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TS 50: Die Roboter und wir

TS 50: Die Roboter und wir

Titel: TS 50: Die Roboter und wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin (Hrsg.) Greenberg
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erreicht sein Ziel.
    Die Kristalle eines Roboters erinnern sich ebenfalls. Wenn entsprechend angeregt, geben die Moleküle die Erinnerungen ab und aktivieren das Elektronengehirn.
    Diese Tatsachen schossen Barr blitzschnell durch den Kopf, und er dachte bitter: „Selbst heute noch glauben die Menschen, nur ihr Denkvorgang sei der einzig natürliche.“
    Sie fanden einen Platz in einem der Freilichtkinos und ließen sich darauf nieder. Die Nacht war schwül, und in der Luft hing der Geruch von Schweiß und Parfüm. Trotzdem saßen die einzelnen Paare eng beisammen und hielten sich fest umschlungen.
    Barr beobachtete das alles mit nie gekanntem Interesse. Dann erst widmete er der breiten Leinwand seine Aufmerksamkeit. Natürlich ein Liebesfilm, wie zu erwarten. Die Rollen wurden von Androiden gespielt, die den Menschen täuschend ähnlich sahen.
    Barr dachte: ,Wie werden sich die Menschen künftig unterhalten wollen, wenn ich die Entscheidung fälle, die der Rat von mir wünscht?’ Wenn man ihm auch den Auftrag mit schönen Worten erteilt hatte – er entsann sich der wohlgesetzten Rede Marknells noch zu gut –, so ging aus ihnen doch der geheime Wunsch des Rates hervor, alle Roboter zu vernichten.
    Dann würde der Mensch wieder von Anfang an zu beginnen haben. Er selbst müßte die Filmrollen spielen, die Kameras bedienen und seine eigene Industrie aufbauen. Er konnte das. selbstverständlich. Bereits während des Krieges waren Anfänge in dieser Richtung bemerkbar geworden, als Roboter fehlten.
    Seine Gedanken wurden durch ein vorerst unwichtiges Ereignis unterbrochen. Ein junger Mann betrat die Sitzreihe und ließ sich neben dem Wachroboter nieder. Er streckte die Beine von sich und wartete, bis seine Augen sich an das Dunkel gewöhnt hatten. Dann blickte er sich um, und sein Körper straffte sich, als er den Roboter neben sich erkannte. Mit unverkennbarem Unwillen wandte er sich dann ab.
    Barr beugte sich an dem Roboter vorbei zu ihm hinüber.
    „Ich stelle fest, daß Ihnen die Nachbarschaft eines Roboters nicht lieb ist?“ flüsterte er fragend. Aber er erhielt keine Antwort. Also setzte er, deutlicher werdend, hinzu: „Ich möchte wissen, was Sie fühlen.“
    Der junge Mann wurde sichtlich verlegen, als er die metallisch glänzenden Rangabzeichen Barrs erblickte.
    „Ich kann nicht gegen meine Gefühle angehen“, entschuldigte er sich lahm.
    „Natürlich nicht, das verstehe ich vollkommen.“ Barr dachte einen Augenblick nach, um seine nächsten Worte verständlich zu formulieren. „Sie müssen wissen, daß ich im Auftrage des Rates eine Umfrage abhalte. Daher stammt mein Interesse. Ich möchte eine klare Antwort von Ihnen erhalten.“
    „Nun – ich habe nicht erwartet, im Kino einen Roboter vorzufinden.“
    „Sie meinen also, ein Roboter habe hier nichts zu suchen?“ Barr zeigte zur Leinwand. „Weil es sich um eine menschliche Liebesgeschichte handelt?“
    „Wahrscheinlich ist es das.“
    „Aber Roboter spielen doch die Hauptrollen. Also müssen sie doch etwas von den Gefühlen der Menschen begreifen, oder nicht?“
    Der Mann sagte:
    „Sie begreifen es sogar sehr gut.“
    Barr schwieg verdutzt. Diese Reaktion hatte er nicht erwartet. Auf der anderen Seite mußte es auch für den Laien klar sein, daß nur einHineinversetzen in die Lage des Menschen einen Roboter befähigte, seine Rolle zu spielen.
    „Angenommen, ich erkläre Ihnen, daß Roboter lediglich durch einfache äußere Reize Befriedigung verspüren? Also wird das kristalline Nervensystem durch Licht und Schall aktionsfähig gehalten.“
    „Und was tut ein Roboter mit Sexualgefühlen.“ erkundigte sich der junge Mann und lachte ungeniert auf. Er schien plötzlich wieder guter Laune zu sein. Aber dann erhob er sich, um einige Sitze weiter einen neuen Platz zu suchen. „Sie müssen entschuldigen, aber ich möchte mir den Film ansehen.“
    Barr hörte kaum noch hin. Er dachte:
    Wir betten die kristalline Struktur in eine Nährlösung, und sie wächst allein, und damit wächst auch die spätere Intelligenz. Dieses allmähliche, ständige Wachstum äußert sich in einem schmerzhaften Lustgefühl, welches beim Menschen kaum anders sein kann.
    Und das war das große Geheimnis der Roboter.
    Barr erkannte, daß er dem jungen Mann dieses Geheimnis fast anvertraut hatte, ohne es zu wollen. Der Schock dieser Erkenntnis ließ ihn nüchtern werden. Noch einmal überdachte er die Situation.
    Es ging um nichts anderes als um den Existenzkampf zweier

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