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TS 46: Die Marskolonie

TS 46: Die Marskolonie

Titel: TS 46: Die Marskolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. C. Tubb
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finde den Weg schon.“
    Kommandant Haslow war noch jung genug, um seinen Enthusiasmus nicht verloren zu haben, aber er war auch schon alt genug, um schwierige Dinge mit dem notwendigen Ernst zu betrachten. Er streckte dem Arzt die Hand entgegen, als dieser seinen Wohnraum betrat.
    „Fein, daß Sie gekommen sind, Doc. Schon eingelebt?“
    Landry erwiderte den Händedruck und setzte sich.
    „Noch ein bißchen früh dazu, meinen Sie nicht? Drei Tage sind keine lange Zeit, um eine neue Welt kennenzulernen.“
    „Sie werden sich daran gewöhnen.“ Haslow beugte sich vor. „Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich Sie so spät zu mir bitte. Aber auch nach Feierabend ruht bei uns die Arbeit nicht.“
    „Begreiflich. Ich will ja auch alles kennen, bevor unsere Kommission in drei Wochen wieder startet.“
    „Darüber wollte ich mit Ihnen sprechen. Sie wissen, daß wir jetzt ohne Arzt sind, nachdem Doc Winter im vergangenen Jahr starb. Wir sind Ihnen dankbar, daß Sie uns während Ihres Aufenthaltes helfen. Ihre Hilfe könnte aber noch größer sein, wenn Sie sich entschlössen …“
    „Nein!“ Landry blieb fest wie immer. „Sie haben meine Sympathie und ich helfe, wo ich kann, aber Sie können mich nicht dazu überreden, hier zu bleiben, bis ein neuer Arzt eintrifft.“
    „Ich dachte es mir. Verzeihen Sie mir, wenn ich es immer wieder versuche.“ Er sah auf den Tisch. „Essen wir.“
    Es gab das übliche Mahl. Die Chemiker hatten einen neuen Geschmack entwickelt, um Abwechslung in die Sache zu bringen. Außerdem entstand bei der Herstellung aus der Nährflüssigkeit ein Getränk, das purem Alkohol sehr nahe kam. Haslow füllte zwei Gläser aus einer Flasche.
    „Die Kulturen müssen ja wenigstens einen Vorteil haben. Offiziell dient es medizinischen Zwecken, aber wir haben zuviel davon – und wegschütten tun wir es auf keinen Fall.“
    „Verstehe ich vollkommen.“ Landry berichtete von dem Zwischenfall mit der Schwester und verbarg seinen Ärger nicht. Haslow nickte.
    „Diese Frauen! Seit fünf Jahren haben wir Ärger mit ihnen. Manchmal wünsche ich, sie wären niemals zum Mars gekommen.“
    „Warum?“
    „Frauen sind der Kinder wegen unentbehrlich, aber sie wissen das und benehmen sich entsprechend. Sie wollen beachtet werden, füllen sich als Heldinnen – kurz gesagt: sie möchten den ganzen Laden hier schmeißen. Alles muß so geschehen, wie sie es für richtig halten. Sogar die Heiratsgesetze mußte ich auf ihren Wunsch hin ändern. Sie können sich jederzeit von ihren Männern scheiden lassen, wenn sie das wollen. Umgekehrt ist das nicht möglich. Sogar ihre Mädchennamen möchten sie am liebsten behalten, wenn es ginge.“
    „Ich wundere mich nicht. Sie sind wertvoll genug. Und sie nutzen es auch. Wie ist das Verhältnis nun?“
    „Es sterben mehr Frauen als Männer – an Krebs. Die Strahlung im Raum muß die Zellen aktiviert haben. Männer leiden nicht darunter, aber die Frauen. Wir haben heute hundert Männer zuviel, gemessen an der Zahl der vorhandenen Frauen …“
    Ein Mann stürzte in das Zimmer.
    „Der Arzt! Wo ist der Arzt?“ Er schwankte und hielt sich an der Wand fest. Landry erhob sich.
    „Ich bin Doc Landry. Was ist los?“
    „Meine Frau! Im Entbindungsheim. Beeilen Sie sich, Doc. Ich glaube, sie stirbt.“
    Schweigend verließ Landry das Haus und folgte dem Mann.
     
    *
     
    Schon vom ersten Augenblick an wußte er, daß es hoffnungslos war. Er sah hinab auf die hagere Frau, die ihn aus großen, runden Augen anstarrte. Vertrauen und Flehen war in diesen Augen.
    Nur mit Mühe konnte er den Gatten dazu bewegen, den Raum zu verlassen. Einige Schwestern standen hilflos umher, bis er endlich die Geduld verlor.
    „Wer von Ihnen ist ausgebildet?“ Drei drängten sich vor. In der einen erkannte er die Frau, die er hierher versetzt hatte. Er deutete auf sie. „Sie bleiben. Die anderen verschwinden – aber schnell!“ Sie gehorchten sofort, warfen den Kopf in den Nacken und stolzierten gekränkt aus dem Raum. Er sah die Schwester an, die zurückgeblieben war. „Wie lange?“
    „Fünfundvierzig Stunden, Doc. Ich …“
    „Und warum wurde ich nicht benachrichtigt?“ Er starrte sie an. Sie gab den Blick unbewegt zurück. Er zuckte die Achseln. Für diese Frauen war es selbstverständlich, zu leiden. Es war höchstwahrscheinlich, daß die Gebärende ihren Zustand nicht beachtet und erst im letzten Augenblick ihre Arbeitsstätte verlassen hatte, um sich im Hospital zu melden.
    Landry

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