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TS 50: Die Roboter und wir

TS 50: Die Roboter und wir

Titel: TS 50: Die Roboter und wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin (Hrsg.) Greenberg
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angenehmer Körperlosigkeit zurückkehren zu können, das ihn so unendlich lange umfangen hatte.
    Die Kälte wurde erträglicher und die Gedanken schärfer. Um ihn waren undefinierbare Geräusche, deren Sinn verborgen blieb. Doch eine gewisse Erinnerung kehrte nun zurück; er ahnte, daß man etwas von ihm erwartete, aber er wußte nicht klar, was das sein könnte.
    Er mußte versuchen, es herauszufinden.
    Und dann wurde das Bild klarer, wenn auch noch nicht allzu deutlich. Ja, der Mensch hatte den Mond erreicht, und dann landete die erste Expedition auf dem Mars. Inzwischen war ein größeres Raumschiff gebaut worden, mit einem Antrieb, den er selbst entwickelt hatte. Nun gab es keine Grenzen mehr außer jenen, die von der Zeit gesetzt wurden. Wenn er wollte, konnte der Mensch die Sterne erreichen. Man war am Ende aller Träume angelangt.
    Aber da war doch noch etwas, an das er sich erinnern sollte.
    Es fiel ihm nicht ein.
    Eine Nadel preßte sich gegen seine Brust, drang in die Haut ein. Plötzliche Wärme durchflutete ihn, ein Energiestrom folgte.
    Adrenalin, schloß er befriedigt und wußte, daß andere um ihn waren und versuchten, ihn ins Leben zurückzuholen. Sein Herz pumpte die Droge durch die Adern und verteilte sie. Sie belebte seinen Geist und erste, vage Erinnerungen an die Vergangenheit tauchten auf. Es waren bittere Erinnerungen …
     
    Der Mensch und seine kühnen Träume waren inzwischen zu Staub zerfallen. Seine Pläne und Hoffnungen hatten aufgehört zu existieren, denn die Seuche – ein unbekannter, imitierter Bazillus – griff die Erde an und hinterließ den unabwendbaren Tod. Vielleicht wäre mit der Zeit ein Gegenmittel entwickelt worden, aber man hatte eben keine Zeit. In wenigen Wochen hatte die Krankheit sich über die ganze Erde ausgebreitet, und bald gab es niemanden mehr, der noch Hoffnung im Herzen fühlte.
    Nur die Leute um den alternden Dr. Craig arbeiteten, um das begonnene Raumschiff zu vollenden. Irgendwie schafften sie es, bevor die Seuche sie fand. Die Roboter lenkten das Schiff, während die Menschen den furchtbaren Andruck im Tiefschlaf überstanden.
    Aber die Bazillen hatten den Mars vor den Menschen erreicht. Entweder waren sie mit jener ersten Expedition gekommen, oder aber es geschah umgekehrt – niemals würde es eine Antwort darauf geben. Die Venus war unbewohnbar, die anderen Planeten des Systems genauso wertlos für menschliches Leben. Der Bug des Schiffes hatte sich den fernen Sternen zugewendet, und hinter dem Heck versank das Solsystem, die Heimat des Menschen seit Jahrmillionen.
    Der Kampf war noch nicht beendet.
     
    Jorgen raffte sich auf, schwang die bleiernen Füße von dem Tisch und suchte mit ihnen den blanken, metallenen Boden. Ihm schwindelte.
    Kalte, harte Hände fanden seine Schulter und zwangen ihn auf den Tisch zurück.
    „Wo ist Dr. Craig?“ fragte Jorgen.
    Eine metallische Stimme antwortete: „Dr. Craig ist nicht hier, Herr. Sie müssen warten, bis Sie bei Kräften sind. Ihre Zeit ist noch nicht gekommen.“
    Jorgen gehorchte. Er konnte nun die Augen schon öffnen, und er sah die fünf kleinen, metallischen Männer, kaum anderthalb Meter groß. Außer ihnen war niemand anwesend. Ihre Gesichter zeigten keinen Ausdruck, und es war unmöglich, in ihren starren Augen zu lesen. Aber die Haltung ihrer Körper verriet ein geringes Maß an Unsicherheit. Jorgen fühlte Unruhe. Er bewegte seinen Arm.
    Robot Fünf sagte: „Noch kurze Zeit. Herr. Sie müssen ruhen.“
    Er geduldete sich und lag ganz still. Die letzte dumpfe Betäubung kroch von ihm fort und machte klarem Denken Platz. Sein Gehirn begann zu arbeiten.
    Diesmal protestierte Fünf nicht, als er sich aufrichtete und hinsetzte.
    „Du hast eine Sonne mit Planeten gefunden, Fünf? Darum hast du mich geweckt, nicht wahr?“
    Der Robot scharrte in rührend menschlicher Art mit den Füßen und trat von einem Bein auf das andere. Es war, als befände er sich in richtiger Verlegenheit.
    „Ja, Herr, früher, als wir zu hoffen wagten. Neunzig Jahre vergingen und wir entdeckten fünf planetenlose Sonnen. Aber genausogut hätten wir auch tausend Jahre suchen können. Sie können sich das System vom Kontrollraum aus ansehen.“
     
    Neunzig Jahre statt tausend, und sie hatten gewonnen.
    Jorgen nickte und stellte sich auf die zitternden Beine. Zwei Robots brachten die Kleidung und halfen ihm beim Anziehen. Sie stützten ihn, als er seine ersten Schritte seit neun Jahrzehnten tat, und führten ihn zum

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