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TS 46: Die Marskolonie

TS 46: Die Marskolonie

Titel: TS 46: Die Marskolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. C. Tubb
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ruhig.
    „Niemand ist hier ein Held“, verbesserte der Kommandant. „Wir sind nur Männer, die ihre Pflicht erfüllen. Winter jedoch war ein großer Mann.“
    „Ja“, nickte Landry und wechselte abrupt das Thema. „Was geschieht eigentlich, wenn ein Mann seine Frau verliert?“
    „Er kehrt in die Junggesellenquartiere zurück.“
    „Darf er wieder heiraten?“
    „Wenn er eine Frau findet.“ Haslow lachte bitter auf. „Es ist noch ein ungelöstes Problem. Alle Frauen sind verheiratet. Wenn er sich also eine neue beschaffen will, muß er eine dazu überreden, ihren jetzigen Mann zu verlassen. Er würde sich sehr unbeliebt machen.“
    „Das sehe ich ein. Aber …“
    „Es wurden drei Männer der Frauen wegen ermordet“, warf Haslow ein. Er war sehr ernst geworden.
    „Was geschah mit den Mördern?“
    „Ich schickte sie zur Pumpenstation am Pol – was sollte ich sonst tun? Auch Männer sind zu rar, um sie eines Gefühlsverbrechens wegen hinzurichten. Außerdem hatten die Frauen ebenfalls schuld, denn sie konnten sich nicht entscheiden, wen sie nehmen sollten. Es geschah, bevor alle Frauen verheiratet waren.“
    „Es gibt keine ledigen Frauen mehr?“
    „Nein. Diejenigen, die sich nicht entscheiden konnten, verheiratete ich einfach.“ Haslow lächelte flüchtig. „Sie können sich ja jederzeit wieder scheiden lassen.“
    „Wer also seine Frau verliert, verliert in gewissem Sinn auch sein gesellschaftliches Prestige?“
    „Mehr als das. Ohne Frau muß er warten, vielleicht Jahre, ehe er bei Nachschub von der Erde wieder an die Reihe kommt.“
    „Eine fatale Situation, die sich mit dem Tod jeder Frau verschlechtert.“
    „Ich weiß es.“ Haslow runzelte die Stirn. „Ich verstehe es nicht. In letzter Zeit sterben so viele Frauen beim zweiten Kind. Normalerweise sollte es doch umgekehrt sein: das erste Kind sollte das schwerste sein.“
    Landry gab keine Antwort. Es konnte sehr gut sein, daß hier die zweite Geburt schwieriger war. Aber nur dann, wenn die Kinder Mutanten waren.
     
    *
     
    Haslow wartete bei der schweren Metalltür, bis der Arzt nachgekommen war.
    „Ich versprach, Ihnen die Zentrifuge zu zeigen.“ Er stieß die Tür auf. „Hier ist sie.“
    Eine steile Treppe führte hinab in den großen Hohlzylinder, der oben offen blieb. Haslow führte Landry heran und deutete nach unten.
    „Das Prinzip ist einfach. Der Zylinder wird in drehende Bewegung versetzt. Die Zentrifugalkraft preßt alles gegen die Zylinderwände. Eine alte Sache, aber dem Doc fiel die Wirkung wieder ein. Immerhin löst es unser Problem.“
    „Welches?“
    „Die geringe Schwerkraft. Ihre Einwirkung schwächt die Muskeln. Besonders aber die Organe. Vielleicht kommt Ihnen das unwahrscheinlich vor, aber Major Randolph lieferte uns den Beweis. Nachdem er fünf Jahre auf dem Mars weilte, kehrte er zur Erde zurück. Bei der Rückkehr erlag er dem Andruck beim Start von der Erde. Unsere Kinder benutzen die Zentrifuge regelmäßig, ebenso die Erwachsenen pro Woche eine Stunde. Wir erzeugen anderthalb Erdgravitation.“
    Langsam begann sich die riesige Trommel zu drehen. Die Menschen standen an der runden Wand. Bald waren sie in der Lage, senkrecht auf ihr zu stehen. Die meisten lagen einfach da, atmeten schwer und ließen die Prozedur teilnahmslos über sich ergehen.
    Haslow sagte etwas, aber Landry konnte es nicht verstehen. Ein unheimliches Brummen erfüllte den Raum.
    Die beiden Männer nickten sich zu und verließen den Raum. Als sie die Metalltür öffneten, hörten sie das Schreien. Es war ein furchtbarer und grausiger Schrei, in höchster Todesangst hervorgestoßen.
    „Die Krankenstation!“ stieß Haslow hervor und hätte den Arzt fast umgerannt. Landry raste hinter ihm her; er überholte ihn und erreichte als erster den langgestreckten Bungalow. Das Schreien zeigte ihm den Weg. Er riß die Tür auf und stürzte in das Krankenzimmer, um sich über den schreienden Mann zu beugen.
    „Devine! Was ist los mit Ihnen?“
    „Hört auf damit! Mein Gott, hört auf damit!“
    „Womit? Hören Sie, Devine, womit sollen wir aufhören?“
    „Die Wände! Sie sprechen zu mir – Narr! sagen sie. Du dummer Narr!“
    Seine Stimme wurde zu einem unverständlichen Flüstern. Haslow machte eine unmißverständliche Gebärde mit dem Zeigefinger gegen seine Schläfe. Landry schüttelte den Kopf. Er teilte nicht die allgemeine Auffassung der Laien, daß Wahnsinn alles Unverständliche erkläre. Eine plötzliche Eingebung ließ ihn

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