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TS 50: Die Roboter und wir

TS 50: Die Roboter und wir

Titel: TS 50: Die Roboter und wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin (Hrsg.) Greenberg
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gekommen, um Eindrücke und Stimmungen einzufangen. die ihm halfen, die Entscheidung zu fällen.
    Knapp dreißig Meter über ihm kreuzte ein fliegender Roboter die Straße. Andere folgten, bald waren es ein Dutzend. Sie kreisten um einen hohen Turm, die gefährlichen Strahlwaffen schußbereit. Der Turm – ein Hochhaus – besaß viele Etagen, und jede von ihnen hatte zur Straße hinaus eine Plattform, damit Roboter ohne Aufenthalt landen und starten konnten.
    Sie begannen mit ihrer Suche nach dem entflohenen Fremden, der ebenfalls fliegen konnte, wenn auch schwerfälliger und unbeholfener, denn für ihn war die Atmosphäre zu dünn.
    Barr betrachtete das Suchkommando einige Augenblicke, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder dem Park zuwandte. Dort herrschte ein gräßlicher Lärm, hervorgerufen durch ein halbes Dutzend Roboterkapellen, die zum Tanze aufspielten. Mädchen und junge Männer amüsierten sich. Barr wandte sich an seine Wache:
    „Hast du jemals Lust verspürt, dort zu tanzen?“
    „Nein, niemals!“
    „Findest du das nicht ungewöhnlich? Roboter haben es gelernt, wie Menschen zu fühlen und zu reagieren.“
    Die glitzernden Augen des Roboters starrten ihn an.
    „Wirklich?“ fragte er zurück.
    „Ja!“ bestätigte Barr fest. „Eine zwangsläufige Folge des steten Zusammenlebens. Wahrscheinlich weißt du selbst nicht, wie sehr dich dieses Zusammenlebens beeinflußte. Aber ist dir jemals klargeworden, wie falsch diese Entwicklung sein kann?“
    Der Roboter schwieg und dachte nach. Als er endlich antwortete, war es klar ersichtlich, daß er nur seinen logischen Verstand gebrauchte, um Lösungen zu finden. Dabei gelangte er nicht über gewisse Grenzen hinaus.
    „Ich wurde vor genau einhundertneunzig Jahren hergestellt. Ich befand mich plötzlich in einer Welt der Menschen und Roboter. Zuerst lehrte man mich, ein Fahrzeug zu bedienen und richtig zu bewegen. Danach lehrte man mich andere Dinge, und ich erfüllte meine Aufgaben stets zur Zufriedenheit meiner Auftraggeber.“
    „Weißt du auch noch, warum man dich die Bedienung eines Fahrzeuges lehrte? Um genauer zu sein: warum akzeptiertest du damals die Begrenzung auf eine so einfache Aufgabe, obwohl du zu weit Größerem befähigt warst?“
    „Weil – es war Mangel an guten Fahrern.“
    „Und warum hat man dich nicht beauftragt zu tanzen? Nein, das ist kein Scherz. Ich meine es sehr ernst mit meiner Frage.“
    Der Robot nahm die Frage wörtlich.
    „Welchen Zweck hätte das gehabt?“
    Barr nickte zu den tanzenden Paaren hinüber.
    „Welchen Zweck hat es, wenn sie es tun?“
    „Man behauptet, es rege die Reproduktionstätigkeit an, da haben wir es einfacher: wir bauen einen neuen Robot.“
    „Und wozu wäre es wohl gut, einen neuen Menschen zu schaffen, der ebenfalls wieder tanzen wird?“
    Der Wachroboter blieb ruhig, als er sagte:
    „Das Baby, das Kind, der Jugendliche und endlich der Erwachsene benötigten zum Leben Roboter. Gäbe es keine Menschen, wären die Roboter überflüssig.“
    „Und warum würde man keine Roboter mehr bauen, wenn kein Bedarf mehr für sie vorhanden ist? Verstehst du. was ich meine? Die Anfangsaufgabe ist getan. Die Brücke ist geschlagen. Der Roboter wurde geschaffen. Er existiert. Er kann sich selbst bauen. Er ist unvergänglich.“
    Der Wachroboter sagte langsam:
    „Ich entsinne mich ähnlicher Reden. Sie kursierten in meiner Kampfeinheit, aber ich hatte sie vergessen.“
    „Warum?“ forschte Barr. „Hast du sie mit Absicht vergessen?“
    „Ich stellte mir nur eine Welt vor, in der Roboter Maschinen für ihre eigenen Zwecke bedienten und …“
    „… herumflogen, um fremde Planeten zu kolonisieren, feindliche Rassen bekämpften und eine eigene Zivilisation errichteten. Na und?“
    „Mir schien es sinnlos. Welchen Zweck sollte es haben, das Universum mit Robotern anzufüllen?“
    „Welchen Zweck hat es, das Universum mit Menschen zu füllen?“ Barrs Stimme war drängend. „Kannst du mir das vielleicht beantworten?“
    Der Wachrobot sah den Direktor ausdruckslos an.
    „Kann der Präsident und Direktor des Rates mir erklären, warum er mir derartige Fragen stellt?“
    Barr schwieg.
    Noch in dieser Nacht mußte er seinen Entschluß fassen, und da gab es noch zu viele Fragen, die ohne Antwort waren.
    Das menschliche Erinnerungsvermögen ist wie eine geladene Batterie. Wie Strom speichert es sich auf, um infolge eines gedanklichen Reizes entladen werden zu können. Es bewegt sich durch das Nervensystem und

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