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TS 32: Stunde der Roboter

TS 32: Stunde der Roboter

Titel: TS 32: Stunde der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Lee Vernon
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der nächsten Abteilung wurden Augen hergestellt, mit Tränensäcken und richtigen Sehnerven versehen, dann waren es Kiefer mit blendend weißen Zahnreihen, Ohren, Finger oder die feinen blauen Adern, die mit komplizierten Maschinen unter die Haut gezogen wurden. Wohl ein Dutzend Mal verhielt Sinclaire vor Erstaunen den Schritt und vergaß fast, was ihn hierhergeführt hatte. Immer wieder gingen seine Gedanken zu Conrad Samson zurück. Hatte er nicht in gewissem Sinne recht, daß diese so lebensechten Roboter mehr als nur raffiniert ausgeklügelteMaschinen waren? Zeigte sich mancher dumme, engstirnige Mensel diesen intelligenten Wesen nicht unterlegen? Am meisten aber wurde Russ von der Tatsache beeindruckt, daß der größte Teil der komplizierten Arbeitsvorgänge von Robotern, jenen plumpen, marionettenhaft wirkenden metallenen Gestalten, ausgeführt wurde. Maschinen, die sich selbst produzieren, dachte er. Wie weit konnte die Entwicklung noch gehen?
    Ein Blick auf die Uhr brachte ihn in die Wirklichkeit zurück. Es war halb vier, Zeit, endlich zu einem Ergebnis zu kommen.
    „Zeigen Sie mir die Planziffern, aus denen der Roboterausstoß für heute zu ersehen ist!“ befahl er Harry Lietz.
    Lietz wandte sich an Duke. „Gehen Sie, Avery, holen Sie die Aufstellung!“
    Duke entfernte sich zögernd. Sie sahen ihn in einem Glaskasten am Ende der Halle verschwinden, dann kehrte er mit einem kleinen Stapel von Papieren zurück. „Wir gehen am besten in den Kontrollraum“, schlug er vor und ging voran, ohne die Zustimmung der anderen abzuwarten. Sie folgten ihm in den schalldichten Büroraum aus Glas, wo es still wie in der Kirche wurde, als die Tür hinter Norma ins Schloß fiel.
    „Spezialglas“, sagte Duke und wies auf die Wände. „Man kann hinaus-, nicht aber hereinsehen.“
    Sinclaire nickte und warf einen Blick in die Halle. Der Kontrollraum war an beherrschender Stelle erbaut; von jedem Platz aus war der gesamte Montagevorgang auf dem riesigen hufeisenförmigen Werktisch zu übersehen.
    Sinclaire ließ sich die Blätter von Duke geben und breitete sie auf dem Tisch aus. Er war selbst Ingenieur, ein Mann, dem alle Fabrikationsvorgänge vertraut waren, und er wußte, wonach er Ausschau hielt. Er brauchte nur fünf Minuten, um sich in dem Wust von Zeichnungen, Tabellen, Statistiken und graphischen Darstellungen zurechtzufinden. Schließlich wandte er sich um und blickte Cooper erwartungsvoll an.
    „Ist dies die Halle mit der Montageabteilung fünf?“
    Cooper nickte widerstrebend.
    „Nach Ihren Unterlagen ist die Halle in dieser und in der nächsten Woche wegen Reparaturarbeiten geschlossen“, stellte Sinclaire kühl fest. „Vorrichtungen für Wirbelsäulenherstellung bedürfen einer Überholung, steht hier. Ich sehe aber, daß die Halle arbeitet. Wie erklären Sie sich das?“
    Lietz trat neben Russ und blickte ihm verwirrt über die Schulter. Cooper räusperte sich, dann brummte er: „Wir konnten die Reparatur heute früh ausführen. Ich habe versäumt, die entsprechende Eintragung vorzunehmen.“
    „Nach Ihren Unterlagen sollen stündlich zwei Roboter das Fließband verlassen. Wollen Sie, daß ich zähle? Mir scheint, Ihr Ausstoß ist größer, als Mr. Lietz es ahnt.“
    „Kann sein“, knurrte Cooper unwillig. „Am Nachmittag geht die Arbeit immer schneller voran. Diese Zahlen hier sind Durchschnittsangaben.“
    „Halt!“ schrie Lietz mit hochrotem Kopf. Er griff nach dem Papier und beugte sich darüber. „Tatsächlich, die Angaben entsprechen nicht den Tatsachen! Ich gebe zu, daß ich seit Monaten nicht mehr hier war. Aber ich habe im Vertrauen auf Cooper und Duke abgezeichnet. Ich allein bin verantwortlich, mein Name steht darauf. Verdammt, ihr beiden, habt ihr mich etwa …“ Er blickte auf und erstarrte, als sähe er den Tod.
    Er sah ihn auch. Avery Duke hatte eine Pistole gezogen und hielt sie auf Lietz gerichtet. „Sie schwatzen zuviel, Harry“, sagte er mit unheilverkündender Stimme. „Man sollte Sie besser zum Schweigen bringen!“
    Lietz wunde dunkelrot vor Wut. „Stecken Sie das Ding weg, Duke! Sind Sie verrückt?“
    „Halten Sie endlich den Mund“, bellte Duke zurück. „Noch ein dummes Wort, und ich fange mit Ihnen an!“
    Harrys Gesicht wurde kreidebleich. Seine Knie gaben nach, und er ließ sich stöhnend in einen Sessel fallen. Die Dinge waren ihm völlig aus der Hand geglitten. Er war Direktor des Werkes, er trug die Verantwortung. Und doch schien jeder getan zu haben,

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