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TS 64: Bluff der Jahrtausende

TS 64: Bluff der Jahrtausende

Titel: TS 64: Bluff der Jahrtausende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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Und wichtige Gründe für einen Besuch habe ich leider nicht vorzuweisen.“
    Florence City war eine Gründung des 36. Jahrhunderts – eine Bungalow-Stadt im östlichen Anden-Vorland, Traumort aller Touristen. Und die Ausschlußrate, genauer gesagt das „Gesetz über die Beschränkung der permanenten und vorübergehenden Zuwanderung zum Planeten Erde“, das dazu dienen sollte, die Übervölkerung der Erde durch Rückwanderer zu verhindern, war im selben Jahrhundert abgeschafft worden, als nämlich die Erde als Modeplanet an Kurswert rapide verlor.
    Ohne Konditionierung hätte Chet dem Florence-City-Trick sicherlich ausweichen können; aber auf die Bemerkung über die Anschlußrate wäre er sicherlich hereingefallen. Etwa mit:
    „Ausschlußrate? Nie gehört? Was ist das?“
    Für Liu-Sü wäre das genug gewesen. Denn im 30. Jahrhundert, als das Gesetz verkündet wurde, hatte es blutige Köpfe deswegen gegeben, und niemand, der aus dem 30. Jahrhundert zu stammen vorgab, konnte behaupten, von der Ausschlußrate nichts zu wissen.
    Chet antwortete also ruhig:
    „Ja, die Ausschlußrate ist ein übles Ding. Ich halte sie für Unsinn … aber leider hatte ich keinen Einfluß auf die Gesetzgebung. Übrigens: Florence City, was ist das?“
    In dieser oder ähnlicher Weise plätscherte die Unterhaltung drei Stunden lang dahin. Die Untersuchung wurde beendet mit einer vierstündigen psychologischen Abfragung, bei der der Gehirninhalt des zu Untersuchenden von einer Psychosonde abgetastet und aufgezeichnet wurde.
    Als Liu-Sü sich schließlich verabschiedete, machte er einen ziemlich müden Eindruck.
    „Ich hasse es“, gab er zu, „Menschen, die bei uns nichts als Gastfreundschaft suchen, so behandeln zu müssen. Außerdem strapaziert es. Aber Sie wissen ja: die Gesetze …“
    Chet nickte lächelnd.
    „Schon gut, Kommissar. Wann bekommen wir Bescheid?“
    „In fünf Stunden etwa.“
    Chet gähnte.
    „Fein. Bis dahin werden wir ein bißchen schlafen.“
     
    *
     
    Sie schliefen wirklich. Die Technik der Geheimdienste war ausgefeilt, und obwohl sie selbst einem angehörten, waren sie keineswegs sicher, ob Liu-Sü nicht doch eine optische Sonde angebracht hatte.
    Sie unterhielten sich über belanglose Dinge und gebrauchten dabei kräftige, blumige Ausdrücke aus der Sprache der alten, privaten Raumfahrt. Über dem Reden schliefen sie ein und schliefen solange, bis das laute, penetrante Signal des Funkempfängers sie weckte.
    Jaune Viviers war als erster auf den Beinen und nahm das Gespräch an, das von SUNRISE direkt zu kommen schien. Eine unbekannte Stimme erklärte:
    „Die Untersuchungsergebnisse sind ausgewertet. Sie haben Landeerlaubnis für Hyannis Spaceport. Sie erhalten Leitfeuer in zehn Minuten. Ende.“
    Warren Foley machte einen Freudensprung.
    „Gras, Wasser und Steaks …!“ schrie er übermütig und hoffte, daß irgendwo eine Sonde herumläge, die Liu-Sü über seine primitive Freude auf dem geradesten Wege informierte.

 
5.
     
    Die HARPOONE machte ihrem Ruf, ein tausend Jahre altes Schiff zu sein, alle Ehre. Mindestens ein dutzendmal entglitt sie dem Leitfeuer. Das Landemanöver, das bei modernen Schiffen aus zweitausend Kilometern Höhe nicht mehr als dreißig Minuten in Anspruch nahm, dauerte zweieinhalb Stunden.
    Während dieser Zeit gewann Chet Farren Überblick über das Gelände in der Umgebung des Raumhafens und ergänzte die Informationen, die ihm von der Erde aus mitgegeben worden waren.
    Hyannis Spaceport – der Name stammte aus der Zeit der ersten Besiedlung, und die ersten Siedler waren Weiße gewesen – lag in der Nähe der Stadt Ulan. Ulan hatte nach Chets Informationen dreizehn Millionen Einwohner und war die zweitgrößte Stadt im mongolischen Ballungsraum. Sie war die wichtigste Stadt auf ALGENIB XIl.
    Die HARPOONE landete am östlichen Rand des Raumhafens, nur wenige hundert Meter von den Werften entfernt. Als Chet die Triebwerke ausgeschaltet hatte, meldete Jaune, der an den Bildgeräten saß, daß ein Gleitwagen auf das Schiff zukomme. Das Fahrzeug hatte nur zwei Mann Besatzung, und das wiederum beruhigte Chet sehr.
    Der Mann neben dem Gleiterpiloten war Liu-Sü. Er zeigte sich von seiner besten Seite, als Chet mit seinen Leuten die HARPOONE verließ.
    „Alles in Ordnung!“ rief er ihnen entgegen, als sie über die Rampe herabkamen. „Sie sind auf SUNRISE willkommen!“
    Chet und seine Männer trugen Arbeitskombinationen. Die Raumanzüge hatten sie im Schiff zurückgelassen.

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