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TS 50: Die Roboter und wir

TS 50: Die Roboter und wir

Titel: TS 50: Die Roboter und wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin (Hrsg.) Greenberg
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als das über die Menschheit – von uns.“
    Marknell schüttelte den Kopf.
    „Wohingegen ich wieder überzeugt bin, daß man die Logik des Roboters weit überschätzt. Und was das Gefühl angeht, Barr, so muß ichIhnen sagen, daß Sie scheinbar nicht so recht wissen, was Sie da behaupten.“
    Barsch entgegnete der Direktor des Rates:
    „Man könnte vielleicht verhandeln, wenn Sie nicht für sich selbst sprechen würden. Mit Ihnen würde ich neue Bedingungen ausarbeiten – für Sie persönlich. Aber jene dort …“ er winkte hinüber zu den tanzenden Paaren, „… sie werden in hundert Jahren noch nicht begriffen haben – ließe man sie leben – daß auch Roboter gleichberechtigte Lebensformen sind.“
    Barr sagte verletzend:
    „Es geht Ihnen wohl nicht schnell genug, uns umzubringen? Nach Tausenden von Jahren allmählicher Entwicklung verlangen Sie von uns innerhalb weniger Stunden einen hundertprozentigen Umschwung unserer Gedanken und Gefühle. Sie wissen genauso gut wie ich, daß Menschen sich nur langsam ändern. Ich darf wohl annehmen, daß Sie diese Tatsache bei Ihrer Entscheidung bedachten. Und auch, daß viele Roboter nur langsam umlernen. Es wird genügend geben, die sich Ihrer Anordnung widersetzen. Es wird Sie viel Arbeit kosten, diese Rebellen umzustimmen.“
     
    Barr gab keine Antwort.
    Er wußte genau, daß Marknell einen schwachen Punkt seiner Verteidigungsstellung entdeckt hatte. Es stimmte; es würde genug Roboter geben, die verständnislos kurzschlössen, teilte man ihnen mit, sie seien selbständige Lebewesen. Langsam nur würde der Umschulungsprozeß vor sich gehen, wenn überhaupt. Rebellion im eigenen Lager war nicht ausgeschlossen.
    Bevor er etwas sagen konnte, sprach Marknell schon wieder:
    „Sie mögen beruhigt sein. Barr, eine solche Umerziehung dauert höchstens hundert Jahre. Unterschätzen Sie nicht die Wirksamkeit moderner Propagandamittel. Doch noch einmal zurück zum Menschen: was erwarten Sie von ihm? Wollen Sie ihn für die Jahre der Entwicklung bestrafen, in denen er den Roboter als denkende Maschine betrachtete? Oder wollen Sie sich nicht doch noch einmal überlegen, ob es ein Zusammenleben in gegenseitiger Achtung geben kann? Sie sehen, mein Freund …“
    Barr ließ ihn nicht fertig sprechen.
    Die geschickt gewählten Worte Marknells warnten ihn. Wenn er sich jetzt umstimmen ließ, und zwar von dem Versprechen der Gleichberechtigung, konnte es sehr leicht geschehen, daß die Menschen wirklich die Roboter als Lebewesen anerkannten. Man würde den augenblicklichen Status im großen und ganzen bestehen lassen, aber eine Infiltration wäre unausbleiblich. Der Mensch würde wieder Besitz ergreifen von der Industrie und somit unauffällig die jetzt herrschende Lage für sich verbessern. Heute besaß die Menschheit keine Waffen, denn alles befand sich in den Händen der Roboter. Heute konnte die Menschheit mit Leichtigkeit vernichtet werden. Niemals mehr würde sich diese Chance noch einmal bieten.
    „Marknell! Ein Mann, der vor dem Erschießungskommando steht, macht die unsinnigsten Versprechungen, um sein Ende hinauszuzögern. Er wird selbst seine Fehler bereuen. Damals, noch während des galaktischen Krieges, wären wir für das gleiche Angebot dankbar gewesen und hätten es bedenkenlos akzeptiert. Heute ist es zu spät dazu. Mehr als einhundertneunzehn Millionen Roboter wurden im Krieg vernichtet. Dagegen wirkt Ihr Angebot heute mehr als lächerlich.“ Er sah auf seine Uhr. „Schnell. Marknell! Sie haben nur noch wenige Sekunden. Warum sollte mich die Flucht des Fremden davon abhalten, den Beginn der Revolution zu verhindern?“
    Marknell zögerte. Dann sagte er:
    „Ich will nur eine einzige Möglichkeit anführen. Barr. Sie beorderten zweihunderttausend Kampfroboter in die Stadt, um einen entflohenen Gefangenen einzulangen. Wieviel Roboter werden Sie benötigen, um Milliarden von Menschen auszurotten? Ich glaube, Sie sollten einmal darüber nachdenken.“
     
    Die Erleichterung, die Barr überkam, war unbeschreiblich. Er ärgerte sich, überhaupt die geringsten Bedenken verspürt zu haben. Doch dann unterdrückte er seine Gefühle und überschlug Marknells Bemerkung mit dem logisch geschulten Verstand.
    Er erzielte kein anderes Ergebnis. Den Ausschlag gab nicht die Zahl, sondern die technische Überlegenheit. Industrie und Waffenproduktion lag in Händen der Roboter. Niemand würde bezweifeln, daß der Kampf Opfer und Zeit in Anspruch nahm, und vielleicht war es

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