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TS 22: Terminus, der letzte Planet

TS 22: Terminus, der letzte Planet

Titel: TS 22: Terminus, der letzte Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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alten Mannes, Herr Bürgermeister.“
    „Ich habe sie als junger Mann angewendet, Ratsherr – und mit Erfolg. Sie waren damals zwar noch nicht geboren, aber vielleicht haben Sie in der Schule davon gelesen.“
    Er sah Sermak an und fuhr mit gemessener Stimme fort:
    „Als Hari Seldon hier die Stiftung gründete, war es aus dem vorgegebenen Grund, eine große Enzyklopädie zu schaffen, und wir sind fünfzig Jahre diesem Irrlicht gefolgt, bevor wir entdeckten, was er wirklich vorhatte. Und dann war es fast zu spät. Als die Verbindung mit den zentralen Regionen des alten Imperiums zusammenbrach, waren wir eine Welt von Wissenschaftlern, konzentriert in einer einzigen Stadt, ohne jede Industrie und von neuerstandenen Königreichen, die uns feindlich waren, umgeben. Wir waren eine kleine Insel der Atomenergie in einem Ozean der Barbarei, ein Wertstück, das jeder für sich besitzen wollte.
    Anacreon, damals wie heute das mächtigste der Vier Königreiche, verlangte einen militärischen Stützpunkt auf Terminus und richtete ihn auch ein. Die damaligen Herrscher der Stadt, die Enzyklopädisten, wußten, daß das nur die Vorstufe zur Annektion des ganzen Planeten war. So war die Lage, als ich die Regierung übernahm. Was hätten Sie getan?“
    Sermak zuckte die Achseln. „Das ist eine akademische Frage. Ich weiß natürlich, was Sie getan haben.“
    „Ich werde es trotzdem wiederholen. Vielleicht haben Sie nicht richtig erkannt, worauf es ankommt. Die Versuchung war groß, die Streitkräfte zusammenzutrommeln, die wir besaßen, und zu kämpfen. Das ist am einfachsten, und das ist die beste Lösung für den Respekt vor sich selbst – aber fast immer noch die dümmste. Sie hätten es getan, Sie mit Ihrem Gerede von ,zuerst angreifen’. Was ich aber tat, war, die anderen Königreiche eines nach dem anderen besuchen. Ich erklärte ihnen, daß es Selbstmord für sie wäre, das Geheimnis der Atomkraft in die Hände von Anacreon fallen zu lassen, und schlug ihnen vor, das einzig Richtige zu tun. Das war alles. Einen Monat, nachdem die anacreontischen Streitkräfte auf Terminus gelandet waren, erhielt ihr König ein gemeinsames Ultimatum von seinen drei Nachbarn. Sieben Tage später hatte der letzte Anacreontier Terminus verlassen.
    Nun sagen Sie mir, wo war da eine Notwendigkeit, Gewalt anzuwenden?“
    Der junge Ratsherr sog nachdenklich an seiner Zigarre. „Ich sehe hier keine Analogie. Mit Insulin kann man einen Diabetiker heilen, ohne zu schneiden, aber bei einer Blinddarmentzündung muß operiert werden. Da geht es einfach nicht anders. Wenn alle anderen Möglichkeiten erschöpft sind, was bleibt Ihnen dann noch anderes übrig als ,die letzte Zuflucht’, wie Sie es nennen? Es ist Ihre Schuld, daß es so weit gekommen ist.“
    „Meine Schuld? Oh ja, wiederum meine Politik der Kompromisse. Sie scheinen die grundlegenden Notwendigkeiten unserer Lage immer noch nicht erfaßt zu haben. Unser Problem war noch nicht gelöst, als die Anacreontier abzogen. Es hatte gerade erst begonnen. Die Vier Königreiche waren uns feindlicher denn je, denn jedes von ihnen wollte die Atomkraft – und wir konnten uns jedes einzelne nur dadurch vom Halse halten, daß es die anderen drei fürchtete. Wir saßen auf der Schneide eines sehr scharfen Schwertes, und die geringste Bewegung in eine Richtung – wenn zum Beispiel ein Königreich zu stark würde oder wenn zwei eine Koalition bildeten – Sie verstehen mich?“
    „Natürlich. Das war der Zeitpunkt, um Vorbereitungen zum Krieg zu treffen.“
    „Im Gegenteil. Das war der Zeitpunkt, um mit der Verhütung des Krieges zu beginnen. Ich spielte sie gegeneinander aus. Ich half einem nach dem anderen. Ich bot ihnen Wissenschaft, Handel, Erziehung und Medizin. Ich überzeugte sie davon, daß Terminus ihnen als eine blühende Welt dienlicher sein würde als als militärische Eroberung. Und das hat dreißig Jahre hindurch funktioniert.“
    „Ja, aber Sie waren gezwungen, diese wissenschaftlichen Geschenke mit einem haarsträubenden Mummenschanz zu umgaben. Sie haben zur Hälfte Religion und zur Hälfte Geschwätz daraus gemacht. Sie haben eine Hierarchie von Priestern und einen komplizierten, sinnlosen Ritus daraus gemacht.“
    Hardin runzelte die Stirn. „Und was macht das aus? Ich wüßte nicht, was das mit unserer Meinungsverschiedenheit zu tun haben sollte. Es begann so, weil die Barbaren unsere Wissenschaft als eine Art magischen Zaubers betrachteten und weil es leichter war, sie ihnen

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