TS 22: Terminus, der letzte Planet
stellte sein leeres Glas auf den Tisch und sagte: „Nun ja, mit der einen Ausnahme, daß die Stiftung natürlich jeder Nation helfen wird, die von ihr technische Unterstützung verlangt. Der Idealismus unserer Regierung und der Auftrag unseres Stifters, Hari Seldon, verbieten es uns, irgend jemanden zu begünstigen. Daran läßt sich leider nichts ändern, Hoheit.“
Wienis’ Lächeln wurde breiter. „Der Galaktische Geist, um den von Ihnen geprägten Ausdruck zu verwenden, hilft dem, der sich selbst hilft. Ich sehe vollkommen ein, daß die Stiftung uns nie aus eigenem Antrieb helfen würde.“
„Das möchte ich nicht sagen. Wir haben den Schlachtkreuzer für Sie repariert, obwohl mein Navigationsausschuß ihn gerne selbst für Forschungszwecke gehabt hätte.“
Der Regent wiederholte die letzten Worte ironisch: „Forschungszwecke. Ja! Und doch hätten Sie ihn nicht repariert, wenn ich nicht mit Krieg gedroht hätte.“ Hardin machte eine vorwurfsvolle Handbewegung. „Das möchte ich nicht sagen.“
„Aber ich. Diese Drohung hat immer bestanden.“
„Und besteht noch?“
„Jetzt kann man wohl nicht mehr von Drohung sprechen.“ Wienis hatte einen schnellen Blick auf die Uhr auf seinem Schreibtisch geworfen.
„Sehen Sie, Hardin, Sie waren schon einmal auf Anacreon. Damals waren Sie jung, wir beide waren damals jung. Aber auch damals hatten wir grundverschiedene Ansichten. Sie sind, was man einen Mann des Friedens nennt, nicht wahr?“
„Ja, ich denke schon. Jedenfalls halte ich Gewaltanwendung für ein sehr unwirtschaftliches Mittel, um ein Ziel zu erreichen. Es gibt immer bessere Wege, wenn sie vielleicht auch nicht so direkt sind.“
„Ja, ich habe von diesem Wort gehört ,Gewalt ist die letzte Zuflucht des Unfähigen’. Und doch –“ der Regent kratzte sich hinter dem Ohr – „möchte ich mich nicht unfähig nennen.“
Hardin nickte höflich und sagte gar nichts.
„Und doch“, fuhr Wienis fort, „habe ich immer an direktes Handeln geglaubt. Ich wollte immer geradlinig auf mein Ziel zugehen, und ich habe auf diese Weise viel erreicht und will noch mehr erreichen.“
„Ich weiß“, unterbrach ihn Hardin. „Sie gehen einen Weg, der Sie und Ihre Kinder zum Thron bringen soll. Ich brauche nur an den Unglücksfall zu denken, der den letzten König – Ihren älteren Bruder – betroffen hat und ferner an den schlechten Gesundheitszustand des Königs selbst. Er befindet sich doch nicht wohl, nicht wahr?“
Wienis funkelte Hardin grimmig an. „Hardin, ich glaube, es würde sich empfehlen, von bestimmten Themen nicht zu sprechen. Als Bürgermeister von Terminus bilden Sie sich vielleicht ein, Sie könnten sich unverschämte Reden leisten, aber wenn Sie das glauben, dann ändern Sie diese Meinung bitte möglichst schnell. Ich lasse mich nicht durch Worte einschüchtern. Es war bisher meine Lebensphilosophie gewesen, daß alle Schwierigkeiten verschwinden, wenn man ihnen kühn ins Auge sieht, und damit bin ich bisher recht gut gefahren. Ich habe noch nie vor einer Schwierigkeit gekniffen.“
„Daran habe ich keinen Zweifel. Und vor welcher Schwierigkeit wollen Sie im Augenblick nicht kneifen?“
„Vor der Schwierigkeit, die Stiftung davon zu überzeugen, daß sie mit uns zusammenarbeiten muß. Ihre Politik des Friedens hat Sie dazu bewogen, einige Fehler zu machen, ganz einfach weil Sie den Mut Ihrer Gegner unterschätzten. Nicht jedermann fürchtet sich vor direktem Handeln so wie Sie.“
„Zum Beispiel?“
„Zum Beispiel sind Sie allein nach Anacreon gekommen und haben mich allein in meine Gemächer begleitet.“
Hardin sah um sich. „Und was ist daran falsch?“
„Nichts“, sagte der Regent, „außer, daß vor diesem Raum fünf wohlbewaffnete Polizisten stehen. Ich glaube nicht, daß Sie ihn verlassen können.“
Der Bürgermeister hob die Augenbrauen. „Ich will ihn auch noch nicht verlassen. Fürchten Sie mich denn so sehr?“
„Ich fürchte Sie überhaupt nicht, aber vielleicht können wir das eine Geste nennen.“
„Nennen wir es, wie Sie wollen“, sagte Hardin gleichgültig. „Ich mache mir jedenfalls keine Sorgen darüber.“
„Das wird sich mit der Zeit wahrscheinlich ändern. Aber Sie haben noch einen Fehler gemacht, Hardin, und zwar einen recht schwerwiegenden. Mir scheint, daß der Planet Terminus fast ohne jeden Schutz ist.“
„Natürlich. Was haben wir zu fürchten? Wir bedrohen die Interessen keiner einzigen Nation und dienen allen
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