TS 71: Flitterwochen in der Hölle
glauben können. Auch dann nicht, wenn Anna Borisovna – Pardon, Ihre Gattin – die gleiche Geschichte erzählen sollte, muß sie nachgeprüft werden. Sie ist heil gelandet und berichtet gerade.“
„Sie wird dasselbe erzählen wie ich.“
„Wissen Sie ganz genau, daß es außerirdische Lebewesen waren? Es waren doch nicht etwa – Russen? Hätten es nicht welche sein können?“
„Selbstverständlich hätten es auch Russen sein können! Das heißt, wenn es Russen gibt, die reichlich zwei Meter lang sind und dabei nicht mehr als fünfzig Pfund wiegen. Außerdem müßten sie noch quittengelb sein, vier Arme haben und Augen ohne Pupillen besitzen. Dazu gehört noch ein Raumschiff ohne jegliche sichtbare Antriebsquelle.“
„Sie wurden also beide dreizehn Tage in Einzelzellen gefangengehalten? Sie haben nicht einmal …“
„Ich habe nicht“, erwiderte Carmody grimmig. „Wenn wir nicht rechtzeitig geflohen wären, säßen wir jetzt noch dort oben. Wir haben uns buchstäblich die Hände blutig gearbeitet, um die Raketen startklar zu machen.“
Es klopfte, und ein Techniker kam mit einem Lügendetektor herein. Der Apparat war klein, aber zuverlässig – das Standardmodell, das vor drei Jahren eingeführt worden war.
Der Techniker baute ihn auf und beobachtete die Nadel, während Granham Carmody einige vorsichtig formulierte Fragen stellte. Nach einiger Zeit sah der Major den Techniker fragend an.
„Keinerlei Ausschlag, nicht einen Millimeter“, sagte der Techniker.
„Kann er nicht den Apparat hereingelegt haben?“
„Diesen Detektor?“ fragte der Techniker beleidigt. „Dazu braucht man eine Gehirnoperation oder eine noch nie dagewesene Hypnose. Mit dem haben wir schon Psychopathen überführt!“
„Kommen Sie“, sagte Granham zu Carmody, „das Flugzeug wartet schon. Es tut mir leid – aber ich mußte sichergehen.“
„Ich bin Ihnen auch deswegen nicht mehr böse, denn ich kann es selbst kaum glauben – und dabei habe ich es selbst erlebt.“
Sofort nach ihrer Ankunft wurden sie in das Konferenzzimmer geführt, wo Präsident Saunderson mit einem halben Hundert Beratern an einem Tisch saß. Der Gesandte der Östlichen Union war ebenfalls anwesend.
Der Präsident schüttelte Carmody nervös die Hand und kam sofort zur Sache.
„Wir wollen alles ganz genau wissen, Captain. Ihre Gattin hat die gleiche Geschichte erzählt, aber …“
„Vermutlich hat man bei ihr auch einen Lügendetektor benutzt?“
„Scopolamin“, warf der Gesandte ein. „Wir haben zu diesem Wahrheitsserum mehr Zutrauen als zu einer Maschine. Sie hat genau das gleiche erzählt.“
„Noch etwas Wichtiges“, fuhr der Präsident fort, „wann sind Sie vom Mond abgeflogen?“
Carmody überlegte einen Augenblick und nannte dann die genaue Zeit.
Saunderson nickte ernst. „Wenige Stunden später stellten die Wissenschaftler fest, daß die Chromosomen wieder ihre alte Molekularstruktur angenommen haben – das heißt, daß ab heute wieder die alten Verhältnisse herrschen.“
„Sehen Sie, was das bedeutet, Captain? Das Raumschiff, in dem Sie gefangengehalten wurden, muß an dieser Veränderung schuld gewesen sein. Nachdem Sie geflohen waren, haben sie es anscheinend mit der Angst bekommen und sind weggeflogen, weil sie Vergeltungsmaßnahmen fürchteten.“
„Da haben sie durchaus recht gehabt“, sagte der Gesandte. „Wir sind zwar nicht auf einen Krieg im All eingerichtet, aber wir hätten hinaufgeschickt, was wir hatten. Herr Präsident, wir müssen alles zusammenlegen, was wir an Waffen besitzen – wer weiß, wann sie wieder auftauchen?“
Saunderson nickte nochmals. „Nun, Captain …“
„Wir landeten beide tadellos und machten uns sofort daran, die Nachschubraketen zu öffnen. Dann begannen wir mit dem Aufbau des Schutzraumes. Wir waren gerade fertig geworden, als ich das Raumschiff über den Ringwall des Kraters kommen sah. Es war …“
„Sie trugen immer noch Ihre Raumanzüge?“ wollte jemand wissen.
„Ja“, knurrte Carmody, „wir trugen immer noch unsere Raumanzüge. Wir versuchten nicht uns zu verstecken, da sie uns offensichtlich bereits gesehen hatten. Außerdem wußten wir ja noch gar nicht, daß sie uns feindlich gegenüberstanden. Sie landeten leicht wie eine Feder direkt vor unserer Nase. An einer Seite des Raumschiffes öffnete sich eine Luke …“
„Bitte, beschreiben Sie das Schiff.“
„Ungefähr vierzig Meter lang, sechs Meter Durchmesser, abgerundete Enden. Weder Bullaugen,
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