TS 51: Das Mars-Monopol
kleinere, unregelmäßig geformte Masse, die aussah, als hätte eine gigantische Faust sie aus dem Grand Canon gerissen, eine Ansammlung winziger Punkte, die die Sonnenstrahlen wie blitzende Spiegel reflektierten, Myriaden von Fels- und Metallpartikelchen.
Mit Enttäuschung sah er, daß die größeren Körper Farben trugen, also bereits in Besitz genommen waren; die kleineren hatten, wie ihm das Meßgerät bestätigte, kein radioaktives Erz.
Tage vergingen, langsam wurde er der ständigen Beobachtung müde und wandte sich anderen Dingen zu. Er überprüfte das Arbeiten der Düsenreaktoren, schaltete den Empfänger ein und lauschte den Zeichen, die aus dem Weltall an sein Ohr drangen, er rief sich Emmas Gesicht ins Gedächtnis, Osbornes Büro, die Eintönigkeit der Marsbauten. Je tiefer er in den Asteroidengürtel eindrang, um so weniger war vom Menschenwerk zu spüren.
*
20. April – 2. Mai 2026.
Ein voller Tag, vierundzwanzig Stunden, war vergangen, ohne daß er einen einzigen Asteroiden bemerkt hätte, dessen Färbung darauf hinwies, daß eines Menschen Fuß ihn betreten hatte. Er verlangsamte die Geschwindigkeit und legte sorgfältig seine genaue Position fest. Dann machte er sich daran, jeden einzelnen Himmelskörper auf seinen Urangehalt zu prüfen. Am ersten Tag bewegte sich die Nadel des Anzeigegerätes nicht um den Bruchteil eines Millimeters. Am zweiten Tage registrierte es einen Stärkegrad 3, und Bert legte sorgfältig die Koordinaten fest, um eventuell später auf den Fund zurückzukommen. Die folgenden drei Tage blieben ohne Ergebnis. Am sechsten Tage fand er zwei Zweipfünder, deren Positionen er ebenfalls notierte, obwohl die Ausbeute kaum seine Auslagen decken würde, da er zu weit vom Mars entfernt war.
Eine Woche später war die Zahl der geprüften Asteroiden auf dreiundsiebzig angewachsen, von denen nur einer ein ganz minimales Uranvorkommen aufwies. Noch machte er sich keine Sorgen und arbeitete weiter, voller Ungeduld über die Zeitverluste, die die Fahrt von einem Asteroiden zum anderen mit sich brachte.
*
3. Mai 2026.
Mit einem Gefühl des Unbehagens beobachtete Emma Klein den breitschultrigen Mann an der Bar. Schweigend trank er, machte keinen Versuch, ein Gespräch mit ihr oder den anderen Gästen zu beginnen. Irgendwie schien er nicht hierher zu passen. Emma kannte ihn. Sie nannten ihn Will, und er arbeitete in der Zerkleinerungsanlage der Raffinerie. Auch sein Nachname fiel ihr wieder ein – Abrahamson. Sie sah ihm an, daß er etwas auf dem Herzen hatte. Immer wieder blickte er zu ihr hin, traf aber keine Anstalten, Kontakt aufzunehmen. Er saß schon lange an der Bar und schien darauf zu warten, daß die anderen Gäste gingen.
„Noch ein Glas?“ fragte sie, sich ihm zuwendend.
„Nein, danke“, sagte er. Seine Augen waren grau und kalt.
„Sieht aus, als warteten Sie auf jemand“, sagte Emma.
„Stimmt“, erwiderte er einsilbig.
Sie sah nach der Uhr. „Wir schließen bald. Ich glaube nicht, daß noch jemand kommen wird.“
„Ich warte auf Sie.“
Sie fühlte das Blut in ihren Schläfen pochen. „Warum?“
Will lächelte, was ihm einige Schwierigkeiten zu bereiten schien. „Sie brauchen keine Angst zu haben“, sagte er leise. „Ich möchte Ihnen nur eine Frage stellen. Ich wollte es nicht vor anderen tun.“
„Fragen Sie!“
Er nickte. „Jemand hat mir erzählt, daß Sie bereit sind, für gewisse Tatsachen zu zahlen.“
„Für Tatsachen – ja. Oder handelt es sich nur um Geschwätz?“
„Ich glaube nicht.“
„Erzählen Sie!“
„Wieviel ist Ihnen die Sache wert?“
„Ich weiß nicht, ob wir beide das gleiche meinen.“
„Sie wollen wissen, wer Hank Klein umgebracht hat, nicht wahr?“
„Ja“, nickte sie schnell. „Wissen Sie, wer es war?“
Will schüttelte den Kopf. „Nein, aber ich kenne einen Mann, der dabei war.“
„Dabei war?“ wiederholte sie. „Es war nicht nur einer?“
„Nicht so laut!“ Er blickte sich um und musterte die wenigen Gäste, die noch das Lokal füllten.
„Wie ich sagte, ich selbst weiß nichts darüber, aber ich kenne einen Mann, der bereit wäre zu sprechen, wenn er dabei etwas herauschlagen kann.“
„Nehmen wir an, es wäre so.“
„Wieviel?“
Sie nannte die Summe.
Will pfiff leise durch die Zähne. „Ich werde es ihm bestellen.“ Er leerte sein Glas, stand auf und ging hinaus, ohne sich noch einmal umzublicken.
Emma starrte noch auf die Tür, als sie sich längst geschlossen
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