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TS 72: Das Erbe von Hiroshima

TS 72: Das Erbe von Hiroshima

Titel: TS 72: Das Erbe von Hiroshima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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ungeklärten Vorfall auf der Farm seines Schwagers war er nicht mehr zur Ruhe gekommen. Mit Besorgnis hatte er das Heranwachsen Anns beobachtet und befürchtet, die einmal gezeigte Fähigkeit ihres Gehirns, Einfluß auf Materie auszuüben, würde sich wiederholen oder gar heranbilden. Aber anscheinend blieb jenes Ereignis eine Zufallserscheinung.
    Ann Britten war ein junges, hübsches Mädchen geworden, um dessen Gunst sich die Jünglinge in der Tanzstunde bewarben.
    Ann lächelte heimlich über die Anstrengungen ihrer vielen Verehrer, kaum daß sie begann, ihre wirklichen Absichten bewußt zu begreifen. Und dann kam sogar der Zeitpunkt, wo sie diese Absichten zu verachten und zu hassen begann – aber nicht sehr lange.
    So lange nämlich nur, bis ihr Lex Harnahan begegnete.
    Es war reiner Zufall.
    Ihre Eltern hatten sie mit ins Theater genommen und danach in ein Restaurant, wo man noch eine Kleinigkeit aß und sich bei einem Glas Wein erfrischte.
    Zurückgelehnt saß Bob Britten in seinem Stuhl.
    „Es ist recht voll heute“, bemerkte er kauend. „Wo mögen nur die ganzen Leute herkommen?“
    „Die Ausstellung lockte viele Besucher herbei“, klärte seine Frau ihn auf. „Sie kommen aus allen Staaten.“
    „Ausgerechnet nach Richmond“, schüttelte Bob den Kopf, als sei er mit dem Zustrom der Fremden nicht besonders einverstanden. „Es war eine so nette, ruhige Stadt.“
    „Ewig wird es ja auch nicht dauern“, beruhigte ihn Marry. „Außerdem haben wir nichts damit zu tun.“
    Jemand machte sich hinter Bobs Stuhl an den Kleiderhaken zu schaffen und suchte seinen Mantel. Ann betrachtete ihn flüchtig und beobachtete mehr im Unterbewußtsein, wie der Fremde sich bemühte, seinen Ulster abzunehmen, ohne das Durcheinander der abgehängten Kleidungsstücke noch mehr zu verwirren. Endlich gelang es ihm, nachdem er unter vielen Entschuldigungen einen herabgefallenen Hut wieder auf den Haken hing.
    Bob knurrte etwas und sah ihm nach.
    „Er hat mich zweimal angerempelt“, knurrte er. „Besonders höflich sind diese Fremden gerade nicht.“
    „Du bist ungerecht“, entgegnete Marry mit einem Seitenblick auf Ann. „Wenn du so weitermachst, wird Ann menschenscheu.“
    „Was hat denn das nun wieder damit zu tun? Im übrigen schadet es nichts, wenn Ann Fremden gegenüber vorsichtig ist. Sie ist nun in dem Alter …“
    Bob sprach nicht weiter, denn er wurde abgelenkt. An der Eingangstür entstand ein Tumult. Lautes Reden übertönte das gewohnte Gemurmel und brachte dieses zum Schweigen. Nur noch die Stimmen zweier Männer blieben hörbar. Jeder vermochte sie sehr deutlich zu verstehen.
    „Ich habe es genau gesehen“, sagte jetzt der Mann im Sportanzug, der einen anderen am Mantelaufschlag festhielt und so verhinderte, daß er sich entfernen konnte. „Sie haben dem Herrn dort drüben am Tisch die Brieftasche gestohlen.“
    Das Schweigen wurde womöglich noch vollkommener. Niemand sprach ein Wort. Von irgendwoher eilte der Geschäftsführer herbei.
    „Das ist eine Lüge!“ sagte der Mann im Ulster, den Bob jetzt wiedererkannte. „Ich werde mich beschweren.“
    „Reden Sie keinen Unsinn!“ herrschte der Fremde im Sportanzug ihn an. „Manager, rufen Sie die Polizei an. Na, los schon, beeilen Sie sich!“
    Der Geschäftsführer nickte verwirrt und verschwand in der Telefonzelle.
    Inzwischen untersuchten nervöse Männerhände alle vorhandenen Taschen. Aber niemand vermißte seine Brieftasche. Man atmete erleichtert auf.
    „Du solltest auch mal nachsehen“, riet Marry. „Er hat hinter dir gestanden, als er seinen Mantel anzog.“
    Bob nickte geistesabwesend. Nicht im Traum dachte er an die Möglichkeit, jemand könne ihm etwas aus der Brusttasche geholt haben, ohne daß er es bemerkt hätte. Fast automatisch griff er zur Brieftasche und machte kein sehr geistreiches Gesicht, als er die Hand leer zurückzog. Verblüfft betrachtete er sie.
    Ann handelte instinktiv.
    Sie sprang auf und eilte an den voll besetzten Tischen vorbei bis zur Tür. Der Mann im Ulster wehrte sich immer noch, aber der eiserne Griff des anderen vereitelte jeden Fluchtversuch.
    „Es ist die Brieftasche meines Vaters“, erklärte sie.
    Die Hände des Fremden, der in seiner lässigen Manchesterhose so gar nicht in dieses vornehme Restaurant paßte, wanderten blitzschnell und gekonnt durch die Taschen des Gestellten.
    „Ist es diese hier, gnädiges Fräulein?“
    „Ja, ich kenne sie genau. Mein Vater besitzt sie schon viele Jahre – da

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