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TS 26: Der Mutant

TS 26: Der Mutant

Titel: TS 26: Der Mutant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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lang hatte er sich auf diese Weise völlig von der Umwelt abgeschlossen und auf eine Nachricht seiner Freunde gewartet. Dann trat eines Tages ein Mann an seine Werkbank und steckte ihm unauffällig einen winzigen Zettel in die Tasche, auf dem nur ein Wort geschrieben stand – ‚Fuchs’. Er warf das Zettelchen in die Atomkammer, wo es in einem winzigen Blitz verglomm, und wandte sich dann wieder seiner Arbeit zu.
    Am Abend saß er mit dem ,Fuchs’, wie der Deckname seines Verbindungsmannes war, und noch ein paar anderen Leuten, die er aus Sicherheitsgründen nicht mit Namen kannte, am Spieltisch und beteiligte sich an einem Kartenspiel, das jeden Zuschauer von der Harmlosigkeit dieser Männer überzeugt hätte.
    Ihr Gespräch freilich hätte den Zuschauer eines Besseren belehrt. Der Hauptmann sagte gerade: „Das ist ein ganz fundamentaler Irrtum. Sie leben immer noch in einer Vergangenheit, die es gar nicht mehr gibt. Unsere Organisation wartet jetzt schon seit achtzig Jahren auf den richtigen historischen Augenblick. Wir haben uns durch Seldons Psychohistorik blenden lassen, deren Grundregel besagt, daß das Individuum ohne Bedeutung ist, und daß die komplizierten sozialen und wirtschaftlichen Faktoren aus ihm eine bloße Marionette machen.“ Er ordnete seine Karten in der Hand, sah sie prüfend an und legte seinen Einsatz auf den Tisch. „Warum töten wir eigentlich den Mutanten nicht?“
    „Und was sollte das für einen Nutzen bringen?“ fragte der Mann, der zu seiner Linken saß.
    „Ja“, sagte der Hauptmann bedächtig und legte zwei Karten ab, „das ist genau die Frage, die ich erwartet habe. Was ist schon ein Mann – unter Trillionen. Diese Galaxis wird nicht untergehen, wenn ein Mann stirbt. Aber der Mutant ist nicht einfach ,ein Mann’, er ist eine Mutation und folglich mehr als ein Mann. Er hat jetzt schon den ganzen Seldon-Plan umgeworfen, und wenn Sie sich einmal überlegen, was das bedeutet, dann werden Sie einsehen, daß er – ein Mann – ein Mutant – die ganze Psychohistorik Seldons ad absurdum geführt hat. Wenn er nicht gelebt hätte, dann wäre auch die Stiftung nicht gefallen. Wenn er aufhörte, zu leben, dann würde auch die Stiftung nicht besiegt bleiben.“
    „Wir haben jetzt achtzig Jahre lang den Bürgermeistern gegenüber Nachsicht geübt, jetzt müssen wir zu drastischeren Mitteln greifen. Ich will den Mutanten töten.“
    „Und wie wollen Sie das anfangen?“ fragte der ,Fuchs’ kühl.
    „Nun, da müssen Sie mir helfen. Sie waren doch früher einmal Kammerherr bei Bürgermeister Indbur, Sie müssen also mit der Alarmanlage des Palastes bis ins Kleinste vertraut sein. Mit Hilfe dieses Wissens sollte es uns nicht schwer fallen, ungesehen in den Palast einzudringen, und wenn es einmal soweit gekommen ist, können Sie alles Weitere mir überlassen.“
    Das war vor zwei Monaten gewesen, und heute stand Hauptmann Han Pritcher innerhalb der Palasttore und freute sich darüber, daß er seinen Gegner richtig eingeschätzt hatte. Ein gutes Alarmsystem bedeutete meist, daß es nur wenige Wächter gab. In diesem Fall bedeutete es sogar, daß er bisher überhaupt keine solchen gesehen hatte.
    Er hatte den Lageplan des Palastes klar und deutlich im Kopf. Er erstieg eine Rampe und blieb an ihrem Ende stehen. Er sah sich vorsichtig noch einmal nach allen Seiten um und legte dann das Ohr an die Wand.
    Vor ihm befand sich die verschlossene Tür eines Privatraumes. Hinter dieser Tür mußte sich der Mutant aufhalten, der die unbesiegbare Stiftung bezwungen hatte. Er war früh daran, denn seine Bombe hatte noch etwa zehn Minuten Lebensdauer.
    Fünf Minuten verstrichen, und es war immer noch kein Laut zu hören gewesen. Der Mutant hatte also noch fünf Minuten zu leben – und Hauptmann Han Pritcher auch.
    Einem plötzlichen Impuls folgend trat er vor. Sein Plan konnte nicht mehr scheitern. Wenn die Bombe losging, würde der ganzePalast in die Luft fliegen, eine Tür zwischen ihm und seinem Opfer würde daran nichts ändern. Aber er wollte den Mutanten von Angesicht zu Angesicht sehen, bevor er starb.
    So donnerte er an die Tür.
    Sie öffnete sich und erfüllte die Finsternis mit strahlendem Licht.
    Hauptmann Pritcher trat zurück, fing sich aber schnell. Der Mann, der in dem kleinen Raum vor einem von der Decke hängenden Aquarium stand, sah auf.
    Seine Uniform war in feierlichem Schwarz gehalten, und als er in einer geistesabwesenden Bewegung leicht an das Aquarium klopfte, flitzten die

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