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TS 44: Die Milliardenstadt

TS 44: Die Milliardenstadt

Titel: TS 44: Die Milliardenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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seiner Überraschung fest, daß er nicht anders aussah als der, in dem Enver-Lake ihn gestern verhört hatte. Es gab dieselbe grobe Bank, wiederum zwei Tische, die mit Schreibfolien unordentlich beladen waren, und auf dem einen von ihnen ein Telephon.
    Er löschte die Lampe, zog die Bank heran und schob sie von innen vor die Tür. Jeder, der die Tür öffnete, würde erst über die Bank klettern müssen, um hereinzukommen. Das gab Egan-Egan Zeit genug, einen Schuß anzubringen.
    Er tat noch ein weiteres. Er schob einen der Tische näher an die Tür heran, legte die Lampe so darauf, daß sie genau auf die Tür zielte, und verkeilte den Lichtknopf mit einem Stück Folie, so daß er nicht andauernd den Finger daraufzuhalten brauchte.
    So hatte er die Tür in bester Beleuchtung und damit gleichzeitig eine praktische Finte. Wer auch immer hereinkam, würde glauben, daß er in der Nähe der Lampe sitze, weil sie ja draußen gesehen hatten, daß er sie mit der Hand bediente. In Wirklichkeit saß er jedoch zwei Meter abseits, was niemand sehen konnte, weil ihn die Lampe blendete.
    In der ersten halben Stunde seiner Belagerung mußte er fünf Angriffe abwehren. Die Leute öffneten die Tür und schickten sich an, über die Bank zu klettern. Dabei trafen sie die Nadelgeschosse aus Egan-Egans Schockwaffe. Sie fielen, wo sie gerade waren, einige auch über die Lehne der Bank herunter und verstärkten somit die Barriere, die Egan-Egan aufgerichtet hatte.
    Ein paar allerdings blieben auch auf der Türschwelle liegen und hinderten die Tür daran, sich zu schließen.
    Als Egan-Egan eine Stunde in seiner Festung gesessen hatte, gab es einen sechsten Angriff. Als Egan-Egan auch diesen zurückgeschlagen hatte, ließ man ihn in Ruhe. Draußen auf der Straße tobten die Menschen indes immer noch, und der Belagerte wurde sich darüber klar, daß er eine Menge Geduld werde aufbringen müssen, um sie abzuschütteln.
     
    *
     
    Als der Morgen graute, hörte er draußen eine Stimme, die er zu kennen glaubte. Bevor er sich jedoch erinnerte, sah er, auf dem Bauche liegend, draußen einen Mann über die Straße kriechen. Er warf einen ängstlichen Blick auf die offene Tür und Egan-Egan erkannte Enver-Lake.
    Mittlerweile begannen sich auch die Bewußtlosen zu regen. Egan-Egan ging kein Risiko ein. Er hatte mehr Schockmunition bei sich, als er aller Voraussicht nach jemals würde verbrauchen können, und deswegen brachte er an jedem, der sich regte, einen zweiten Schuß an, der ihn wiederum für zwei Stunden bewußtlos machte.
    Gegen Sonnenaufgang erhielt die Belagerung eine neue Nuance. Egan-Egan erschrak, als etwas, was er nicht sehen konnte, durch die Tür hereinsurrte, klatschend gegen die Rückwand des Raumes schlug und kollernd über den Boden rollte. Er sah sich um und entdeckte, zwei Meter von der Wand entfernt, von der er abgeprallt war, einen runden Stein von etwa einem Zentimeter Durchmesser. Er war noch am Überlegen, wo er hergekommen sei, als er von draußen eine Serie trockener Laute hörte, als schlüge sich einer schnell hintereinander und heftig mit der Hand auf den offenen Mund. Im gleichen Augenblick ertönte das gleiche Surren, das er schon zuvor gehört hatte, ungleich lauter, und mit prasselndem Knallen schlug eine ganze Salve von Steinen gegen die Wand. Einer von ihnen prallte so ungünstig ab, daß er Egan-Egan an der Schulter traf. Er hatte jedoch inzwischen soviel Energie verloren, daß der Treffer kaum mehr schmerzte.
    Egan-Egan wußte plötzlich, woher die Steine kamen. Das trockene Schnalzen war ohne Zweifel der Abschuß einer jener langläufigen Waffen, wie er sie an den Gürteln der Polizisten gesehen hatte, und die Waffen waren demnach nichts anderes als Steinschleudern, mit gespannter Luft betrieben oder mit angezogenen Federn.
    Er lächelte – auch über sich selbst, weil er nicht früher auf die Idee gekommen war, daß Leute wie Enver-Lake wahrscheinlich keine komplizierten, modernen Waffen besaßen. Was für ein Unheil hätten sie in ihrer Naivität damit anrichten können!
    Nichtsdestoweniger waren auch die Steinschleudern eine Belästigung, der es auszuweichen galt. Da er die Lampe nicht mehr brauchte, kippte er den einen Tisch um und setzte sich in die Deckung der Tischplatte.
    Die Steine konnten ihm zwar nicht körperlich gefährlich werden, aber sie machten ihn nervös. Mittlerweile hatten Enver-Lakes Leute sich eingeschossen und trafen regelmäßig die Tischplatte. Das gab jedesmal eine Serie

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