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TS 36: Die Waffenschmiede von Isher

TS 36: Die Waffenschmiede von Isher

Titel: TS 36: Die Waffenschmiede von Isher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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denn immerhin sind auch sie ein Teil der gegenwärtigen Zivilisation und haben durch das von ihnen herbeigeführte Gleichgewicht der Kräfte unser augenblickliches System zu der stabilsten Regierung gemacht, die die im Grunde instabile Menschheit je gehabt hat.
    Und noch eines: Kershaw und ich haben uns über die Wirkung unterhalten, die die lichtjahreweite Entfernung wahrscheinlich auf unsere geistige Verbindung haben wird. Er nimmt an, daß die hohe Geschwindigkeit, mit der wir uns vom Sonnensystem entfernen, wie ein plötzlicher Bruch wirken wird –
     
    Diesmal hörte Neelan zu lesen auf. Genau das hatte er empfunden. Zuerst die Qual der Beschleunigung und dann einen plötzlichen Ruch. Gil war also nicht tot. Oder vielmehr, Gil war nicht an jenem Tag gestorben. Irgendwann während des Fluges zwischen den Sternen hatte Greer …
    In diesem Augenblick riß Hedrock sein Bewußtsein wieder aus der Verbindung heraus. Mein Gott, dachte er, wir sind einfach beide Teil eines größeren Ganzen. Seine Empfindungen basieren teilweise auf meinem Wissen, und ich empfinde sie so, als wären sie meine eigenen. Diese Fremden müssen uns so aufeinander abgestimmt haben, wie Dan auf seinen Bruder Gil abgestimmt ist.
    Diesmal setzte Hedrock der Wiedervereinigung ihrer beiden Bewußtseinsinhalte keinen Widerstand entgegen. Er erwartete, jetzt in Gils Brief weiterzulesen, aber das Blatt verschwand vor seinen Augen.
    Feiner heißer Sand, von einem Sturmwind gepeitscht, schlug gegen sein Gesicht. Er war nicht mehr im Waffenladen, und auch die Phantomstadt war verschwunden. Er lag in einer flachen roten Wüste unter einer riesigen Sonne. Weit zu seiner Linken, von einem dichten Staubvorhang teilweise verhüllt, hing eine zweite Sonne am Himmel. Sie schien weiter entfernt und war kleiner, aber in dieser Welt des Sandes schien sie die Farbe von geronnenem Blut zu haben. Männer lagen im Sand. Einer von ihnen drehte sich mühsam zur Seite, ein großer gutaussehender Mann. Seine Lippen bewegten sich, aber Hedrock hörte keinen Laut. Plötzlich erschienen vor Neelan-Hedrocks Augen ein paar Kisten, die im Sande lagen, Zelte, eine Wasseraufbereitungsanlage –
    „Gil!“ schrie er. Das heißt, das war Neelans Reaktion. „Gil, Gil, Gil!“
    „Dan.“ Die Schreie schienen von weit, weit her zu kommen. Sie glichen eher Gedankenfetzen als einem Geräusch – ein müder Seufzer, der die weite Nacht zwischen den Sternen überbrückt hatte. „Dan, wo bist du? Dan, wie machst du das, ich fühle, daß du weit von mir entfernt bist … Dan, mir geht es schlecht. Wir sind auf einem Planeten, der den Centauri-Sonnen immer näher kommt. Die Stürme werden immer schlimmer, die Luft immer heißer. Wir … o Gott!“
    Die Verbindung riß ab. Sie hatten diese Szene durch die Augen von Gil Neelan gesehen. Hedrock und Neelan brauchten einige Zeit, bis ihnen klar wurde, daß sie wieder in dem Waffenladen waren, in dem Neelan den Brief in der Hand hielt. Tränen standen in seinen Augen. Er las weiter, wenn er auch die Worte nur wie durch einen feuchten Schleier sah.
     
    Wahrscheinlich werden wir zum erstenmal seit unserer Geburt völlig voneinander getrennt sein. Ich werde sehr einsam sein. Ich weiß, daß du mich beneidest, Dan, wenn du diese Zeilen liest. Wenn ich mir denke, wie lange der Mensch davon geträumt hat, eines Tages die Sterne zu erobern, dann kann ich mir deine Gefühle genau vorstellen, wo doch gerade du eigentlich der Abenteurer in unserer Familie warst.
    Wünsche mir Glück, Dan, und sage niemand etwas von dem, was du jetzt weißt.
    Deine andere Hälfte Gil
     
    Wann der Wechsel erfolgte oder in welchen Stadien, wußte Hedrock nicht. Er merkte nur plötzlich, daß er sich nicht mehr in dem Waffenladen befand. Er maß dem im Augenblick keine besondere Bedeutung bei. Seine Gedanken waren noch bei Gil Neelan und dem Wunder, dessen Zeuge er soeben geworden war. Irgendwie hatten jene mächtigen Wesen von jenseits der Sterne die schwachen Bande zwischen den beiden Brüdern verstärkt und hatten eine gedankliche Verbindung zwischen den Sternen geschaffen. Eine unglaubliche Verbindung, die ohne Zeitverlust spontan zustande gekommen war.
    Und er war auf dieser phantastischen Reise dabeigewesen.
    Seltsam, wie dunkel es jetzt war. Da er sich nicht in dem Waffenladen befand, müßte er jetzt eigentlich irgendwo in der Stadt sein, oder jedenfalls in dem Schiff der Wesen, die ihn gefangen hatten. Hedrock stemmte sich hoch, und dabei merkte er, daß er

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