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TS 65: Die Zeit-Agenten

TS 65: Die Zeit-Agenten

Titel: TS 65: Die Zeit-Agenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Merwin jr.
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über ihr Weggehen geärgert zu haben. „Wann siehst du den Kronprinzen wieder?“ fragte er.
    Elspeth hob die Brauen. „Aber Gnaius! Ist das nicht Sache des Kronprinzen? Schließlich sind wir doch beide seine Untertanen?“
    „Eine rückständige Welt!“ fuhr Gnaius auf. Er griff nach ihrem Arm und führte sie aus dem Saal.
    Elspeth war schon im Begriff gewesen sich zu weigern mit ihm zu gehen, aber dieser erneute Beweis für die fremde Herkunft des Dichters gab den Ausschlag. Eine kleine Eskorte von Prätorianern, die für solche Dienste bereitstand, brachte sie zu Gnaius weißer Stuckvilla auf dem caelischen Berg in der Nähe der alten Stadtmauer.
    Das war Elspeths erster Besuch im Hause ihres „Geliebten“. Es war rund um einen pappelbestandenen engen Hof gebaut. Er führte sie in eine Art Wohnzimmer, das mit Tischen und Sofas ausgestattet war und dessen Fresken Szenen aus der römischen Mythologie zeigten.
    „Carissima, du hast mich verlassen!“ Gnaius stand vor ihr und hielt ihr einen goldgeschmückten Weinkrug hin. Sie lächelte und nahm einen kleinen Schluck – wieder dieser scharfe Marsala, den sie so wenig mochte – und reichte ihm den Krug zurück.
    „Auf das, was wir lieben!“ rief er aus und nahm einen langen Zug. Dann setzte er den Krug ab und führte sie zu einem Diwan. „Wo bist du eigentlich, wenn du dich so völlig zurückziehst, Marina? Ich glaube, gerade das ist es, was mich so zu dir zieht.“ Er verstummte und seine Finger tasteten zögernd nach den ihren, zuckten aber gleich wieder zurück, als hätten sie Eis berührt.
    „Erzähle mir von dir, Gnaius“, bat sie, bemüht, den Ekel nicht zu zeigen, den sie bei seiner Berührung empfand. „Ich weiß ja so wenig von dir. Wo ist dein Heim?“
    „Mein Heim?“ Er lachte humorlos. „Mein Heim ist die Welt, eine Welt meiner eigenen Phantasie. Eine Welt, die ganz anders ist als dieser primitive Dschungel von Schwertern, Standbildern, Sklaverei und Dummheit.“
    „Hübsch gesagt“, murmelte sie und fragte sich im stillen, wer denn wissen konnte, daß Rom primitiv war, wenn auch er von Antik stammte.
    Die Zornesröte stieg ihm ins Gesicht, und seine Finger klammerten sich um ihren Arm. „Du machst dich über mich lustig, Marina. Das solltest du nicht tun. Ich kann nichts dafür, daß Frauen mir angst machen – du freilich am allerwenigsten.“
    „Danke für diese netten Worte“, sagte Elspeth eisig und versuchte aufzustehen. Aber Gnaius hielt sie mit eisernem Griff fest. Seine Lippen näherten sich den ihrigen.
     
    *
     
    Später flößte Elspeth ihm mehr Wein ein und wartete, bis er einschlief. Er begann zu schnarchen.
    Sie wartete fünf Minuten, um sicherzugehen, daß er wirklich schlief. Sein Atem ging regelmäßig. Sie zog vorsichtig ihren Arm unter seinem Kopf hervor und erhob sich leise.
    Was sie eigentlich suchte, wußte sie nicht. Offensichtlich hatte Gnaius seine Sklaven weggeschickt oder sie nach unten in ihr Kellerquartier gesandt. All das war etwas, was ihn als Nichtrömer kennzeichnete, denn das Bedürfnis, für sich allein zu sein, war unter diesen Leuten praktisch unbekannt.
    Gnaius regte sich im Schlaf, und Elspeth hielt den Atem an. Wenn Gnaius wirklich von Herzland stammte, würden sich zweifellos in seinem Besitz irgendwelche Gegenstände befinden, die ihn an sein Zuhause erinnerten, ein Gerät für den äußersten Notfall, irgend etwas, das ihm half, den Transitionspunkt wieder zu finden, durch den er hergekommen war.
    Er konnte schwerlich das Tor von Messina benutzt haben. Hätte er das getan, hätten die Wächter davon erfahren, denn sie besaßen Geräte, die sämtliche Zeittransitionen durch alle bekannten Tore registrierten. Die Tatsache, daß jemand ein Tor benutzte, von dem die Wächter nichts wußten, rief Elspeth erneut ins Gedächtnis zurück, wie ernst die Lage war.
    Wo, überlegte sie, würde Gnaius ein solches Gerät verborgen haben? Wahrscheinlich in seinem Schlafzimmer, um es sofort bei der Hand zu haben, sollte ein Notfall eintreten, während er schlief. Dank ihrer neugewonnenen Kenntnisse von römischer Innenarchitektur fiel es Elspeth nicht schwer, das Schlafgemach des Dichters zu finden. Es lag auf der anderen Seite des Hauses, und seine Fenster gingen auf den Hof hinaus.
    Die Suche nahm eine Weile in Anspruch. Schließlich fand sie unter dem Bett eine Landkarte und zwischen den Falten einer Toga eine Waffe.
    Die Karte war kein Produkt einer römischen Zivilisation … Sie zeigte Flüsse und

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