Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 49: Der Weltraumarzt

TS 49: Der Weltraumarzt

Titel: TS 49: Der Weltraumarzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Murray Leinster
Vom Netzwerk:
Calhoun empfand Hochachtung vor der Haltung und der Tradition, die eine derartige Einstellung bezeugte. Solche Leute handelten, bewußt oder unbewußt, nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit im menschlichen Verhalten. Zwar würden sie die Motive ihrer Handlungsweise nicht mit den Maßstäben der Wissenschaft messen, für sie wäre das eine Angelegenheit der Ethik, der Moral oder der Religion. Die fremden Eindringlinge aber kamen, im doppelten Sinn des Wortes, aus einer ganz anderen Welt.
    Plötzlich stutzte Calhoun. „Augenblick, bitte, ich glaube, wir haben einen neuen Patienten“, sagte er in einem nicht ganz echt wirkenden Ton kühler Sachlichkeit. „Sein Zustand will mir nicht so recht gefallen.“
    Er ging hinüber zu Murgatroyd, der tatsächlich etwas mitgenommen aussah. Calhoun prüfte Atmung und Puls und hörte das Herz ab. Murgatroyd ließ alles mit sich geschehen. Als Calhoun ihn wieder absetzte, blickte er mit fragenden Augen zu ihm auf. „Tschie?“ piepste er verstört.
    „Ich möchte Ihnen helfen und Sie zu Ihrem Sammelplatz begleiten“, sagte Calhoun unvermittelt. „Wie Sie sehen, ist auch Murgatroyd jetzt an der Seuche erkrankt. Ich habe ihn infiziert. Er reagiert sehr rasch. Ich muß unbedingt vor Einbruch der Dunkelheit die anderen Mitglieder Ihrer Gruppe treffen.“
    Irgendwie brachte das Mädchen es fertig, wieder auf die Füße zu kommen. Schon die Anstrengung des Sprechens bei ihrem langen Bericht hatte sie sichtlich erschöpft, aber tapfer zwang sie sich, den Weg einzuschlagen, der in einem sanften Winkel entlang der Flanke des Hügels emporzuführen schien. Calhoun hob die merkwürdige Waffe auf und betrachtete sie nachdenklich. Es machte ihm keine Schwierigkeiten, den Mechanismus ihrer Wirkungsweise zu begreifen. Er spannte den Bogen und legte das Geschoß, das auf ihn abgefeuert worden war, in die Führung des Laufes. Dann schulterte er die nunmehr feuerbereite Armbrust und folgte dem Mädchen. Murgatroyd bildete die Nachhut.
    Als sie etwa eine Viertelmeile zurückgelegt hatten, begannen die Schritte des Mädchens unsicher zu werden. Sie klammerte sich haltsuchend an den schlanken Stamm eines Baumes. Es war offenkundig, daß ihr eine Rastpause bitter nottat.
    „Kommen Sie, ich werde Sie tragen“, erklärte Calhoun entschieden. „Sie zeigen mir den Weg. Einverstanden?“
    Er wartete keine Antwort ab, lud sie sich mit einem Schwung auf die Schulter und marschierte wortlos weiter. Sie ließ es schweigend geschehen. Ihr Gewicht war gering, selbst wenn man ihren nicht eben stämmigen Körperbau berücksichtigte. So machte es Calhoun nicht die geringste Schwierigkeit, gleichzeitig sie und die ungefüge altertümliche Waffe zu tragen.
    Sein Weg stieg jetzt auf eine kurze Strecke steiler an, obwohl sie sich an der sanft abfallenden Flanke des Hügels bewegten. Dann ging es plötzlich in eine tief eingeschnittene, dicht bewachsene, schmale Bachklinge hinunter. Murgatroyd trabte getreulich und ergeben hinterdrein. Calhoun bahnte sich einen Weg durch das Unterholz und traf unvermittelt auf eine winzige Lichtung, wo er auf den ersten Blick etwa ein Dutzend sehr primitiver, winziger Schutzhütten entdeckte. Sie bestanden aus kunstlos zusammengefügten Gerüsten aus Stangenholz und waren lediglich mit dichtbelaubten Zweigen abgedeckt. Nun, es sollten ja auch keine dauerhaften Behausungen sein. Sie genügten vollständig für ihren Zweck, den todgeweihten Opfern der Seuche ein wenig Schutz zu gewähren, damit sie ungestört auf das Verlöschen ihres Lebens warten konnten.
    Aber halt! Hier stimmte etwas nicht! Irgend etwas Schreckliches war geschehen. Calhoun sah es, bevor das Mädchen etwas davon merken konnte. Unter den Laubdächern hatte man Lager aus Blättern aufgehäuft. Er konnte drei menschliche Körper erkennen, die dort regungslos ausgestreckt ruhten. Das mußten die sterbenden Angehörigen der Flüchtlingsgruppe sein, deren Zustand das Mädchen beschrieben hatte. Calhoun kannte das finale Koma bereits von dem Mann im Maisfeld, der mitten in einer Fülle von Nahrungsmitteln Hungers gestorben war. Aber er spürte sofort, daß irgend etwas hier anders war, nur konnte er es noch nicht klar erkennen. Rasch entschlossen schwang er das Mädchen herum, um ihr den erwarteten schrecklichen Anblick zu ersparen. Behutsam legte er sie nieder und befahl:
    „Bleiben Sie ruhig liegen und bewegen Sie sich nicht. Drehen Sie sich vor allem nicht um.“
    Dann ging er hin und verschaffte sich

Weitere Kostenlose Bücher