TS 22: Terminus, der letzte Planet
doch nächstes Jahr sechzehn.“
„Ja.“ Eine lange Pause. „Wenn er dann noch lebt. Der Vater des Königs starb unter sehr merkwürdigen Begleitumständen. Ein Geschoß aus einer Nadelpistole, die ihn während der Nyakjagd traf. Man sagte damals, es sei ein Unfall gewesen.“
„Hm. Ich glaube, ich erinnere mich an Wienis, als ich das letzte Mal auf Anacreon war, damals, als wir sie von Terminus vertrieben. Das war vor Ihrer Zeit. Wenn ich mich richtig entsinne, war er ein dunkler Bursche, der auf dem rechten Auge etwas schielte. Er hatte eine seltsam krumme Nase.“
„Ja, das ist er. Die krumme Nase und das Auge hat er noch, aber sein Haar ist jetzt grau. Zum Glück ist er der größte Narr auf dem ganzen Planeten. Er hält sich für sehr gerissen, und er ist deshalb nur noch durchsichtiger.“
„Das ist meistens so.“
„Er glaubt, man kann nur mit Gewalt etwas erreichen. Wenn er ein Ei aufschlagen soll, würde er am liebsten mit einem Atomstrahler darauf schießen. Erinnern Sie sich noch an die Steuer auf Tempelgüter, die er kurz nach dem Tod des alten Königs vor zwei Jahren einführen wollte?“
Hardin nute nachdenklich und lächelte dann. „Die Priester haben ein lautes Geschrei angestimmt.“
„Ja, ein Geschrei, das man bis Lucreza hören konnte. Seitdem ist er etwas vorsichtiger geworden, aber er hat immer noch eine Schwäche für gewalttätige Lösungen. Er schäumt vor Begierde, die Stiftung anzugreifen. Er macht sich kaum die Mühe, dies zu verbergen. Und vom militärischen Standpunkt aus gesehen, ist er sehr wohl in der Lage dazu. Der alte König hat eine schlagkräftige Flotte aufgebaut, und Wienis hatte die letzten beiden Jahre auch nicht gerade geschlafen. Ja, die beabsichtigte Steuer auf Tempelgüter war ursprünglich dazu bestimmt, die Aufrüstung zu fördern, und als daraus nichts wurde, erhöhte er die Einkommensteuer zweimal.“
„Und die Bevölkerung hat sich das gefallen lassen?“
„Ja. Der Gehorsam gegenüber der weltlichen Obrigkeit war ein paar Wochen lang der Inhalt jeder Predigt im ganzen Königreich. Wienis war uns allerdings nicht besonders dankbar dafür.“
„Gut. So sieht also die Situation im allgemeinen aus. Was ist also noch geschehen?“
„Vor zwei Wochen fand ein anacreontisches Handelsschiff einen Schlachtkreuzer der alten Reichsmarine, der im Raum trieb. Es muß vor mindestens dreihundert Jahren aufgegeben worden sein.“
Interesse flackerte in Hardins Augen auf. „Ja, ich habe davon gehört. Der Navigationsausschuß hat den Antrag gestellt, daß ich ihnen das Schiff für Studienzwecke beschaffe. Soviel ich gehört habe, ist es noch in recht gutem Zustand.“
„In sehr gutem Zustand“, antwortete Verisof trocken. „Als Wienis letzte Woche Ihr Schreiben erhielt, in dem Sie ihn auffordern, das Schiff der Stiftung zu übergeben, hatte er fast einen Wutanfall.“
„Er hat bis heute nicht geantwortet.“
„Das wird er auch nicht – außer vielleicht mit Kanonen und Bomben. Wissen Sie, an dem Tage, an dem ich Anacreon verließ, kam er zu mir und verlangte, daß die Stiftung den Schlachtkreuzer überholen und der anacreontischen Flotte zur Verfügung stellen solle. Er besaß die Unverschämtheit, zu sagen, Ihre Note bedeute, daß die Stiftung die Absicht habe, Anacreon anzugreifen. Er sagte, eine Weigerung, das Schiff zu überholen, würde seinen Verdacht bestätigen, und deutete weiter an, daß ihn das zwingen würde, Maßnahmen zur Verteidigung von Anacreon zu treffen. Das sind seine Worte. Und deshalb bin ich hier.“
Hardin lächelte sanft.
Verisof fuhr fort: „Er erwartet natürlich eine Weigerung, und das wäre – in seinen Augen – ein wunderbarer Anlaß zum sofortigen Angriff.“
„Ja, Verisof, da halben Sie recht. Nun, wir haben ja mindestens noch sechs Monate Zeit. Lassen Sie das Schiff also überholen und übergeben Sie es ihm mit meinen besten Wünschen. Lassen Sie es als Zeichen unserer Wertschätzung und Liebe WIENIS taufen.“
Er lachte wieder.
Und wieder antwortete Verisof mit dem leisen Schimmer eines Lächelns: „Ich glaube, das ist die logische Antwort, Hardin – aber ich mache mir trotzdem Sorgen.“
„Worüber denn?“
„Es ist ein ausgezeichnetes Schiff. Damals konnten sie noch bauen. Seine Tonnage ist eineinhalbmal so groß wie der der ganzen anacreontischen Flotte zusammengenommen. Es hat Atomstrahler, die einen ganzen Planeten zerstören können und ein Strahlenschild, das einen Kappa-Strahl absorbieren kann,
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