Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 50: Die Roboter und wir

TS 50: Die Roboter und wir

Titel: TS 50: Die Roboter und wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin (Hrsg.) Greenberg
Vom Netzwerk:
machte eine winzige Pause. „Ich könnte noch mehr aufzählen.“
    „Ich weiß es.“
    Nachdenklich kehrte Barr zu seinem Aussichtspunkt zurück und schaute hinab auf die weit vor ihm ausgebreitete Stadt. Die beleuchteten Straßen führten von der Peripherie strahlenförmig zum Zentrum und ließen die Metropole wirklich wie einen Stern aussehen. Vielleicht war das auch der Grund, warum man sie Star getauft hatte.
    Ohne sich umzudrehen sagte Barr:
    „Nehmen wir einmal an, ich würde dir in meiner Eigenschaft als Präsident des Rates den Befehl zur Selbstvernichtung geben – wie würdest du reagieren?“
    Der Wachroboter sagte ohne Zögern:
    „Ich würde nachprüfen, ob Sie den Befehl tatsächlich in Ihrer offiziellen Eigenschaft gäben.“
    „Und dann? Ich meine, würde das einen Unterschied bedeuten?“
    „Ihre Autorität stützt sich auf die Stimmen Ihrer Wähler. Mir scheint, der Rat kann einen solchen Befehl nicht ohne die Unterstützung der Bevölkerung geben.“
    „Rein rechtlich gesehen“, widersprach Barr, „kann ich mit jedem einzelnen Roboter so verfahren, wie es mir gerade dienlich scheint, ohne den Rat zu fragen. Einen Menschen natürlich kann niemand ohne Begründung einfach vernichten.“
    „Sie meinen doch Roboter im allgemeinen, nicht speziell mich?“ vergewisserte sich die Wache.
    Barr schwieg für einige Sekunden. Er hatte nicht geglaubt, seine geheimen Gedanken so deutlich zum Ausdruck gebracht zu haben. Vorsichtig sagte er: „Als Individuum wirst du alle meine Befehle befolgen, nicht wahr? Oder glaubst du, daß der Plural einen Unterschied bedeuten könnte?“
    „Ich weiß es nicht. Gib den Befehl, und ich werde wissen, ob ich ihn ausführen darf oder nicht.“
    „Nicht so schnell“, warnte Barr. „Wir befinden uns nicht im Stadium, die Befehle zu erteilen.“
    ,Noch nicht!’ fügte er im Geiste hinzu.
     
    Der Mensch besteht aus Genen und Neuronen. Roboter setzen sich aus Kristallen und Elektronenröhren zusammen. Die menschliche Neuronenzelle erzeugt keine eigenen Impulse; sie leitet lediglich äußere Eindrücke weiter. Der Kristall des Roboters hingegen vibriert auf Grund ständiger Impulse der elektronischen Röhren. Ein Wechsel der Impulse bewirkt auch einen Wechsel der Vibration. Ein derartiger Wechsel ist stets die Folge einer äußerlichen Reizung.
    Der Mensch nimmt Nahrung auf und kann durch Operationen innere Schäden beheben. Ein Roboter läßt seine Batterie aufladen und tauscht notfalls die Röhren aus. Sowohl Mensch wie Roboter denken selbständig. Die menschlichen Organe altern und sterben ab; sie kehren in ein äußerst primitives Stadium zurück. Die molekulare Struktur eines Roboters wird durch die steten Schwingungen verzerrt und ermüdet; auch der Robot stirbt.
    Ist eine dieser Lebensformen geringer als die andere?
    Barr dachte darüber nach.
    Von Anfang an hatte der Mensch so getan, als sei der Roboter kein richtiges Lebewesen. Roboter waren zur Arbeit geschaffen, und gerade jetzt hatten sie für die Menschheit einen gewaltigen Kampf gegen fremde Lebensformen aus den Tiefen der Galaxis gefochten. Sicher, der Mensch hatte die militärischen Pläne ausgearbeitet und den Befehlshabern der Roboterarmeen mit taktischem Ratschlag zur Seite gestanden, aber es war für ihn nichts anderes als ein Sofakrieg gewesen. Roboter beinannten die Raumschiffe und landeten im feindlichen Feuer auf fremden Planeten.
    Und nun hatten einige Männer plötzlich die Gefahr erkannt, die ihnen durch die Überlegenheit der Roboter drohte. Sie fürchteten sich, obwohl sie es niemals offen zugeben würden. Sie wußten, daß sie praktisch wehrlos waren, würde ein Feind jemals die Verteidigungslinien der Roboter durchdringen, oder gar diese selbst sich gegen den Menschen …
    Sie kannten nur eine einzige Lösung:
    Vernichtet alle Roboter!
    Zwingt die Menschen dazu, wieder selbst die Geschicke der Zivilisation in die Hände zu nehmen!
    Es bestand die Möglichkeit, daß eine dekadente Menschheit diesem Ruf Folge leistete, ohne sich das Resultat gründlich zu überlegen.
    Und nun hatte ein ratloser Rat, in Zwiespalt gestürzt, die Entscheidung dieser Frage Barr anvertraut.
     
    Der Wachroboter rief einen Wagen herbei. Beide stiegen ein und ließen sich hinab in die Stadt- bringen. Am Rande eines Parks hielt Barr an und stieg langsam aus. Eine Gruppe Jugendlicher starrte für eine Sekunde auf seine deutlich sichtbaren Rangabzeichen, ehe sie lärmend und lachend in den Park stürmte.
    Barr war

Weitere Kostenlose Bücher