TS 28: Alle Wege führen nach Trantor
los! Was fällt dir ein?“
Aber Pappi wedelte ihr nur mit der Fahrkarte vor der Nase herum. „Schau“, strahlte er, „sie fährt auch nach Trantor.“
Mammis Gesicht begann ebenfalls zu strahlen. „Du bist von Trantor? Du sollst ihren Arm loslassen, Pappi, habe ich gesagt.“ Sie setzte ihren bis zum Bersten vollgestopften Koffer ab und zwang Arcadia mit sanfter Gewalt, sich darauf niederzulassen. „Setz dich“, sagte sie, „und ruhe deine armen Füße aus. Das Schiff kommt erst in einer Stunde, und auf den Bänken findet man vor lauter schlafenden Landstreichern doch keinen Platz. Du bist von Trantor?“
Arcadia atmete tief und gab nach. „Ich bin dort zur Welt gekommen.“
Mammi schlug erfreut die Hände zusammen. „Jetzt sind wir schon einen Monat hier und haben noch niemand von zu Hause getroffen. Das ist aber nett. Deine Eltern …“ Sie sah sich suchend um.
„Ich bin nicht mit meinen Eltern zusammen“, entgegnete Arcadia vorsichtig.
„Ganz allein? Ein kleines Mädchen wie du?“ Mammi war plötzlich voll Empörung und zugleich Sympathie für das traurige Los der Kleinen. „Wie kommt denn das?“
„Mammi.“ Pappi zupfte an ihrem Ärmel. „Ich will es dir sagen. Da stimmt irgend etwas nicht. Ich denke, sie hat Angst.“ Seine Stimme war für Arcadia ohne weiteres hörbar, wenn auch offenbar als Flüstern gedacht. „Sie rannte – ich habe sie beobachtet. Und ehe ich wegspringen konnte, prallte sie gegen mich. Ich denke, sie hat irgendwelche Schwierigkeiten.“
„Halt den Mund, Pappi. Gegen dich kann jeder prallen.“ Aber sie setzte sich dennoch neben Arcadia auf den Handkoffer, der unter dem zusätzlichen Gewicht besorgniserregend ächzte, und legte den Arm um die Schulter des Mädchens. „Läufst du vor irgend jemand davon, Mädchen. Sage es mir ruhig, ich will dir ja nur helfen.“
Arcadia stöberte in ihrer Handtasche. Die wenigstens war noch ihr Eigentum trotz des schnellen Kleiderwechsels im Appartement der Lady Gallia. Sie fand das Gesuchte und hielt es Mammi hin.
„Das sind meine Papiere“, sagte sie kläglich. Es war glänzendes synthetisches Pergament und ihr am Tage nach ihrer Ankunft vom Gesandten der Stiftung übergeben worden. Mammi sah es hilflos an und gab es Pappi weiter, der es mit wichtiger Miene studierte, als müsse er es auswendig lernen.
„Du kommst von der Stiftung?“ fragte er nach einiger Zeit.
„Ja, aber ich bin auf Trantor geboren. Es steht dort …“
„Ah, ja. Du heißt Arcadia? Das ist ein guter trantorischer Name. Aber wo ist dein Onkel? Es heißt hier, daß du in Begleitung deines Onkels, Homir Munn, angekommen wärest.“
„Er ist festgenommen worden“, sagte Arcadia müde.
„Festgenommen?!“ schrien beide auf einmal. „Weshalb?“ fragte Mammi. „Hat er etwas verbrochen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht. Wir sind nur zu Besuch hier. Onkel Munn hatte geschäftlich mit Lord Stettin zu tun, aber …“ Sie schluchzte.
Pappi war gebührend beeindruckt. „Mit Lord Stettin! Dein Onkel muß ein bedeutender Mann sein.“
„Ich weiß nicht, was das alles zu bedeuten hatte, aber Lord Stettin wollte, daß ich hierbleiben sollte …“
Sie machte eine Pause, und Mammi fragte interessiert: „Und warum du?“
„Ich … weiß nicht. Er hat mich immer so seltsam angesehen und hielt dauernd meine Schulter fest.“
Pappis Mund stand offen, aber Mammis Gesicht wurde plötzlich ärgerlich. „Wie alt bist du, Arcadia?“
„Fast Vierzehneinhalb.“
Mammi schnaufte tief und sagte: „Daß solche Leute leben dürfen! Und du läufst jetzt vor ihm davon?“
Arcadia nickte.
Mammi wandte sich zu Pappi und sagte: „Pappi, geh’ sofort zur Auskunft und erkundige dich, wann das Schiff nach Trantor kommt. Schnell!“
Aber Pappi konnte nur einen Schritt tun, dann blieb er erschreckt stehen. Über ihm dröhnte eine metallische Stimme, und fünftausend Augenpaare richteten sich nach oben.
„Männer und Frauen“, donnerte die Stimme. „Der Raumhafen wird nach einem gefährlichen Verbrecher durchsucht und ist umstellt. Niemand darf hinein oder hinaus. Während der Suchaktion werden keine Schiffe starten oder landen, so daß den Reisenden keine Schwierigkeiten entstehen. Das Gitter wird sich jetzt senken. Bitte verlassen Sie Ihr Quadrat nicht, bis das Gitter wieder hochgegangen ist; das Suchpersonal müßte sonst von der Neuropistole Gebrauch machen.“
Während der Durchsage hätte Arcadia keinen Fuß von der Stelle rühren
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