande, wo die Beziehungen zwischen den Geschlechtern in strenge Formen gekleidet waren. Dennoch unterschied sich das hier Erlebte von ähnlichen Erlebnissen in anderen Welten.
Chaan erinnerte sich an die Unterhaltungen des vergangenen Abends.
Diese Menschen, Hildi, Jahr und Gretl, waren keine lärmenden Hohlköpfe. Sie hatten vielmehr sehr ernsthaft und intelligent gesprochen. Die Gemeinsamkeit der Ansichten und die Zuneigung, die zwischen ihm und Hildi in so kurzer Zeit entstanden war, hatte keinerlei Mißton aufkommen lassen.
Hildi drückte seinen Arm und lächelte ihn offen und ehrlich an, als sie gemeinsam das Zimmer verließen. Chaan seufzte. Er liebte diese Menschen.
Das Frühstück wurde ihnen von Oler im großen Speisezimmer gereicht. Oler blickte mit saurer Miene auf das Schauspiel, daß Jahr mit ihrem gemeinsamen Herrn am Tisch saß. Ab und zu spähte Ingra mit großen Augen aus der Küche zu ihnen herein.
Chaan sah keinen Sinn darin, die Abrechnung noch weiter hinauszuschieben.
„Nun, was ist jetzt hier Brauch und Sitte?“ fragte er.
„Was meinst du, Chaan?“ fragte Hildi. „Welche Sitte?“
„Wird jetzt von mir erwartet, daß ich dich heirate?“ fragte er und suchte dieser Frage mit einem Lächeln das Brutale zu nehmen. „Oder war die vergangene Nacht … nun, lediglich eine Nacht, an die man sich gern erinnert?“
Hildi wandte plötzlich ihr Gesicht ab.
„Ganz wie du willst“, sagte sie in verletztem Ton.
„Warte, Hildi, du verstehst das nicht“, fiel Jahr ein. „Chaan kann nicht wissen, was von ihm erwartet wird. Wenn es ihnen nichts ausmacht, Chaan, dann ist es vielleicht besser, wenn Sie dem Mädchen jetzt sagen, welche Bedeutung unser Beisammensein in der vergangenen Nacht auf einer anderen … an anderen Orten gehabt hätte, wo Sie sich schon aufgehalten haben.“
„Ich fand es nicht oft nötig, meine Identität hier zu verbergen“, antwortete Chaan mit einem gezwungenen Lächeln. „Tatsächlich ist es so, daß etwas Derartiges wie mit Hildi wahrscheinlich nur auf Volksweld geschehen könnte, so wie diese Welt war, als ich das letzte Mal hier war.“
„Was meinst du damit, wenn du sagst, du seist schon früher auf Volksweld gewesen?“ unterbrach Gretl. „Wo anders bist du denn in deinem Alter noch gewesen?“
„An
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