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TS 46: Die Marskolonie

TS 46: Die Marskolonie

Titel: TS 46: Die Marskolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. C. Tubb
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an den Kommandanten. „Sollen wir sie begraben?“
    „Nein!“
    „Aber …?“
    „Wir lassen sie hier liegen. Sie sollen den anderen als Warnung dienen!“
    „Wir müssen Wasser haben, Jim“, sagte Winter langsam. „Dies ist erst der Beginn. Noch zwei Tage, dann werden die Leute vor Durst verrückt. Sie müßten sich selbst hierher stellen und sie mit der Pistole vom Trinken abhalten – wenn Sie eine Pistole hätten. Wann arbeitet das Kraftwerk endlich?“
    „Nicht vor einer Woche.“
    „So lange halten wir es nicht aus, Jim. Drei Tage – und wir sind alle tot.“
    „Ich weiß, was Sie meinen, Doc.“ Hargraves ging voran, auf das Metallhaus zu, in dem die Kulturen standen. „Es bleibt uns keine andere Möglichkeit.“
    Weeway begann fast zu weinen, als er es erfuhr.
    „Aber, Jim! Noch zehn Tage, dann haben wir soviel zu essen, wie wir nur haben wollen. Ist es nicht möglich, nur noch zehn Tage zu warten?“
    „Wir können keine vierundzwanzig Stunden mehr warten, Weeway. Wir brauchen Lebensmittel, das gebe ich gern zu, aber Wasser ist wichtiger. Die Männer draußen sind halb wahnsinnig vor Durst, und wenn sie kein Wasser erhalten, wird die Kraftstation niemals arbeiten. Das einzige trinkbare Wasser aber ist in diesen Tanks.“
    „Und die Kulturen?“
    „Wir haben mehr davon.“
    „Schon, aber …“ Weeway starrte bedauernd auf seine Brutkästen. „Sie sind so wunderbar gekommen, so schnell und gesund. Wenn die anderen Kulturen nicht so gut sind, haben wir keinen Ersatz.“
    „Wir müssen es riskieren.“ Hargraves tauchte seinen Finger in die Flüssigkeit und leckte ihn ab. Er zog eine Grimasse. „Verdammt, ist das Zeug süß. Wird den Durst anregen. Winter, Sie schaffen einen Vorrat davon zum Kraftwerk und sorgen für entsprechende Rationierung.“
    Winter nickte grimmig und half Weeway, das Wasser abzuzapfen. Er sah nicht hinter Hargraves her, der davonschritt, vorbei an der ständig fließenden Quelle mit ihren beiden stummen Wächtern, hinaus in die weite Wüste.
    Hinter ihm gluckerte verführerisch das Wasser aus der Leitung.
    Die Energieanlage war ein massiges Ungetüm. Ein kleiner Atommeiler erhitzte ständig das Quecksilber, dessen Dampf Turbinen und Generatoren antrieb. Rein theoretisch konnte man die gesamte Anlage in wenigen Stunden zusammenbauen und aufstellen. Praktisch sah es jedoch anders aus.
    Der Sturm hatte den Staub auch in die feinsten Ritzen getrieben. Die Lager mußten auseinandergenommen, gereinigt und dann wieder zusammengesetzt werden. Acht Mann arbeiteten ununterbrochen an dieser Überholung und wurden erst abgelöst, wenn sie fast zusammenbrachen. Nach fünf Tagen lieferte das Werk den ersten Strom, aber die Destillieranlage war schadhaft. Ihre Reparatur nahm vier weitere Tage in Anspruch.
    Dann gingen die Lebensmittel aus.
    Hargraves hatte die letzten zur Polstation geschickt, mit ihnen vier Leute, um die anderen abzulösen. Wasser würde es dort genug geben, denn sie konnten den Schnee schmelzen und mit dem kleinen Destilliergerät der Pumpstation trinkbar machen. Als Schutz konnte ihnen ein Iglu aus Eisstücken dienen. Natürlich mußten sie hart arbeiten, denn ständig waren die Eisbrocken zu ersetzen, die in der Pumpe geschmolzen wurden. Sicher, sie mußten arbeiten, aber sie würden auch leben. Die anderen aber …
    Hargraves dachte nicht gern daran. Er betrachtete die in der Nährflüssigkeit schwimmenden Hefekulturen, und sein Magen krampfte sich vor Hunger zusammen. Zwei volle Wochen würde es dauern – wenn man sie jetzt in diesem Augenblick ansetzte –, bis man ernten konnte.
    Zwei Wochen – aber schon jetzt war er halb verhungert, wie alle seine Leute.
    Das Warten begann.
    Nach den ersten drei Tagen war nicht viel zu spüren. Das Hungergefühl war fast völlig verschwunden und hatte einer müden Lethargie Platz gemacht. Sie lagen auf dem harten Metallboden der Kulturenanlage und schliefen meist. Wenn sie sich bewegten, dann schlichen sie wie alte Männer oder sie krochen gar, als seien sie lahm oder besäßen keine Knochen. Selbst die geringe Gravitation brachte keinerlei Erleichterung. Winter zwang sie, ab und zu Wasser zu trinken, denn es gab nun genügend davon. Weeway versuchte, Overallstoff und Leder zu kochen. Er fabrizierte einige scheußlich schmeckende Suppen, fügte die vorher trockengelegten Kulturen zu, um ihnen Nährkraft zu verleihen. Aber noch bevor er mit seinen Versuchen begann, wußte er, wie sinnlos es sein mußte.
    Hargraves

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