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TS 52: Der Weltraumarzt und die Seuche von Dara

TS 52: Der Weltraumarzt und die Seuche von Dara

Titel: TS 52: Der Weltraumarzt und die Seuche von Dara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Murray Leinster
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wollten?“
    „Auf jeden Fall haben sie äußerst fahrlässig gehandelt. Sie hätten die Anwendung des gefährlichen Panikgases vermeiden müssen. Jedes Kind weiß doch, daß sich die Reaktionen eines mit diesem Gas vergifteten Menschen nicht voraussagen lassen. Die ganze Geschichte ist von Anfang an falsch gehandhabt worden.“
    „Wollen Sie den Leuten das zum Vorwurf machen?“
    „Natürlich! Stupidität ist unentschuldbar! Aber man soll nicht leichtfertig urteilen“, fügte er nachdenklich hinzu. „Wir müssen berücksichtigen, daß die Darianer unbedingt ihre Entdeckung verhindern, und als ihnen das nicht gelang, Schutzmaßnahmen ergreifen mußten.“
    „Woher stammen Sie eigentlich?“ fragte Maril plötzlich.
    Calhoun fuhr herum und blickte sie spöttisch an. „Machen Sie sich keine falschen Hoffnungen! Ich bin nicht auf Dara geboren, wenn Ihnen das auch so vorkommen mag, weil ich als einziger ein gutes Wort für die Darianer einlege. Ich gehöre dem Interplanetarischen Gesundheitsdienst an, und ein Volk ist für mich so gut wie ein anderes. Ich bin dazu da, anderen Menschen das Leben zu erhalten und gesunde Bedingungen zu schaffen. Wenn die Bewohner von Weald aber Beweise finden, daß die Darianer auf Orede waren, wird es in dieser Gegend der Milchstraße bald sehr ungesund sein. Die Regierung befürwortet Gewaltmaßnahmen zur Vernichtung der Darianer. Die Aufforderung, in den Reaktoren spaltbares Material herzustellen, sagt eigentlich genug.“
    „Sollen sie nur!“ sagte Maril plötzlich mit unerwarteter Heftigkeit. „Wahrscheinlich ist der Atomtod barmherziger als das langsame, aber unvermeidliche Verhungern.“
    Calhoun blickte dem Mädchen in die blitzenden, aber gleichzeitig traurig wirkenden Augen und empfand tiefes Mitleid. „Sind wieder schlechte Ernten daran schuld?“ fragte er sanft.
    Maril nickte. „Ist es sehr schlimm?“
    Wieder nickte das Mädchen wortlos, und Calhoun lehnte sich ergeben zurück. „Hunger hat gewöhnlich Seuchen zur Folge. Ich muß mich um die Angelegenheit kümmern, ob ich will oder nicht. Mit der Not allein könnten wir fertig werden, aber die Angst und der Haß sind schon schwieriger zu bekämpfen.“
    Calhoun stand auf und ging zu einem bequemen Liegesessel. „Ich bin müde“, sagte er. „Ich will versuchen, mich ein wenig auszuruhen. Nehmen Sie sich ein Buch und gehen Sie bitte in die andere Kabine! Vielleicht gelingt es mir, die Wirklichkeit zu vergessen. Ich glaube, angesichts dieser Situation ist selbst ein Alptraum noch angenehm.“
    Es gelang ihm aber nicht, sich völlig zu entspannen; immer wieder mußte er an die verzweifelte Lage der Darianer denken. Stundenlang grübelte er über die verschiedenen Aspekte der Situation und suchte nach einer für alle Seiten befriedigenden Lösung. Seine Aufgabe war es, das Problem zu lösen oder wenigstens die Lage der Darianer zu verbessern, aber er war bei der Lösung dieser Aufgabe auf sich selbst gestellt und konnte keinerlei Hilfe erwarten. Die lebende Generation hatte die Zeichen der Krankheit geerbt, ohne jemals selbst erkrankt zu sein. Die blauen Flecke waren für die Nachbarn der Darianer äußere Zeichen des Schreckens, und keiner machte sich die Mühe, erst zu prüfen, ob die Krankheit wirklich übertragbar war. Im Laufe der Jahrzehnte war der Planet Dara von der übrigen Gemeinschaft ausgeschlossen worden; es gab keinen Handel, keinen Verkehr. Die Darianer waren die Unberührbaren der Milchstraße geworden.
    Die Darianer hatten es ertragen, solange sie sich selbst erhalten konnten, aber nun war wieder ein Notstand eingetreten, eine Hungersnot, die Hilfe von außen notwendig machte. Die Darianer waren nicht gewillt, ruhig zu sterben, während anderswo Überfluß herrschte. Auf Orede gab es Fleisch in Hülle und Fülle, riesige Rinderherden, die im Grunde keinem gehörten. Calhoun konnte es den Leuten nicht verübeln, daß sie heimlich Raumschiffe gebaut hatten und die ungenutzten Lebensmittelreserven ausschöpften, um das Volk vor dem Hungertod zu bewahren. Es war ein verzweifeltes, aber notwendiges Unternehmen. Die Darianer mußten mit Haß und Feindschaft rechnen und ihre Aktionen möglichst unentdeckt durchführen.
    Aber gerade in diesem Augenblick war der Haß gegen die Blauhäute aus politischen Gründen künstlich aufgeputscht worden, und die Politiker des Planeten Weald brauchten ein Ventil.
    Calhoun schüttelte niedergeschlagen den Kopf. Die Darianer verhungerten, aber auf Weald herrschte

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