Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 71: Flitterwochen in der Hölle

TS 71: Flitterwochen in der Hölle

Titel: TS 71: Flitterwochen in der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredric Brown
Vom Netzwerk:
schön, kühl und unbeteiligt … Man hätte glauben können, daß sie nie das Radio andrehte oder eine Zeitung las – daß sie einfach nicht wußte, was geschah.
    „Setzten Sie sich, meine Liebe“, sagte er zu ihr. Ihre Augen zeigten bei dieser unerwarteten Form der Anrede einen Augenblick einen überraschten Ausdruck, aber dann setzte sie sich graziös auf den Stuhl, den sie auch sonst benutzte. Sie hielt den Bleistift schreibbereit.
    „Nein, Myra“, sagte er. „Ich möchte mich mit Ihnen über eine persönliche Angelegenheit unterhalten. Ich möchte Sie nämlich bitten, meine Frau zu werden.“
    Diesmal war sie wirklich überrascht. „Doktor Braden – wollen Sie sich einen Witz mit mir machen?“
    „Nein, ganz entschieden nicht. Ich weiß, daß ich einige Jahre älter als Sie bin, aber hoffentlich nicht zu viele. Ich bin siebenunddreißig, obwohl ich wahrscheinlich älter aussehe, aber das kommt von meinet Art zu arbeiten. Sie sind – siebenundzwanzig?“
    „Ich bin letzte Woche achtundzwanzig geworden. Aber ich denke jetzt gar nicht an das Alter. Es ist alles … Es kommt alles so überraschend! Sie haben noch nie irgendwelche Annäherungsversuche gemacht, das heißt, daß Sie der erste Mann sind, für den ich gearbeitet habe und der es nicht versucht hätte.“
    Braden lächelte sie an. „Es tut mir leid, aber ich habe nicht gewußt, daß das dazugehört. Aber es ist mein voller Ernst, Myra, wollen Sie mich heiraten?“
    Sie sah ihn nachdenklich an. „Ich – ich weiß nicht. Seltsamerweise bin ich sogar etwas in Sie verliebt. Ich weiß gar nicht warum. Sie sind immer völlig unpersönlich und geschäftsmäßig, daß Sie noch nie versucht haben, mich zu küssen oder mir auch nur ein Kompliment zu machen.
    Außerdem mag ich diese plötzliche und – unromantische Art nicht. Fragen Sie mich doch bald einmal wieder … In der Zwischenzeit könnten Sie mir ab und zu einmal sagen, daß Sie mich lieben – es könnte helfen.“
    „Ich liebe Sie, Myra. Bitte, verzeihen Sie mir. Aber Sie sind wenigstens bereit, sich Ihre Entscheidung zu überlegen und weisen mich nicht jetzt schon ab?“
    Sie schüttelte langsam den Kopf. Sie hatte wunderschöne Augen, mit denen sie ihn unverwandt ansah.
    „Dann werde ich Ihnen erklären, warum ich Ihnen so spät und so plötzlich einen Heiratsantrag gemacht habe. Ich habe ununterbrochen gegen die Zeit gearbeitet. Wissen Sie, woran ich gearbeitet habe?“
    „Es hatte irgend etwas mit der Verteidigung zu tun, das weiß ich. Eine Erfindung – wenn ich mich nicht irre, dann haben Sie es auf eigene Kosten, ohne die Unterstützung der Regierung, getan.“
    „Das stimmt“, sagte Braden. „Die Militärs wollten meine Theorien nicht glauben – und die meisten anderen Physiker glaubten auch nicht daran. Glücklicherweise habe ich – hatte ich – ein großes Vermögen durch die Auswertung einiger Patente erworben. Ich habe an einem Schutz gegen die Atombombe und gegen die Wasserstoffbombe gearbeitet – ein kuppelförmiges Kraftfeld, das völlig undurchdringlich ist.“
    „Und Sie …“
    „Ja, ich habe es. Es ist soweit entwickelt, daß ich es jederzeit um dieses Gebäude legen kann, und es wird so lange arbeiten, wie ich will. Nichts kann es durchdringen – absolut nichts. Ich habe dieses Haus mit enormen Mengen von Vorräten ausgestattet – es ist genug hier, um zwei Menschen bis an ihr Lebensende zu ernähren.“
    „Aber Sie werden Ihre Erfindung doch der Regierung zur Verfügung stellen? Wenn es ein Mittel gegen die H-Bombe ist …“
    Braden runzelte die Stirn. „Es ist ein Mittel dagegen, aber es hat keinen militärischen Wert. Die Militärs hatten doch recht. Die Energie, die benötigt wird, um ein solches Kraftfeld zu schaffen, wächst im Quadrat zu der Größe der Kuppel. Die über meinem Haus wird etwa dreißig Meter Durchmesser haben, und wenn ich sie einschalte, wird sie vermutlich allen Strom in ganz Cleveland brauchen.
    Um solch eine Kuppel über einer kleinen Ortschaft oder einem einzigen Militärstützpunkt zu errichten, würde man mehr Strom brauchen, als dieses Land in einigen Wochen verbraucht. Wenn es dann einmal ausgeschaltet würde, um irgend jemand hinein- oder hinauszulassen, würde es die gleiche irrsinnige Menge Energie verbrauchen wie das erste Mal.
    Die Regierung könnte höchstens das tun, was ich selbst zu tun gedenke. Man kann nur das Leben von einigen retten, kann sie vor der Vernichtung und dem Wahnsinn bewahren, die auf uns zukommen.

Weitere Kostenlose Bücher