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TS 43: Der Zauberer von Linn

TS 43: Der Zauberer von Linn

Titel: TS 43: Der Zauberer von Linn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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blaue Sonne stand fast senkrecht über ihm, während er durch den Obstgarten schritt und sich davon überzeugte, daß an keiner Stelle ein Sammelkorb für die Früchte vorhanden sein konnte. Um sicherzugehen und seine Vermutung nachzuprüfen, nahm er einen der leeren Körbe und kletterte auf einen Baum. Sorgfältig brach er die Früchte von den Ästen und legte sie hinein.
    Er wußte eigentlich selbst nicht, was geschehen sollte, aber er war enttäuscht, als die Früchte in dem Korb blieben. Sie verschwanden nicht. Nachdenklich beendete er seine Tätigkeit, nahm den Korb und ging zum Boot. Er setzte sich auf den Stuhl, nahm eine Frucht und biß hinein. Sie schmeckte süß und mild, hatte aber einen merkwürdigen Beigeschmack.
    Inzwischen kehrten die Obstpflücker zurück. Einer mochte seinen Korb vermissen, denn nach einigem Suchen kam er zu dem Boot.
    „Du möchtest die Früchte gern haben?“ fragte er in einem Tonfall, der verriet, daß er nicht mit einer Rückgabe rechnete.
    Clane nahm die goldenen Birnen aus dem Korb, eine nach der anderen. Dabei betrachtete er sein Gegenüber. Der junge Mann trug einfache Hosen und ein offenes Hemd. Er mochte knapp fünfunddreißig sein, sah frisch gewaschen und sauber aus.
    „Wie heißt du?“ fragte Clane zurück.
    „Marden.“
    „Ein schöner Name.“
    Der Mann grinste, dann wurde er ernst.
    „Darf ich meinen Korb nun haben? Ich muß den anderen helfen.“
    „Warum?“
    „Das ist aber eine dumme Frage.“
    „Mag sein, aber beantworte sie.“
    „Wenn ich nicht arbeite, darf ich nichts essen.“
    „Würde dich jemand daran hindern, die Früchte für dich selbst zu nehmen, wenn du nicht arbeitest?“
    „N-nein.“
    „Würde man dich bestrafen?“
    „Nein.“
    Clane fühlte, daß es nicht so einfach sein würde, die Lebenseinstellung dieser Menschen zu ergründen. Er mußte es anders versuchen.
    „Sieh’ mich an. Ich wohne oben in dem großen Schiff. Ich bin jetzt hier und sitze den ganzen Tag im Stuhl. Ich arbeite nicht. Und doch ging ich in den Garten und holte mir Früchte. Eure Früchte.“
    „ Deine !Du pflücktest sie ja auch selbst.“
    Clane seufzte und ging auf ein anderes Thema über.
    „Was tut ihr mit den Früchten?“ fragte er.
    „Wir schicken sie diesmal nach Inland, denn dort hatten sie eine schlechte Ernte.“ Er zeigte auf den mächtigen Ball der Nachbarwelt, der sich gerade über den östlichen Horizont schob. „Das ist alles, was du wissen möchtest?“
    Clane nickte und gab ihm den Korb zurück, in dem noch acht der gelben Früchte lagen. Er sah Marden nach, bis dieser etwa zwanzig Meter entfernt war. Dann rief er ihm zu:
    „Marden – warte mal einen Augenblick.“
    Der Mann hatte den Korb so merkwürdig geschwungen, als ob er leer wäre. Sollte …?
    Er hatte sich nicht geirrt. Als er Marden erreichte und gespannt in den Korb schaute, war dieser leer.

 
15. Kapitel
     
    Am Abend ging Clane zu dem Haus. Er wußte, daß Marden hier wohnte. Als er klopfte, öffnete der Outlander.
    „Ah, der Mann, der nicht arbeitet“, sagte er lächelnd und gab den Eingang frei. Clane trat in das Zimmer, durch dessen Fenster er noch vor wenigen Sekunden eine Frau gesehen hatte. Jetzt war das Zimmer leer. Marden sagte hinter ihm:
    „Als meine Frau dein Klopfen hörte, machte sie einen Besuch. Sie wollte uns nicht stören.“
    „Wußte sie, daß ich es war?“
    „Natürlich.“
    Marden sprach es leichthin aus, als sei das die selbstverständlichste Sache von der Welt. Clane kam sich für einen Augenblick wie ein Mann vor, der in der Gegend herumläuft und den Leuten lauter dumme und überflüssige Fragen stellt.
    „Marden“, bekannte er offen, „dein Volk ist uns ein Rätsel. Darf ich mich setzen und mit dir reden?“
    Der Outlander zeigte auf einen Stuhl. Sie setzten sich.
    „Wir kommen von der Erde“, begann Clane. „Das ist der Planet, von dem alle Menschen abstammen – auch ihr.“
    „Wenn du es sagst, wird es wohl stimmen.“
    „Du glaubst mir nicht?“
    „Niemand von uns weiß etwas davon.“
    „Habt ihr keine Geschichte?“
    „Sie beginnt vor dreihundert Jahren. Was davor liegt, ist uns unbekannt.“
    „Du bist genauso ein Mensch wie ich. Wir reden die gleiche Sprache. Ist das nicht bezeichnend?“
    Marden nickte nur, gab aber keine Antwort. Für ihn schien das nichts Besonderes zu sein. Clane fuhr fort:
    „Das mit den Früchten – transportiert ihr eure Güter immer so nach Inland?“
    „Es ist die einfachste Methode, nicht

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