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TS 62: Das Rätsel der Venus

TS 62: Das Rätsel der Venus

Titel: TS 62: Das Rätsel der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. (Hrsg.) Wollheim
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rannte das Zimmer in großen Kreisen um ihn herum. Er sah den Wänden bei ihrem verrückten Tanz eine Weile zu, gab es dann aber auf. Sie waren ihm wirklich zu schnell.
    Jerry kicherte aus irgendeinem Ignatz unverständlichen Grund „Ignatz, du bist ja besoffen. Und du wirst dich an diesem Stummel verbrennen, wenn du ihn nicht ausspuckst.“
    „Huukhh!“ sagte Ignatz. Aber der Meister hatte recht, es war ein wenig warm. So holte er den Stummel vorsichtig heraus und warf ihn weg. Er blickte auf und sah den Mond an der Decke des Zimmers. Seltsam eigentlich – der Mond war doch etwas, das zur Erde gehörte. Aber schön sah er aus. Er mußte ein Lied darüber machen. Ein schönes Lied.
    Seine Nebelhornstimme fing an zu tönen, hob sich anschwellend zu einem Geräusch, wie es eine startende Rakete verursacht. Jerry versuchte, ihn mit Hilfe eines Kissens zum Schweigen zu bringen, aber ohne unmittelbaren Erfolg. Was ging es ihn denn an, ob die anderen Insassen der Anstalt schlafen wollten, dachte Ignatz.
    Und wer wollte denn schlafen? Die Nacht war doch so schön, viel zu schade zum Schlafen. Er ahmte das Geräusch einer Kreissäge nach. Jerry gab es auf und legte sich schlafen. Ignatz tutete tadelnd, sah seinen Meister verweisend an, kroch neben ihm ins Bett, rollte sich auf die Seite und begann laut zu schnarchen.
     
    *
     
    Als er am nächsten Morgen erwachte, sah er, wie der Wärter den Alten einließ und versuchte, von der Pritsche herunterzuklettern. Etwas stach durch seinen Kopf, und er fiel mit einem Klagelaut wieder zurück.
    Jerry grinste nur. „Verkatert – was hast du denn gedacht?“ Er wandte sich Barclay zu. „Dann hat Slim es Ihnen also ausgerichtet?“
    „Ja.“ Der Alte schien in der Nacht nicht viel Schlaf gefunden zu haben, fand Jerry nach einem Blick auf die dunklen Ringe um seine Augen. „Aber wenn Ihr Plan darin besteht, daß ich Sie hier herauslasse, dann brauchen Sie sich erst gar nicht zu bemühen.“
    „Das tut er ja nicht. Ich weiß aus Erfahrung, daß es gar keinen Sinn hat, Ihnen etwas auszureden, was Sie sich einmal in den Kopf gesetzt haben.“ Er riß die Zigarettenschachtel an sich, als Ignatz sie zu schnappen versuchte. „Aber jetzt kommt bald die Schlammflut, und dann ist die Gegend dort draußen die reinste Hölle. Sic müssen sie herausholen.“
    Der Alte nickte. Er hatte die ganze Nacht an nichts anderes gedacht. „Ein Mensch kann dort oben nichts finden, was kleiner als eine ganze Rakete ist“, erklärte Jerry. „Sehr wohl aber ein Zloaht. Nun – dreißig Meilen nördlich des Busens der Minerva – der Kompaß zeigt dort oben nach Süd-Südwest – ist an einem kleinen See ein Dorf von Ignatz’ Leuten. Sie haben dort einen Damm errichtet und wohnen auf Flößen. Sie haben Pflanzungen an den Ufern und betreiben sogar ein paar kleine Mühlen. Natürlich sind es keine Techniker wie die Menschen, aber eines Tages werden sie neben uns stehen, wenn wir sie vorher nicht ausrotten. Sie haben eine eigene Zivilisation.“
    Der Alte knurrte, warf einen Blick auf Ignatz, der bereits nach Zigarettenstummeln suchte. „Zivilisation! Mir kommen sie eher wie Biber vor.“
    „Okay, wie Sie wollen. Aber was sagen Sie dann zu dem Alphabet, das sie entwickelt haben – und dazu, daß sie Haustiere halten? Und – was noch wichtiger ist – ich habe sie etwas Englisch gelehrt, und für ein Paar Riegel Schokolade würden sie alles tun.“
    Barclay ging jetzt endlich mit. „Sie meinen also, ich soll jemand hinaufschicken, mit ihnen Verbindung aufzunehmen und sie nach Anne suchen lassen? Klingt ziemlich weit hergeholt, aber probieren kann man es ja einmal.“
    Jerry hatte bereits angefangen, eine Kartenskizze hinzukritzeln. „Reden können sie nicht, aber wenn einer von ihnen kommt und Schokolade verlangt, dann wissen Sie, daß sie sie gefunden haben – die kleinen Kerle sind nämlich grundehrlich. Und dann brauchen Sie nur noch nachzufolgen.“
    Barclay nahm die Karte und ging auf die Tür zu. „Ich werde Sie wissen lassen, was sich tut“, versprach er. „Wenn sie sie finden, riskiere ich vielleicht sogar, Sie zur Erde mitzunehmen.“ Jerry knurrte und wandte sich wieder Ignatz zu, der sich unruhig auf der Pritsche herumwälzte.
    Drei lange Tage strichen dahin, bis Slim ihnen Nachricht brachte. „Mr. Barclay schickt Ihnen das“, sagte er knapp. Slim vermied es tunlichst, sich längere Zeit in Ignatz’ Nähe aufzuhalten.
    Jerry riß den Umschlag auf. Die Mitteilung war ganz

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