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TS 72: Das Erbe von Hiroshima

TS 72: Das Erbe von Hiroshima

Titel: TS 72: Das Erbe von Hiroshima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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kommt er schon.“
    Bob Britten war herbeigeeilt. Sein Gesicht zeigte neben der immer noch nicht abgeklungenen Verblüffung eine gewisse Verlegenheit. Es war ihm peinlich, so in aller Öffentlichkeit als unfreiwilliger Schauspieler aufzutreten. Und dazu noch in einer nicht gerade angenehmen Rolle.
    „Meine Papiere beweisen es“, knurrte er böse, ohne seine Dankbarkeit verbergen zu können. „Der Kerl muß sie mir gestohlen haben, als er hinter mir stand. Ich verstehe das nicht.“
    „Niemand kennt die Tricks der Gauner“, beruhigte ihn der Fremde und machte eine kleine Verbeugung. „Mein Name ist Lex Harnahan. Ich bin Detektiv. Im übrigen ist es reiner Zufall, daß ich den Vorfall beobachtete.“
    „Britten“, erwiderte Bob die Vorstellung. „Meine Tochter Ann.“
    „Sehr angenehm“, machte Lex eine zweite Verbeugung, diesmal zu Ann gewandt.
    Ann wurde rot, aber ihr Vater half ihr aus der Verlegenheit.
    „Darf ich Sie an unseren Tisch bitten, Mister Harnahan?“ fragte er, als er die Brieftasche zurückerhalten hatte. „Sie ahnen ja nicht, wie dankbar ich Ihnen bin.“
    „Zuerst übergebe ich diesen Galgenvogel der Polizei – sie fährt gerade vor. Bis gleich.“
    Draußen ertönte die wohlbekannte Sirene, harte Schritte polterten über dämpfende Teppiche, aber dann war auch der Manager schon herbei und schob Harnahan und seine Beute hinaus auf den Flur. Im Lokal blieb noch eine Weile alles still, aber dann setzte das Gemurmel wieder ein. Der Vorfall wurde diskutiert, und an die fünf Minuten blieb der Tisch Brittens Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit. Dann aber verlor sich das Interesse, so daß Harnahan fast unbeachtet herbeikommen und sich nach abermaliger Vorstellung setzen konnte.
    „Hat man ihn verhaftet?“ wollte Bob wissen und füllte Lex’ Glas. „Sicher wird man mich als Zeugen vernehmen.“
    Lex nickte.
    „Das wird sich kaum vermeiden lassen, Mister Britten. Aber nun möchte ich Sie bitten, das Vergangene zu vergessen. Sie verderben sich sonst den restlichen Abend.“
    „Wir wollten gerade aufbrechen“, gestand Marry. „Zu Hause ist es viel netter.“
    „Wir mögen diese lärmenden Lokale nicht“, bestätigte auch Bob und nickte. „Sie sehen ja selbst, was einem dabei passieren kann. Wären Sie nicht gewesen …“
    „Es ist mein Beruf, die Augen offenzuhalten.“
    „Sie sind Detektiv?“
    „Ja, aber nebenbei schreibe ich noch Romane. Man ernährt sich damit recht mühsam.“
    Lex Harnahan mochte an die siebenundzwanzig Jahre alt sein, vielleicht auch dreißig. Er hatte ein gebräuntes, offenes Gesicht, scharfe Augen und dunkles, welliges Haar.
    Ann beobachtete ihn mit scheuem Interesse. Sie war sich dieses Interesses natürlich nicht bewußt, aber sie fühlte, daß Lex Harnahan ihr gefiel und verspürte den Wunsch, ihn wiederzusehen.
    Marry bemerkte nichts von alledem.
    „Kommen Sie noch mit zu uns“, lud sie den Schriftsteller und Detektiv ein. „Da haben wir Ruhe – und eine gute Flasche Wein.“
    Bob erhob sich, ohne eine Antwort abzuwarten.
    „Ich begleiche die Rechnung, Mister Harnahan. Inzwischen sind Sie sicherlich so freundlich, meinen Damen in die Mäntel zu helfen. Ich bin gleich zurück.“
    So also gelangte Harnahan in die Wohnung der Brittens.
    Und so lernte er Ann kennen, dieses wunderbare Mädchen, das ihm noch so viele Rätsel aufgeben sollte.
     
    *
     
    Lex Harnahan wurde regelmäßiger Gast bei den Brittens.
    Zuerst empfand Bob die neue Bekanntschaft als harmlose Abwechslung, aber es konnte ihm nicht verborgen bleiben, daß seine Tochter Ann den Besuchen mit stets steigender Nervosität und schließlich unverhohlener Freude entgegensah. Sie vernachlässigte die Schule dabei keineswegs und bereitete sich auf ihr medizinisches Studium vor, aber das Wochenende gehörte einzig und allein Lex Harnahan.
    Bob hatte nichts gegen den Detektiv, dessen Beruf ihm interessant und aufregend schien, obwohl er es bei weitem nicht war. Als er den ersten Roman des jungen Mannes gelesen hatte, stieg seine Hochachtung sogar beträchtlich, aber wenn er an die gemeinsamen Ausflüge seiner Tochter mit Lex dachte, wurde ihm ein wenig ungemütlich zumute.
    Besonders heute.
    Es war Samstagvormittag, und Marry kümmerte sich um das Mittagessen. Lex hatte sich für 12 Uhr angemeldet. Die Sonne schien, und kein Wölkchen verriet eine Wetteränderung.
    Ann saß neben ihrem Vater auf der Veranda. Schon lange bemerkte er, daß sie etwas auf dem Herzen hatte und versuchte, es

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