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TS 32: Stunde der Roboter

TS 32: Stunde der Roboter

Titel: TS 32: Stunde der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Lee Vernon
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auch den Kopf zerbrach.
    Sein einziger Trost bestand darin, daß die in der Uhr verborgene Kraftquelle sich nicht so schnell erschöpfte wie seine Gegner vermuteten. Ihre Leistung war auf acht Stunden ohne Unterbrechung berechnet – bis zu vierzig Stunden, wenn sie inzwischen Gelegenheit hatte, sich zu erholen. Aber Dave hatte nicht wagen können, sie vorübergehend abzuschalten; statt dessen verringerte der Druck der umgebenden Schutzglocken die Wirksamkeit um die Hälfte. Er durfte also nur mit vier Stunden einer einwandfreien Schutzwirkung rechnen, und von dieser Spanne waren bereits zweieinhalb Stunden verflossen. Es blieben ihm noch achtzig bis neunzig Minuten zu leben.
    Eine Viertelstunde später kehrte der dicke Mann zurück und ließ sich phlegmatisch hinter seinem Schreibtisch nieder. Fünf Minuten saß er so, ohne zu sprechen. Nur seine Finger schlugen einen Wirbel auf der Schreibtischplatte.
    „Ihre Kraftquelle scheint wirksamer zu sein, als wir vermuteten“, sagte er endlich mit seiner gleichgültigen Stimme, die Dave bis aufs Blut reizte.
    Talbert lächelte. „Ich besitze noch einige Ersatzbatterien“, log er, ohne mit der Wimper zu zucken. „Sie sind im Armband der Uhr untergebracht und schalten sich automatisch ein, sobald die Wirkung nachzulassen beginnt. Es wird lange dauern, bis die letzte aufgebraucht ist, und dann habe ich eine winzige Pille zur Verfügung. Sie brauchen nicht zu hoffen, mich lebend in Ihre Gewalt zu bekommen.“
    Der dicke Mann lachte spöttisch, antwortete aber nicht. Dave kam sich vor, wie jemand, der auf einen Elefanten mit einer Stecknadel losgeht. Ersatzbatterien und Giftpille existierten nur in seiner Phantasie. Er wünschte jetzt, er hätte sie bei sich. Aber wie hätte er auf den Gedanken kommen können, er würde je in eine solche Situation geraten. Dave Talbert, der große Agent, der Mann, der in allen Erdteilen die schwierigsten Aufträge ausgeführt hatte, mitten in New York gefangen und mit einem wenig erfreulichen Ende vor sich! Man mußte schon Galgenhumor besitzen, um dieser Lage noch eine heitere Seite abzugewinnen.
    Kein Zweifel, daß das Glück ihn bisher bei allen Unternehmungen begleitet hatte. Neben Geschicklichkeit, Mut, Instinkt und Vorsicht gehörte auch Glück zu einem solchen Beruf, wie Dave ihn erwählt hatte. Aber früher oder später ließ das Glück einen im Stich, oder die Vorsicht schlief ein, oder alle Klugheit und Erfahrung nützten plötzlich nichts, um die Frage zu beantworten, die über Tod und Leben entschied.
    Dave mußte zugeben, daß er seine Gegner unterschätzt hatte. Dies war der schwerste Fehler, den ein Agent machen konnte. Zwar war es ihm gelungen, sich seiner drei Entführer zu entledigen, aber er hatte den Fahrer übersehen, und als er endlich an ihn dachte, war er den Bruchteil einer Sekunde zu langsam gewesen. Seine Ausrüstung ließ ebenfalls zu wünschen übrig. Mit einem Taschenfunksprechgerät hätte er noch in dieser Sekunde Hilfe herbeirufen können, und eine winzige Giftpille hätte ihm, wenn es hart auf hart kam, das Schlimmste erspart.
    „Wenn jemand Dave Talbert gefragt hätte, warum er sich gerade diesem gefährlichen Beruf verschworen habe, er hätte eine klare Antwort kaum gewußt. Die Gründe, die ihn dazu bewogen hatten, waren nicht mit der Vernunft, sondern nur gefühlsmäßig zu erfassen. [Weder Patriotismus noch übertriebenes Pflichtgefühl hatten zu seinem Entschluß beigetragen, obwohl er sich diesen Einflüssen keineswegs zu entziehen vermochte; es war vor allem das Verlangen nach Selbständigkeit, nach einem Leben abseits vom alltäglichen Trott seiner Mitmenschen, das seine Wahl beeinflußt hatte. Er liebte das Abenteuer, weite Reisen, das Aufspüren geheimnisvoller Zusammenhänge, und er haßte die Monotonie einer stumpfsinnigen Tätigkeit, die keinen Raum ließ für Improvisation, für blitzschnelle Entschlüsse, von denen vielleicht das Leben abhing. In seinem selbstgewählten Beruf hatte er die Erfüllung seines Lebens gefunden, wie andere in der Enge ihrer Vereine oder Interessengemeinschaften.
    Die Stimme des dicken Mannes setzte Daves Überlegungen ein Ende. „Sie haben keine Ersatzbatterien, mein Freund“, sagte der Dicke spöttisch. „Sie bluffen, und Sie wissen, daß ich Ihren Bluff durchschaut habe. Sie sind kein schlechter Schauspieler, aber ich habe zu viele Schauspieler gesehen, um mich von einem Amateur täuschen zu lassen.“
    Es gelang Dave, trotz der Fesseln eine Hand in die

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