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TS 41: Schach dem Unbekannten

TS 41: Schach dem Unbekannten

Titel: TS 41: Schach dem Unbekannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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begann.
    Eigentlich hätte ihn das warnen sollen, aber er hatte jetzt keine Zeit, darüber nachzudenken.
    Außerdem war Judith wirklich ein außerordentlich hübsches Mädchen …

 
11. Kapitel
     
    Drei Tage vergingen, und ein halber vierter.
    Vixen drehte sich in 22 Stunden einmal um seine eigene Achse und hatte somit auch in dieser Beziehung viel Ähnlichkeit mit der Erde.
    Dann kam ein Melder mit der Nachricht, daß Temulaks Wille gebrochen sei.
    Flandry nickte.
    Judith klammerte sich an ihn.
    „Mußt du denn sofort gehen, Liebling? Du bist die halbe Zeit nicht hiergewesen, sondern hast draußen herumspioniert und die Leute aufgewiegelt. Ich habe solche Angst um dich gehabt, weil sie immer noch die Männer suchen, die Temulak fingen.“
    Er küßte sie geistesabwesend.
    „Wir sind Patrioten und haben Pflichten, mein Schatz.“
    Er war so schnell aus der Tür, daß sie ihn nicht halten konnte.
    Der Weg zum Eingangskeller führte durch Gärten und Straßen. Flandry schob die Hände in die Taschen und schlenderte dahin, als habe er nichts zu tun. Die Menschen, denen er begegnete, machten einen fast verhungerten und heruntergekommenen Eindruck. In ihren Augen flackerte Angst. Einmal überholte ihn ein offener Wagen mit einer Patrouille der Wölfe. Sie saßen darin, die schwarzen Schnauzen in die Luft gestreckt, als wollten sie nichts sehen, sondern nur riechen. Sie ließen eine Zone erschreckten Schweigens hinter sich.
    Als er endlich das Versteck erreichte, waren nur Cat und Bryce anwesend. Hinter der Tür erklang das wilde Heulen des Gefangenen, der nach Flandry rief.
    „Er spricht schon die ganze Zeit“, meldete Bryce mit verstecktem Vorwurf. „Wie wollen Sie wissen, ob er auch die Wahrheit sagt?“
    „Das Ausfragen ist eine Wissenschaft für sich“, bemerkte der Captain. „Wenn die Prozedur seinen Willen wirklich gebrochen hat, wird er keine Zeit mehr haben, Lügen zu erfinden. Meine Fragen kommen dazu viel zu schnell und sprunghaft. Cat, hast du die Tonaufnahmen gemacht? Und bist du fertig, das Verhör aufzunehmen?“
    Sie nickte. Er sah erst jetzt, wie schmal sie geworden war. Schatten lagen unter ihren verweinten Augen, und sie hatte in der vergangenen Nacht kaum geschlafen. Sie zeigte auf die Maschine.
    „Was willst du nun machen?“ flüsterte sie.
    Flandry dachte immer noch über sie nach. Er glaubte, sie auf dem einsamen Flug nach Vixen genügend kennengelernt zu haben, aber nun kamen ihm doch Zweifel. Inwieweit kann ein Mensch den anderen überhaupt kennenlernen, ohne sich zu täuschen? Seit der Gefangennahme Temulaks hatte er sie nur einmal gesehen. Für wenige Minuten waren sie da allein gewesen, aber die Zeit war zu kurz, persönliche Worte zu wechseln. Er sah, daß sie zitterte.
    „Ich werde Temulak nach einigen Dingen fragen, die mich brennend interessieren, Cat. Und danach werde ich ein gutes Essen und etwas zu trinken benötigen.“
    „Mit Judith Hurst?“ fragte sie bitter.
    „Das hängt davon ab“, erwiderte er vorsichtig.
    „Dominic!“ bat sie und wurde rot. „Bitte, treibe mich nicht zu etwas, das ich selbst nicht will.“
    „Wir werden sehen“, sagte er und ging zur Tür. Hinter ihm brach Cat in Tränen aus.
    Bryce folgte ihm.
    „Was hat sie nur?“ wollte er wissen.
    „Sie ist übermüdet“, entgegnete Flandry und öffnete die Tür.
    „Es ist etwas anderes“, erklärte ihm der Jäger mit leisem Vorwurf in der Stimme. „Nun, vielleicht geht es mich auch nichts an …“
    „Allerdings nicht“, eröffnete ihm Flandry, nahm ihm die Aufnahmemaschine ab und schloß die Tür hinter sich.
    Temulak lag unruhig auf seinem Bett. Flandry stellte das Gerät an, nahm die Wachspfropfen aus den Ohren des Gefangenen und fragte milde:
    „Du wolltest mich sprechen, Temulak?“
    „Lasse mich hier heraus!“ heulte der Wolf kläglich. „Du sollst mich sofort herauslassen, habe ich gesagt.“
    „Warten wir lieber erst einmal ab, was du mir zu sagen hast“, tröstete Flandry ihn. „Willst du sprechen?“
    Er begann zögernd:
    „Ich habe nie gedacht … ihr seid ein furchtbares Volk!“
    „Wenn du nichts Konkretes sagen willst – wir haben Zeit. Gute Nacht!“
    „Nein! Nicht! Lasse mich sehen, lasse mich riechen! Ich will auch alles tun, was du von mir verlangst.“
    Und Flandry begann systematisch mit seinem Verhör.
    Es nahm seine ganze Aufmerksamkeit und auch einige Zeit in Anspruch. Das Prinzip war, dem Gefangenen eine überraschend schnelle Frage zuzuwerfen, die scheinbar

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