TS 35: Die Waffenhändler von Isher
Rücken zukehrte, denn schließlich drehte sie sich abrupt herum und sagte: „Warum gehst du nicht in dieses Waffengeschäft? Zu verlieren hast du nichts mehr, und so kannst du schließlich nicht weitermachen.“
Fara starrte seine Schwiegermutter einen Augenblick wortlos an und machte dann auf dem Absatz kehrt. Der Vorschlag, daß er eine Waffe kaufen und damit Selbstmord begehen sollte, verletzte ihn tief. Selbstmord begehen? Lächerlich! Er war noch nicht alt, noch nicht einmal Fünfzig. Wenn er nur eine zweite Chance erhielt, die Geschicklichkeit seiner Hände einzusetzen, dann würde er sich auch in einer Welt, in der automatische Maschinen eine immer größere Rolle spielten, sehr gut behaupten können. Für einen Mann, der seine Arbeit verstand, hatte man immer Verwendung. Das jedenfalls war der Glaube, auf dem er sein ganzes Leben aufgebaut hatte.
Als er nach Hause kam, war seine Frau beim Packen. „Es ist das einzig Vernünftige, was wir tun können“, meinte sie. „Wir vermieten das Haus und nehmen uns ein möbliertes Zimmer.“
Er erzählte ihr von dem Angebot ihrer Mutter, sie bei sich aufzunehmen. Creel zuckte die Achseln. „Ich habe schon gestern abgelehnt“, sagte sie. „Ich möchte wissen, warum sie es noch einmal erwähnt hat.“
Fara trat ans Fenster und schaute hinaus in den Garten mit seinen üppig wuchernden Blumen und dem kleinen Teich. Das alles mußten sie jetzt aufgeben, mußten in möblierten Zimmern dahinvegetieren. Plötzlich wußte er, was Creels Mutter mit ihrem Angebot gemeint hatte. Aber noch gab es eine Hoffnung. Er wartete, bis Creel nach oben ging und rief dann Mel Dale, den Bürgermeister, an. Das Gesicht Dales nahm einen unbehaglichen Ausdruck an, als er sah, wer ihn sprechen wollte. Doch er hörte Fara geduldig zu und erwiderte dann: „Es tut mir leid, aber die Stadt gibt keine Darlehen, Fara. Übrigens, ich kann es Ihnen ja gleich sagen – verstehen Sie mich richtig, ich habe damit nichts zu tun –, aber Sie werden keine Lizenz mehr bekommen können.“
„Was!“
„Tut mir wirklich leid.“ Der Bürgermeister senkte die Stimme. „Hören Sie auf mich und nehmen Sie meinen Rat an, Fara. Gehen Sie zu dem Waffenladen. Diese Orte haben ihre Vorteile, wissen Sie.“
Fara hörte ein Klicken und starrte auf den leeren Bildschirm.
So hörte es sich also an, wenn ein Todesurteil ausgesprochen wurde.
*
Fara benötigte zwei Monate, um zu einem Entschluß zu kommen. Er wartete, bis sich am Abend die Straßen von Menschen geleert hatten, und schlüpfte dann heimlich zu der Waffenhandlung hinüber. Flüchtig ängstigte ihn der Gedanke, daß sich die Tür für ihn nicht öffnen würde, aber sie tat es. Der silberhaarige alte Mann saß in einer Ecke des Ladens und las. Als Fara eintrat, blickte er auf, legte das Buch beiseite und erhob sich.
„Ah, es ist Mr. Clark“, sagte er leise. „Was können wir für Sie tun?“
Eine leichte Röte kroch in Faras Wangen. Er hatte gehofft, daß man ihn nicht wiedererkennen würde. „Ich möchte eine Waffe“, sagte er, „die einen Gegenstand von zwei Metern im Durchmesser mit einem einzigen Schuß in Atome auflösen kann. Haben Sie so etwas da?“
Der alte Mann trat zu einer Vitrine und holte einen gedrungenen Revolver hervor, dessen Oberfläche leicht irisierte. „Die Flanschen dieses Modells, wie Sie bemerken werden, tragen kaum auf. Es läßt sich also einfach ideal in einem Schulterhalfter unterbringen, den sie unter Ihrem Jackett tragen können. Ziehen läßt sich die Waffe äußerst leicht, denn wenn sie erst einmal richtig eingestellt ist, springt sie ihrem Besitzer von selbst in die Hand. Im Moment ist sie auf mich eingestellt. Passen Sie auf, während ich sie in den Halfter stecke und …“
Die Schnelligkeit, mit der die Waffe in seiner Hand lag, war verblüffend. Die Finger des alten Mannes hatten sich kaum bewegt, als sie auch schon die Waffe hielten.
Doch Faras Gedanken waren immer noch bei dem eigentlichen Zweck seines Besuches. Er lächelte gequält und sagte: „Das ist wirklich alles sehr interessant. Aber wie steht es mit dem Strahl, und kann man ihn verbreitern?“
„Mit dieser Schraube hier“, erläuterte der alte Mann ruhig, „läßt sich die Breite des Strahls einstellen. Ist er nur bleistiftdünn, durchschlägt er jeden Gegenstand bis zu einer Entfernung von vierhundert Metern, ein paar Bleilegierungen ausgenommen. Wird die Mündungsdüse entsprechend vergrößert, lassen sich ab fünfzig
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