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TS 71: Flitterwochen in der Hölle

TS 71: Flitterwochen in der Hölle

Titel: TS 71: Flitterwochen in der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredric Brown
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sie, daß Carson ihr folgte.
    Er schloß die Augen. Die Stimme sprach weiter. Immer die gleichen Wörter. Jedesmal, wenn er die Augen öffnete, rannte die Eidechse fort und kam wieder.
    „Verletzt. Töten. Komm.“
    Carson stöhnte. Er würde keine Ruhe haben, wenn er dem verfluchten Ding nicht folgte.
    Er kroch ihm nach. Ein seltsamer Laut drang an sein Ohr. Etwas lag im Sand und zappelte – etwas, was wie eine blaue Eidechse aussah und doch keine war …
    Dann erkannte er, was es war – die Eidechse, deren Beine der Roller ausgerissen hatte. Sie war nicht tot, sondern war wieder am Leben und schrie vor Schmerzen.
    „Verletzt“, sagte die andere Eidechse. „Verletzt. Töten. Töten.“
    Carson verstand. Er nahm sein Steinmesser aus dem Gürtel und erlöste die gequälte Kreatur. Die andere Eidechse verschwand.
    Carson war wieder an der Barriere. Er stützte seinen Kopf dagegen und beobachtete den Roller, der an seinem Katapult arbeitete.
    „Ich könnte zu ihm hinkriechen“, dachte er, „wenn ich nur durch könnte. Wenn ich zu ihm könnte, würde ich vielleicht gewinnen. Er wirkt auch schon sehr schwach. Ich könnte …“
    Dann überfiel ihn die Hoffnungslosigkeit wie eine schwarze Wolke, und er wünschte sich den Tod. Er beneidete die Eidechse, die er gerade getötet hatte – sie mußte nicht weiterleben und leiden, aber er mußte es. Es würde noch Stunden, wenn nicht sogar Tage dauern, bevor er an der Blutvergiftung starb.
    Wenn er doch nur das Messer an sich benutzen könnte … Aber er wußte, daß er das nie tun würde, solange er nur noch die geringste Chance hatte.
    Er sah, daß seine Arme, die er gegen die Barriere stemmte, dünn und abgemagert aussahen. Er mußte wirklich schon tagelang hier sein, wenn er schon so abgemagert war. Wie lange noch, bevor er starb? Wieviel Hitze, Durst und Schmerzen konnte sein Körper noch ertragen?
    Dann kam ihm ein Gedanke.
    Die Eidechse, die er gerade getötet hatte. Sie war lebend durch die Barriere gelangt. Sie war von der anderen Seite gekommen – der Roller hatte ihr die Beine ausgerissen und hätte sie dann verächtlich weggeworfen. Sie war auf seine Seite gefallen – und er hatte gedacht, sie sei tot.
    Aber sie war nicht tot, sondern bewußtlos.
    Eine lebendige Eidechse konnte nicht durch die Barriere, aber eine bewußtlose konnte es. Die Barriere war nur ein Hindernis für Lebewesen, die bei Bewußtsein waren, nicht für bewußtlose. Sie war also eine geistige Sperre, eine geistige Mauer …
    Mit diesem Gedanken kroch Carson zu der Barriere, um einen letzten verzweifelten Versuch zu unternehmen – einen Versuch, der so aussichtslos erschien, daß ihn nur ein Sterbender wagen konnte.
    Es war sinnlos, sich die Chancen dafür auszurechnen, denn sie standen unendlich zu eins, daß er scheiterte.
    Er kroch an der Barriere entlang, bis er zu dem Sandhaufen kam, den er – vor wie vielen Tagen? – aufgehäuft hatte, als er versucht hatte, sich unter der Barriere durchzugraben oder Wasser zu finden.
    Carson nahm einen Stein mit und kletterte langsam auf den kleinen Hügel. Oben lehnte er sich gegen die Barriere, so daß er in das feindliche Gebiet herunterrollen mußte, wenn die Barriere nicht mehr da sein sollte.
    Er vergewisserte sich, daß das Messer fest in seinem Gürtel steckte und daß das Seil der Harpune noch um sein Handgelenk geknotet war.
    Dann hob er die rechte Hand mit dem Stein, den er sich an den Kopf schlagen wollte. Er würde Glück nötig haben, wenn er zuschlug, denn der Schlag mußte fest genug sein, um ihn bewußtlos zu machen und leicht genug, um ihn bald wieder aufwachen zu lassen.
    Carson hatte das Gefühl, als beobachtete ihn der Roller – dann würde er bestimmt sehen, wie er durch die Barriere fiel und würde näher kommen. Er hoffte, daß der Outsider ihn für tot halten würde – wahrscheinlich hatte er bereits erkannt, wie die Barriere funktionierte. Aber er würde vorsichtig kommen, und Carson würde ein wenig Zeit haben …
    Er schlug zu.
    Schmerz war das erste, was er spürte, als er wieder aus der Bewußtlosigkeit erwachte. Ein plötzlicher schneidender Schmerz in seiner Hüfte, der sich deutlich von dem in seinem Bein und dem in seinem Hals unterschied. Aber er hatte damit gerechnet, hatte diesen Schmerz, der von einem Stein herrührte, erwartet und hatte sogar darauf gehofft.
    Carson lag ganz ruhig, aber öffnete seine Augen und sah, daß er richtig vermutet hatte. Der Roller kam näher. Er war noch fünf Meter entfernt

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