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TS 50: Die Roboter und wir

TS 50: Die Roboter und wir

Titel: TS 50: Die Roboter und wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin (Hrsg.) Greenberg
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sprechen, hart und ohne Kompromiß. Ich versuchte es einst mit Vorsicht und Behutsamkeit, in der vagen Hoffnung, sie wären vernünftiger.“
    „Der Sprung in Ihrer Konzeption scheint mir recht groß zu sein. Barr. Schon der nächste Schritt führte zum Gedanken, alle Menschen auszulöschen. Wir wollten sichergehen und ernannten Sie zum Direktor des Rates. Sie fanden nichts dabei, plötzlich die ganze Verantwortung aufgebürdet zu bekommen. Vielleicht habt ihr Roboter kein Gefühl für Verantwortung, obwohl die Tatsache, daß Sie Eindrücke vor der endgültigen Entscheidung zu sammeln vorgeben, dafür spricht.“
    „Sie urteilen schon wieder vom menschlichen Standpunkt aus. Bedenken Sie, daß Roboter sich genauso voneinander unterscheiden wie Menschen, denn man erschuf sie zu unterschiedlichen Zwecken. Auf der anderen Seite gibt es genug, die so sind und denken wie ich. Die Erfahrung hat uns gelehrt, einen sinnvollen Zweck auch mit radikalsten Mitteln erreichen zu wollen, wenn es anders nicht zu gehen scheint. Es gibt aber auch Roboter – wie meine Wache – die Befehle ohne zu denken ausführen. In den alten Zeiten, als noch Tyrannen die Menschheit regierten, gab es mehr als genügend Charaktere, die mit meinem Wachroboter zu vergleichen waren.“ Er unterbrach sich und fuhr mit veränderter Stimme fort: „Doch genug davon. Ich betone noch einmal, unseren Absolutismus zu bedauern, aber der Mensch pflegt nicht anders zu kämpfen. Wir sind entschlossen, die gleiche Methode anzuwenden. Falls Sie mir keinen logischen Grund nennen können, werde ich noch in dieser Minute das Radiosignal aussenden, das die menschliche Rasse aus dem Universum fegen wird.“
    Marknell blieb erstaunlich ruhig.
    „Ich sagte Ihnen doch schon, daß wir den Gefangenen entfliehen ließen. Haben Sie das vergessen?“
    Es schien so, denn Barr schwieg verdutzt.
     
    Aber nach einer Minute scharfen Nachdenkens war ihm immer noch nicht klar, wieso die Flucht des Fremden seine Pläne ändern sollte. Schließlich war es nur einer; Tausende hätten eine Gefahr bedeuten können, zugegeben. Die Fremden waren in der Minderzahl, und sie vermehrten sich kaum. Aber ein einzelner von ihnen war so schrecklich und unvorstellbar zähe, daß nur riesige Energiebänke ihn vernichten konnten.
    Marknell war einfach davongegangen. Barr sprang auf und folgte ihm. Hinter ihm verklang die Musik des Films. Als er Marknell erreichte, blieb dieser stehen.
    „Sie sind also doch zumindest neugierig?“ lächelte er kalt. „Nun, vielleicht ist es auch zuviel verlangt von einem Roboter, komplizierte menschliche Gedankengänge zu erraten. Vielleicht kann ich Ihnen helfen. Sie haben also die Absicht, die menschliche Rasse zu vernichten, stimmt das?“
    „Man würde uns niemals die Gleichberechtigung zubilligen“, antwortete Barr ausweichend. „Allein der Vorschlag des Rates, die Roboter zu zerstören, beweist das.“
    Marknell ging nicht darauf ein.
    „Mich interessiert jetzt nur die Frage, ob Sie den Menschen vernichten wollen – und wie! Glauben Sie, daß es leicht sein wird?“
    „Der Aufstand der Roboter gegen ihre bisherigen Herrn wird überraschend ausbrechen – überraschend, obwohl der Mensch lange ein derartiges Ereignis befürchtet. Auf allen Welten wird es geschehen, Widerstandsgruppen werden ausgehungert oder schon zu Beginn vernichtet. Der Kampf wird ohne Erbarmen geführt, und es gibt keine Überlebenden, denn es ist der Kampf um unsere nackte Existenz.“
    Mit Befriedigung stellte er fest, daß Marknells Gesicht an Farbe verloren hatte. Dann sagte der Rat leise und eindringlich:
    „Ich sehe, daß Sie tatsächlich die Absicht haben, uns zu vernichten. Diese Tatsache ist nur so zu erklären, daß Sie einen Schock erlitten haben – vielleicht waren wir Menschen wirklich zu hart und kompromißlos den Robotern gegenüber. Wir wären keine Menschen, begingen wir keine Fehler. Aber auf der anderen Seite beweist Ihre Bereitschaft, zu töten, die Richtigkeit unserer Methode. Ich gestehe Ihnen ehrlich, daß ich größten Wert darauf lege, Sie dazu zu bringen, noch einmal in Ruhe Ihren Entschluß zu überprüfen. Er darf nicht endgültig sein.“
    Barr schien ein wenig irritiert.
    „Gerade der Mensch bewundert die unfehlbaren und logisch begründeten Entscheidungen der Roboter, die ohne jedes Gefühl gefällt werden. Wie können Sie glauben, daß wir uns diesmal irren? Ich bin im Gegenteil davon überzeugt, daß niemals ein richtigeres Urteil gefällt wurde

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