TS 22: Terminus, der letzte Planet
Verkehrs hier am Rande der Milchstraße, hatte ihr ganzes Universum aus Terminus und den vier den Planeten umgebenden Königreichen bestanden.
Wie die Mächtigen gestürzt waren! Königreiche! In den alten Zeiten waren das Präfekturen, alles Teile einer Provinz, die wiederum Teil eines Sektors war, der wiederum Teil eines Quadranten war und dieser wiederum Teil des allumfassenden galaktischen Imperiums. Und nun hatte das Imperium die Kontrolle über die außenliegenden Teile der Galaxis verloren. Die kleinen Splittergruppen von Planeten wurden Königreiche – mit Operettenkönigen und Adeligen und kleinen, unbedeutenden Kriegen. Und das Leben zwischen den Ruinen ging weiter.
Eine Zivilisation brach zusammen. Die Atomenergie war vergessen. Die Wissenschaften verschwammen langsam im Dunkel der Vergangenheit und Mythen wurden aus ihnen – bis die Stiftung gekommen war. Die Stiftung, die Hani Seldon aus diesem Grund hier auf Terminus gegründet hatte.
Lee stand am Fenster, und seine Stimme unterbrach Hardins Träume. „Sie sind da“, sagte er, „in einem Wagen neuester Bauart, diese jungen Schnösel.“ Er ging ein paar unsichere Schritte auf die Tür zu und sah dann Hardin an.
Hardin lächelte und winkte ihn zurück. „Ich habe Anweisung gegeben, sie hierher führen zu lassen.“
„Hierher? Wozu denn? Du machst zu viel Aufhebens um sie!“
„Warum soll ich denn all die Zeremonien einer offiziellen Bürgermeisteraudienz über mich ergehen lassen? leb werde zu alt für Bürokratie. Außerdem rentiert es sich zu schmeicheln, wenn man mit jungen Leuten zu tun hat – besonders wenn es einen zu nichts verpflichtet.“ Er zwinkerte. „Setz dich, Lee, und gibt mir deine moralische Schützenhilfe. Ich werde sie brauchen, wenn ich mit diesem jungen Sermak zu tun habe.“
„Dieser Sermak“, sagte Lee bedächtig, „ist gefährlich. Er hat gewichtige Leute hinter sich, Hardin, unterschätze ihn nicht.“
„Habe ich je jemand unterschätzt?“
„Nun, dann lasse ihn doch einsperren. Du kannst ihn ja hinterher mit irgend etwas beschuldigen.“
Hardin überhörte diesen letzten Rat. „Da sind sie, Lee.“ In Beantwortung des Signals trat er auf ein Pedal unter seinem Schreibtisch, und die Türe glitt zur Seite.
Sie kamen herein, alle vier Männer, aus denen die Abordnung bestand, und Hardin wies sie mit einer Handbewegung in die vier Sessel, die seinen Schreibtisch in einem Halbkreis umstanden. Sie verbeugten sich und warteten respektvoll, bis der Bürgermeister die Unterhaltung eröffnete.
Sef Sermak war der zweite von rechts, der jüngste in dieser Gruppe junger Leute – und der interessanteste mit seinem stoppeligen, gelben Schnurrbart, der präzise gestutzt war, und seinen tiefliegenden Augen von unbestimmbarer Farbe. Die anderen beachtete Hardin überhaupt nicht, man sah es ihren Gesichtern an, daß sie nur Mitläufer waren. Auf Sermak konzentrierte er sich, Sermak, der bereits in seiner ersten Amtsperiode im Stadtrat diese behäbige Körperschaft mehr als einmal außer Rand und Band gebracht hatte, und Sermak sprach er schließlich auch an.
„Ich habe schon lange darauf gewartet, mich mit Ihnen zu unterhalten, Ratsherr, schon seit Ihrer ausgezeichneten Rede letzten Monat. Ihr Angriff auf die Außenpolitik der Regierung war wirklich meisterhaft.“
Sermaks Augen brannten. „Ihr Interesse ehrt mich. Mein Angriff mag meisterhaft gewesen sein oder nicht, jedenfalls war er gerechtfertigt.“
„Mag sein! Ihre Ansichten sind natürlich Ihre Sache. Aber Sie sind immerhin noch ziemlich jung.“
„Das ist ein Nachteil, mit dem die meisten jungen Leute sich zu einer bestimmten Zeit ihres Lebens abfinden müssen. Sie wurden Bürgermeister dieser Stadt, als Sie zwei Jahre jünger waren, als ich jetzt bin.“
Hardin lächelte innerlich. Der junge Bursche war ein kühler Kopf. Er sagte: „Ich nehme an, daß Sie mich wegen dieser selben Außenpolitik sprechen wollten, die Sie im Stadtrat so erregte. Sprechen Sie auch für Ihre drei Kollegen oder muß ich jeden von Ihnen einzeln anhören?“
Zwischen den vier jungen Männern gingen schnelle Blicke hin und her.
Dann sagte Sermak grimmig: „Ich spreche für das Volk von Terminus, ein Volk, das in dem sogenannten Rat nicht richtig vertreten ist.“
„Aha. Fahren Sie fort.“
„Die Sache ist die, Herr Bürgermeister: Wir sind unzufrieden mit …“
„Mit wir meinen Sie das Volk, nicht wahr?“
Sermak starrte ihn feindselig an, witterte eine Falle und
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